Hess, Vanessa (2015)
Psychobiologische Entspannungsreaktion bei abstinenten suchtkranken Patienten:
Interindividuelle Differenzen in Abhängigkeit von stressbezogenen dispositionellen Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmalen.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung
Kurzbeschreibung (Abstract)
Suchterkrankungen stellen eine häufige Erkrankung in der Bevölkerung dar, welche mit einer Vielzahl körperlicher Folgeschäden einhergehen und mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sind. Im Zusammenhang mit der Entstehung und Aufrechterhaltung wird immer wieder Stress als ein Hauptfaktor diskutiert. Daher ist es vor allem während einer stationären Rehabilitationsmaßnahme wichtig diesen zu reduzieren, um so eine effektive Rückfallprophylaxe zu gewährleisten. Eine Möglichkeit der Stressreduktion stellen Entspannungstrainings dar. Insbesondere die Effektivität der Progressiven Muskelrelaxation (PMR) ist vielfach belegt. Da jedoch sowohl das Stresserleben als auch das Stressbewältigungsverhalten starken interindividuellen Differenzen unterliegt, scheint es auch im Hinblick auf den Einsatz von Entspannungstrainings sinnvoll zu sein diese Differenzen zu berücksichtigen und so das Therapieangebot zu optimieren. Es wird angenommen, dass insbesondere stressbezogene dispositionelle Merkmale und Verhaltensweisen wie der Einsatz spezifischer Stressbewältigungsstrategien, die Ausprägung auf der Persönlichkeitsdimension Neurotizismus und die habituelle Affektivität des Patienten mit Unterschieden in der psychischen bzw. subjektiven Entspannungsreaktion, in der immunologischen Entspannungsreaktion, gemessen anhand des sekretorischen Immunglobulin A (sIgA) sowie in der physiologischen Entspannungsreaktion, gemessen anhand des Blutdrucks, verbunden sind. Auch wird vermutet, dass situative Merkmale wie die Dauer seit der der Patient abstinent lebt, sowie die Erfahrung mit Entspannungstrainings, aber auch die Motivation zur Teilnahme an einem solchen mit Unterschieden in der Entspannungsreaktion einhergeht. In der vorliegenden Studie, welche in den Kliniken Wied, einer stationären Rehabilitationseinrichtung zur Behandlung von Suchterkrankungen, stattfand, wurden insgesamt 62 Versuchspersonen während eines vierwöchigen, jeweils 2x pro Woche (8 Messzeitpunkte) stattfindenden Entspannungstrainings (PMR) hinsichtlich ihrer psychobiologische Entspannungsreaktion in Abhängigkeit von o.g. Merkmalen untersucht. Es konnten keine Unterschiede in der psychobiologischen Entspannungsreaktion hinsichtlich der Therapiedauer und der Erfahrung der Teilnehmer mit Entspannungstrainings festgestellt werden. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass Personen die sehr motiviert waren in Bezug auf die Teilnahme am Training eine größere Zunahme des subjektiven Entspannungsgefühl über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg zeigten, als weniger motivierte Patienten. Unterschiede hinsichtlich des Einsatzes von Negativ-Strategien zur Stressbewältigung konnten nur bei älteren Patienten (46-66 Jahren) festgestellt werden, nicht bei jüngeren (22-45 Jahre). So zeigten ältere Patienten, die häufig Negativ-Strategien zur Stressbewältigung einsetzen tendenziell eine Abnahme der sIgA Konzentration über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg, wohingegen ältere Patienten, die weniger Negativ-Strategien einsetzen tendenziell Zunahmen der sIgA Konzentration verzeichnen können. Im Hinblick auf den Einsatz von Positiv-Strategien der Stressbewältigung konnte lediglich für die explizite Strategie „Entspannung“ zur Stressbewältigung gezeigt werden, dass Patienten die diese Strategie vermehrt anwenden, ein insgesamt größeres subjektives Entspannungsgefühl über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg empfinden. Entgegen der Hypothese zeigte sich, dass Personen, die hohe Neurotizismuswerte aufweisen eine signifikant größere Zunahme im