TU Darmstadt / ULB / TUbiblio

Zur Problematik von Sprachstandserhebungen in der Migrationsforschung – illustriert am Beispiel der Integrationsstudie von H. Esser

Roche, Jörg (2009)
Zur Problematik von Sprachstandserhebungen in der Migrationsforschung – illustriert am Beispiel der Integrationsstudie von H. Esser.
In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF, 14 (2)
Artikel, Bibliographie

Dies ist die neueste Version dieses Eintrags.

Kurzbeschreibung (Abstract)

In der Migrationsforschung spielen Sprachkenntnisse bisher eine eher nachgeordnete Rolle. Abgesehen von wenigen Studien zur Wirksamkeit sprachlicher Integrationsmaßnahmen finden sprachliche Aspekte am ehesten bei der Bildungsplanung (zum Beispiel dem Bedarf an „muttersprachlichem Förderunterricht“), bei der Bemessung des Integrationsgrades und bei der Bewertung beruflicher Chancen der Migranten bzw. bei der Erhebung des Bedarfs an fremd- oder mehrsprachigen Arbeitskräften Berücksichtigung. Da verlässliche Daten meist nicht vorliegen oder nur mit einem größeren Aufwand zu erheben sind, behilft sich die Migrationsforschung in der Regel mit Selbsteinschätzungen der Betroffenen. Wie auch in anderen Bereichen der Sozialforschung, haben sich Selbsteinschätzungen aber als wenig zuverlässig erwiesen. Der Beitrag setzt sich kritisch mit den Verfahren und Schlussfolgerungen dieser Studien auseinander, die immer wieder herangezogen werden, um eine Defizienzkultur von Mehrsprachigkeit zu porträtieren und zu perpetuieren. Bei Berücksichtigung fachgerechter Parameter aus der neueren Erwerbs-, Mehrsprachigkeits- und Bildungsforschung zeigt sich jedoch, dass konstruktive Perspektiven auf Mehrsprachigkeit dem oft noch schlummernden Potenzial in mehrsprachigen Kompetenzen auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wesentlich besser gerecht werden.

Typ des Eintrags: Artikel
Erschienen: 2009
Autor(en): Roche, Jörg
Art des Eintrags: Bibliographie
Titel: Zur Problematik von Sprachstandserhebungen in der Migrationsforschung – illustriert am Beispiel der Integrationsstudie von H. Esser
Sprache: Deutsch
Publikationsjahr: 2009
Ort: Darmstadt
Verlag: Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Titel der Zeitschrift, Zeitung oder Schriftenreihe: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF
Jahrgang/Volume einer Zeitschrift: 14
(Heft-)Nummer: 2
Zugehörige Links:
Kurzbeschreibung (Abstract):

In der Migrationsforschung spielen Sprachkenntnisse bisher eine eher nachgeordnete Rolle. Abgesehen von wenigen Studien zur Wirksamkeit sprachlicher Integrationsmaßnahmen finden sprachliche Aspekte am ehesten bei der Bildungsplanung (zum Beispiel dem Bedarf an „muttersprachlichem Förderunterricht“), bei der Bemessung des Integrationsgrades und bei der Bewertung beruflicher Chancen der Migranten bzw. bei der Erhebung des Bedarfs an fremd- oder mehrsprachigen Arbeitskräften Berücksichtigung. Da verlässliche Daten meist nicht vorliegen oder nur mit einem größeren Aufwand zu erheben sind, behilft sich die Migrationsforschung in der Regel mit Selbsteinschätzungen der Betroffenen. Wie auch in anderen Bereichen der Sozialforschung, haben sich Selbsteinschätzungen aber als wenig zuverlässig erwiesen. Der Beitrag setzt sich kritisch mit den Verfahren und Schlussfolgerungen dieser Studien auseinander, die immer wieder herangezogen werden, um eine Defizienzkultur von Mehrsprachigkeit zu porträtieren und zu perpetuieren. Bei Berücksichtigung fachgerechter Parameter aus der neueren Erwerbs-, Mehrsprachigkeits- und Bildungsforschung zeigt sich jedoch, dass konstruktive Perspektiven auf Mehrsprachigkeit dem oft noch schlummernden Potenzial in mehrsprachigen Kompetenzen auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wesentlich besser gerecht werden.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

Modern research on migration issues occasionally uses linguistic data to make some far-reaching claims on the (lack of) potentials and benefits of multilingualism for the integration of migrants into a host society. Recently, an oft-quoted study by H. Esser assembled and re-analysed some of the most prominent of such studies with the aim to show that language acquisition is only possible at the expense of one of the languages involved, that language acquisition is only effective before the so-called Critical Period, and that multilingualism by and large produces no measurable benefits for society or the multilingual individuals. The present article sets out to re-investigate the studies cited by Esser in terms of their theoretical foundation, validity and methodological scrutiny. It turns out that almost all studies referenced in migration research that make claims about language acquisition and linguistic benefits use vague (subjective) assessments of the learners’ competence in and use of the languages involved. Thus there is little hard evidence to substantiate the sweeping claims made by researchers such as Esser, who base their research mainly on rational choice assumptions. The article therefore argues in favour of developing a productive approach to multilingualism as it is common in current multilingualism, acquisition and sociological research. It draws the attention to both the societal and individual potentials of multilingualism, including the economic benefits to modern societies.

Englisch
Freie Schlagworte: Mehrsprachigkeit, Integration und Sprache, Sprachstandserhebung, Migrationsforschung, Sinus Studie, Esser.
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 400 Sprache > 400 Sprache, Linguistik
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft > Sprachwissenschaft - Mehrsprachigkeit
Hinterlegungsdatum: 02 Aug 2024 13:00
Letzte Änderung: 02 Aug 2024 13:00
PPN:
Export:
Suche nach Titel in: TUfind oder in Google

Verfügbare Versionen dieses Eintrags

Frage zum Eintrag Frage zum Eintrag

Optionen (nur für Redakteure)
Redaktionelle Details anzeigen Redaktionelle Details anzeigen