Gaßmann, Walter (2013)
Zum Einfluss psychoedukativer Familienintervention auf den Krankheitsverlauf schizophrener Patienten unter Berücksichtigung des Salutogenesekonzepts von A. Antonovsky.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung
Kurzbeschreibung (Abstract)
Psychoedukative Interventionen sind ein zentrales Element psychologischer Therapien bei schizophrenen Psychosen. Sie sind dann am wirksamsten, wenn Angehörige mit in die Behandlung einbezogen werden. Im Vitos Philippshospital werden deshalb zusätzlich zur ambulanten psychiatrischen Nachsorge Psychoedukative Familieninterventionsgruppen (PG) angeboten, die schizophrene Patienten auf freiwilliger Basis gemeinsam mit Angehörigen oder Partnern besuchen können. In einer prospektiven Feldstudie wurde bei 41 Patienten über eine Dauer von zwölf Monaten untersucht, welchen Einfluss diese Interventionen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (KG) auf den Krankheits- und Genesungsverlauf haben und wie stark dabei der Sense of Coherence (SOC) moderierend wirkt. Neben dem SOC wurde eine Reihe von Outcome-Variablen erhoben, die sich mit einer erfolgreichen Genesung assoziieren lassen. Es wurde erwartete, dass die PG-Teilnehmer (N = 20) im Vergleich zur KG (N = 21) stärker von der Intervention profitieren und Patienten mit hohen SOC-Werten deutlichere Anzeichen einer erfolgreichen Genesung zeigen als Patienten mit niedrigen SOC-Werten. Die statistische Auswertung konnte die Wirksamkeit der Familienintervention bestätigen und zeigen, dass sich bei PG-Teilnehmern trotz meist schlechterer Ausgangswerte das globale Funktionsniveau, die psychopathologischen Symptome und die gesundheitliche Lebensqualität im Vergleich zu KG-Teilnehmern signifikant verbessert hatte, die Wiederaufnahmerate und die Medikamentenadhärenz jedoch nur im Vergleich zur Baseline-Messung. Darüber hinaus fand sich bei PG-Teilnehmern im Vergleich zur KG ein statistisch signifikanter Zuwachs an krankheitsspezifischem Wissen, neuen Copingstrategien und positiven Erfahrungen im familiären Zusammenleben. Erwartungsgemäß fanden sich signifikante Korrelationen zwischen den gesundheitsrelevanten Variablen und dem SOC. Bei PG-Teilnehmern konnte eine moderate Stärkung des SOC beobachtet werden, in der KG jedoch nicht. Insgesamt erwies sich der SOC als eine bedeutsame Moderatorvariable im Genesungsprozeß. PG-Teilnehmer mit hohen SOC-Werten profitierten stärker als solche mit niedrigen SOC-Werten hinsichtlich der Outcome-Variablen, während KG-Teilnehmer mit niedrigen SOC-Werten anhaltend die schlechtesten gesundheitsrelevanten Werte hatten. Die Implikationen für die klinische Versorgung sind einerseits die Implementierung spezifischer Interventionen zur gezielten Stärkung des SOC in der psychiatrischen Behandlung und andererseits die Identifizierung von Patienten mit niedrigen SOC-Werten als Adressaten für solche Interventionen.
Typ des Eintrags: |
Dissertation
|
Erschienen: |
2013 |
Autor(en): |
Gaßmann, Walter |
Art des Eintrags: |
Erstveröffentlichung |
Titel: |
Zum Einfluss psychoedukativer Familienintervention auf den Krankheitsverlauf schizophrener Patienten unter Berücksichtigung des Salutogenesekonzepts von A. Antonovsky |
Sprache: |
Deutsch |
Referenten: |
Leichner, Prof. Dr. Reinhard ; Vogt, Prof. Dr. Joachim |
Publikationsjahr: |
2013 |
Ort: |
Darmstadt |
Verlag: |
DruckWerk Darmstadt |
Datum der mündlichen Prüfung: |
31 Oktober 2013 |
URL / URN: |
http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/3716 |
Kurzbeschreibung (Abstract): |
Psychoedukative Interventionen sind ein zentrales Element psychologischer Therapien bei schizophrenen Psychosen. Sie sind dann am wirksamsten, wenn Angehörige mit in die Behandlung einbezogen werden. Im Vitos Philippshospital werden deshalb zusätzlich zur ambulanten psychiatrischen Nachsorge Psychoedukative Familieninterventionsgruppen (PG) angeboten, die schizophrene Patienten auf freiwilliger Basis gemeinsam mit Angehörigen oder Partnern besuchen können. In einer prospektiven Feldstudie wurde bei 41 Patienten über eine Dauer von zwölf Monaten untersucht, welchen Einfluss diese Interventionen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (KG) auf den Krankheits- und Genesungsverlauf haben und wie stark dabei der Sense of Coherence (SOC) moderierend wirkt. Neben dem SOC wurde eine Reihe von Outcome-Variablen erhoben, die sich mit einer erfolgreichen Genesung assoziieren lassen. Es wurde erwartete, dass die PG-Teilnehmer (N = 20) im Vergleich zur KG (N = 21) stärker von der Intervention profitieren und Patienten mit hohen SOC-Werten deutlichere Anzeichen einer erfolgreichen Genesung zeigen als Patienten mit niedrigen SOC-Werten. Die statistische Auswertung konnte die Wirksamkeit der Familienintervention bestätigen und zeigen, dass sich bei PG-Teilnehmern trotz meist schlechterer Ausgangswerte das globale Funktionsniveau, die psychopathologischen Symptome