subjektiven Entspannungsgefühl über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg zeigten. Möglicherweise haben diese Patienten mehr von der Gelegenheit Gebrauch gemacht zu lernen sich zu entspannen. Bezüglich der habituellen negativen Affektivität zeigte sich, wie erwartet, dass Personen, die hohe Werte in diesem Bereich aufweisen, signifikant geringere Zunahmen in der sIgA Konzentration über die Messzeitpunkte hinweg aufweisen. Darüber hinaus zeigte sich, dass Personen mit hohen Werten in habitueller negativer Affektivität ab Messzeitpunkt 5 signifikant höhere Blutdruckwerte aufweisen als Personen mit geringen Werten in habitueller negativer Affektivität. Personen mit hohen Werten in habitueller positiver Affektivität zeigten im Vergleich zu Personen mit geringen Werten in habitueller positiver Affektivität über alle Messzeitpunkte hinweg ein signifikant größeres subjektives Entspannungsgefühl. Es konnten keine signifikanten Zusammenhänge zwischen der Veränderung der subjektiven bzw. psychischen Entspannung und der biologischen Entspannung (sIgA und Blutdruck) über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg festgestellt werden. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Grenzen der Studie, mögliche Implikationen für die Behandlung von Suchterkrankungen, sowie noch offene Fragen abschließend diskutiert.
Typ des Eintrags: | Dissertation | ||||
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Erschienen: | 2015 | ||||
Autor(en): | Hess, Vanessa | ||||
Art des Eintrags: | Erstveröffentlichung | ||||
Titel: | Psychobiologische Entspannungsreaktion bei abstinenten suchtkranken Patienten: Interindividuelle Differenzen in Abhängigkeit von stressbezogenen dispositionellen Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmalen | ||||
Sprache: | Deutsch | ||||
Referenten: | Vogt, Prof. Dr. Joachim ; Berger, Prof. Dr. Hartmut | ||||
Publikationsjahr: | 21 April 2015 | ||||
Datum der mündlichen Prüfung: | 16 April 2015 | ||||
URL / URN: | http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/4531 | ||||
Kurzbeschreibung (Abstract): | Suchterkrankungen stellen eine häufige Erkrankung in der Bevölkerung dar, welche mit einer Vielzahl körperlicher Folgeschäden einhergehen und mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sind. Im Zusammenhang mit der Entstehung und Aufrechterhaltung wird immer wieder Stress als ein Hauptfaktor diskutiert. Daher ist es vor allem während einer stationären Rehabilitationsmaßnahme wichtig diesen zu reduzieren, um so eine effektive Rückfallprophylaxe zu gewährleisten. Eine Möglichkeit der Stressreduktion stellen Entspannungstrainings dar. Insbesondere die Effektivität der Progressiven Muskelrelaxation (PMR) ist vielfach belegt. Da jedoch sowohl das Stresserleben als auch das Stressbewältigungsverhalten starken interindividuellen Differenzen unterliegt, scheint es auch im Hinblick auf den Einsatz von Entspannungstrainings sinnvoll zu sein diese Differenzen zu berücksichtigen und so das Therapieangebot zu optimieren. Es wird angenommen, dass insbesondere stressbezogene dispositionelle Merkmale und Verhaltensweisen wie der Einsatz spezifischer Stressbewältigungsstrategien, die Ausprägung auf der Persönlichkeitsdimension Neurotizismus und die habituelle Affektivität des Patienten mit Unterschieden in der psychischen bzw. subjektiven Entspannungsreaktion, in der immunologischen Entspannungsreaktion, gemessen anhand des sekretorischen Immunglobulin A (sIgA) sowie in der physiologischen Entspannungsreaktion, gemessen anhand des Blutdrucks, verbunden sind. Auch wird vermutet, dass situative Merkmale wie die Dauer seit der der Patient abstinent lebt, sowie die Erfahrung mit Entspannungstrainings, aber auch die Motivation zur Teilnahme an einem solchen mit Unterschieden in der Entspannungsreaktion einhergeht. In der vorliegenden Studie, welche in den Kliniken Wied, einer stationären Rehabilitationseinrichtung zur Behandlung von Suchterkrankungen, stattfand, wurden insgesamt 62 Versuchspersonen während eines vierwöchigen, jeweils 2x pro Woche (8 Messzeitpunkte) stattfindenden Entspannungstrainings (PMR) hinsichtlich ihrer psychobiologische Entspannungsreaktion in Abhängigkeit von o.g. Merkmalen untersucht. Es konnten keine Unterschiede in der psychobiologischen Entspannungsreaktion hinsichtlich der Therapiedauer und der Erfahrung der Teilnehmer mit Entspannungstrainings festgestellt werden. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass Personen die sehr motiviert waren in Bezug auf die Teilnahme am Training eine größere Zunahme des subjektiven Entspannungsgefühl über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg zeigten, als weniger motivierte Patienten. Unterschiede hinsichtlich des Einsatzes von Negativ-Strategien zur Stressbewältigung konnten nur bei älteren Patienten (46-66 Jahren) festgestellt werden, nicht bei jüngeren (22-45 Jahre). So zeigten ältere Patienten, die häufig Negativ-Strategien zur Stressbewältigung einsetzen tendenziell eine Abnahme der sIgA Konzentration über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg, wohingegen ältere Patienten, die weniger Negativ-Strategien einsetzen tendenziell Zunahmen der sIgA Konzentration verzeichnen können. Im Hinblick auf den Einsatz von Positiv-Strategien der Stressbewältigung konnte lediglich für die explizite Strategie „Entspannung“ zur Stressbewältigung gezeigt werden, dass Patienten die diese Strategie vermehrt anwenden, ein insgesamt größeres subjektives Entspannungsgefühl über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg empfinden. Entgegen der Hypothese zeigte sich, dass Personen, die hohe Neurotizismuswerte aufweisen eine signifikant größere Zunahme im subjektiven Entspannungsgefühl über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg zeigten. Möglicherweise haben diese Patienten mehr von der Gelegenheit Gebrauch gemacht zu lernen sich zu entspannen. Bezüglich der habituellen negativen Affektivität zeigte sich, wie erwartet, dass Personen, die hohe Werte in diesem Bereich aufweisen, signifikant geringere Zunahmen in der sIgA Konzentration über die Messzeitpunkte hinweg aufweisen. Darüber hinaus zeigte sich, dass Personen mit hohen Werten in habitueller negativer Affektivität ab Messzeitpunkt 5 signifikant höhere Blutdruckwerte aufweisen als Personen mit geringen Werten in habitueller negativer Affektivität. Personen mit hohen Werten in habitueller positiver Affektivität zeigten im Vergleich zu Personen mit geringen Werten in habitueller positiver Affektivität über alle Messzeitpunkte hinweg ein signifikant größeres subjektives Entspannungsgefühl. Es konnten keine signifikanten Zusammenhänge zwischen der Veränderung der subjektiven bzw. psychischen Entspannung und der biologischen Entspannung (sIgA und Blutdruck) über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg festgestellt werden. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Grenzen der Studie, mögliche Implikationen für die Behandlung von Suchterkrankungen, sowie noch offene Fragen abschließend diskutiert. |
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Alternatives oder übersetztes Abstract: |
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URN: | urn:nbn:de:tuda-tuprints-45318 | ||||
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): | 100 Philosophie und Psychologie > 150 Psychologie | ||||
Fachbereich(e)/-gebiet(e): | 03 Fachbereich Humanwissenschaften > Institut für Psychologie 03 Fachbereich Humanwissenschaften |
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Hinterlegungsdatum: | 03 Mai 2015 19:55 | ||||
Letzte Änderung: | 03 Mai 2015 19:55 | ||||
PPN: | |||||
Referenten: | Vogt, Prof. Dr. Joachim ; Berger, Prof. Dr. Hartmut | ||||
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: | 16 April 2015 | ||||
Export: | |||||
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