und die gesundheitliche Lebensqualität im Vergleich zu KG-Teilnehmern signifikant verbessert hatte, die Wiederaufnahmerate und die Medikamentenadhärenz jedoch nur im Vergleich zur Baseline-Messung. Darüber hinaus fand sich bei PG-Teilnehmern im Vergleich zur KG ein statistisch signifikanter Zuwachs an krankheitsspezifischem Wissen, neuen Copingstrategien und positiven Erfahrungen im familiären Zusammenleben. Erwartungsgemäß fanden sich signifikante Korrelationen zwischen den gesundheitsrelevanten Variablen und dem SOC. Bei PG-Teilnehmern konnte eine moderate Stärkung des SOC beobachtet werden, in der KG jedoch nicht. Insgesamt erwies sich der SOC als eine bedeutsame Moderatorvariable im Genesungsprozeß. PG-Teilnehmer mit hohen SOC-Werten profitierten stärker als solche mit niedrigen SOC-Werten hinsichtlich der Outcome-Variablen, während KG-Teilnehmer mit niedrigen SOC-Werten anhaltend die schlechtesten gesundheitsrelevanten Werte hatten. Die Implikationen für die klinische Versorgung sind einerseits die Implementierung spezifischer Interventionen zur gezielten Stärkung des SOC in der psychiatrischen Behandlung und andererseits die Identifizierung von Patienten mit niedrigen SOC-Werten als Adressaten für solche Interventionen. |
Alternatives oder übersetztes Abstract: |
Alternatives Abstract | Sprache |
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Psychoeducational interventions are core elements of psychological treatment in schizophrenia. They are most effective when relatives are included into treatment. Therefore, in Vitos Philippshospital (Germany) Psychoeducational family interventions (PG) are offered additionally to ambulant psychiatric care. Schizophrenic patients can choose voluntary for participation together with relatives or partners. A prospective field study with 41 patients had investigated over a twelve months period the influence of those interventions compared to a control group (CG) on course of disease and recovery. Beside this, the moderating influence of Antonovsky’s sense of coherence (SOC) was proven on various outcome variables associated with recovery. It was expected that PG-participants (n = 20) compared to the CG (n = 21) do benefit more from this interventions and patients with high SOC scores recover better than patients with low SOC scores. Statistical analysis could confirm the efficacy of this kind of family interventions. Although PG-participants had more worse baseline conditions than CG-participants they could enhance their global functioning, psychopathological symptoms and health related quality of life significantly, rehospitalisation rates and medication adherence was enhanced compared to baseline measures. Additionally, PG-participants showed a significant enhancement of knowledge about their disease, new strategies of coping and positive family experiences compared to CG-participants. As expected significant correlations were found between SOC and health related variables. Within PG-participants a moderate enhancement of SOC could be observed, while SOC remains stable in the CG. Altogether, the SOC was proven to be a remarkable moderating variable in the process of recovery. PG-participants with high SOC scores had a greater benefit due to clinical outcomes than those with low SOC scores. CG-participants with low SOC scores showed the worst health related outcomes during the observation period. Implications for clinical practise are on the one side the implementation of specific interventions for the intentional enhancement of the SOC in psychiatric care and on the other side the pre-selection of patients with low SOC scores for those interventions. | Englisch |
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Freie Schlagworte: |
Familienintervention, Psychoedukation, Salutogenese, Schizophrenie |
Schlagworte: |
Einzelne Schlagworte | Sprache |
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Family interventions, psychoeducation, salutogenesis, schizophrenia | Englisch |
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URN: |
urn:nbn:de:tuda-tuprints-37160 |
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): |
100 Philosophie und Psychologie > 150 Psychologie 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin, Gesundheit |
Fachbereich(e)/-gebiet(e): |
03 Fachbereich Humanwissenschaften 03 Fachbereich Humanwissenschaften > Institut für Psychologie |
Hinterlegungsdatum: |
15 Dez 2013 20:55 |
Letzte Änderung: |
15 Dez 2013 20:55 |
PPN: |
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Referenten: |
Leichner, Prof. Dr. Reinhard ; Vogt, Prof. Dr. Joachim |
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: |
31 Oktober 2013 |
Schlagworte: |
Einzelne Schlagworte | Sprache |
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Family interventions, psychoeducation, salutogenesis, schizophrenia | Englisch |
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