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Deutsch als Fremdsprache in der Türkei: Einleitung zum Themenheft

Baur, Rupprecht ; Schroeder, Christoph (2005)
Deutsch als Fremdsprache in der Türkei: Einleitung zum Themenheft.
In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF, 10 (2)
Artikel, Bibliographie

Dies ist die neueste Version dieses Eintrags.

Kurzbeschreibung (Abstract)

Deutsch als Fremdsprache in der Türkei befindet sich daher derzeit in einer wichtigen Phase der Neuorientierung. Die Dynamik dieser Neuorientierung speist sich aus vier unterschiedlichen Kräften, die aufeinander einwirken: Zum Einen hat das türkische Erziehungsministeriums 2004 beschlossen, an den Gymnasien des Landes eine zweite Pflichtfremdsprache einzuführen, nachdem eine zweite Fremdsprache bisher lediglich als Wahlfach in wenigen Schulen des Landes angeboten wurde. In bestimmten Gymnasien ist die zweiten Pflichtfremdsprache bereits seit dem Schuljahr 2004/2005 Realität. Die bisher gewonnenen Erfahrungen zeigen, dass Deutsch aller Voraussicht nach eine klare Vorrangstellung unter den wählbaren zweiten Fremdsprachen einnehmen wird. Gleichzeitig verändert sich die Struktur derjenigen, die Deutsch als Fremdsprache als Lehramtsfach studieren: Bis vor einiger Zeit gehörte der Großteil der Studierenden noch der Generation der sogenannten ‘Rückkehrerkinder’ an, also denjenigen, die in Deutschland als Migrantenkinder aufgewachsen waren und als Jugendliche mit ihren Eltern in den grossen Rückwandererrwellen der 80er und der frühen 90er Jahre in die Türkei zurückkehrten. Die jetzigen Studierenden haben nur noch selten einen Migrationshintergrund; Deutsch wurde von ihnen nicht mehr als Zweitsprache erworben, sondern als Fremdsprache erlernt. Darüber hinaus ist Deutsch für diese Studierenden in der Regel die zweite Fremdsprache, also die Sprache, die nach Englisch gelernt wurde. Das Erfahrungspotential der Deutschlehrerkandidaten hat sich damit verändert – von biographisch gestützter Interkulturalität und erworbener Mehrsprachigkeit hin zur Erfahrung der durch Fremdsprachenunterricht erzeugten Mehrsprachigkeit. Beide oben angedeuteten Entwicklungen zeigen in Bezug auf fremdsprachendidaktische Ansätze und Forschungsfragen in die gleiche Richtung: Konzepte und Fragestellungen, die Deutsch als Tertiärsprache auffassen, stehen im Vordergrund der akademischen Diskussion. Konzeptionell geht man dabei davon aus, dass Türkisch als Erstsprache der Mehrheit der SchülerInnen und StudentInnen in der Türkei und Englisch als erste Fremdsprache berücksichtigt werden müssen. Um eine abgesicherte Tertiärsprachendidaktik einführen zu können, bedarf es jedoch der Erhebung und Analyse von wissenschaftlich abgesicherten Daten wie z. B. empirischer Fehleranalysen, der Analyse des Erfolgs bestimmter Lehr- und Lernstrategien u. a. m. In diesem Kontext gilt es auch, die spezifische Mehrsprachigkeitssituation in der Türkei selbst zu untersuchen und zu berücksichtigen: Für den Teil der Lerner, die ethnischen Minderheiten in der Türkei angehören, ist Türkisch nicht oder nicht unbedingt die Erstsprache. Strukturell und akademisch intensiviert sich gleichzeitig der internationale Austausch, über die bilateralen deutsch-türkischen Beziehungen hinaus: Seit Beginn dieses Jahres ist die Türkei voll in die akademischen Austausch- und Förderprogramme des Europarats integriert; türkische Wissenschaftler verstärken gleichzeitig ihr Engagement in der Diskussion und bei der Umsetzung europäischer fremdsprachenpolitischer und -didaktischer Programme, wie dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen, der Erziehung zur Mehrsprachigkeit, frühen Fremdsprachenprogrammen sowie Grenz- und Nachbarschaftssprachenprogrammen.

Typ des Eintrags: Artikel
Erschienen: 2005
Autor(en): Baur, Rupprecht ; Schroeder, Christoph
Art des Eintrags: Bibliographie
Titel: Deutsch als Fremdsprache in der Türkei: Einleitung zum Themenheft
Sprache: Deutsch
Publikationsjahr: 2005
Ort: Darmstadt
Verlag: Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Titel der Zeitschrift, Zeitung oder Schriftenreihe: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF
Jahrgang/Volume einer Zeitschrift: 10
(Heft-)Nummer: 2
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Kurzbeschreibung (Abstract):

Deutsch als Fremdsprache in der Türkei befindet sich daher derzeit in einer wichtigen Phase der Neuorientierung. Die Dynamik dieser Neuorientierung speist sich aus vier unterschiedlichen Kräften, die aufeinander einwirken: Zum Einen hat das türkische Erziehungsministeriums 2004 beschlossen, an den Gymnasien des Landes eine zweite Pflichtfremdsprache einzuführen, nachdem eine zweite Fremdsprache bisher lediglich als Wahlfach in wenigen Schulen des Landes angeboten wurde. In bestimmten Gymnasien ist die zweiten Pflichtfremdsprache bereits seit dem Schuljahr 2004/2005 Realität. Die bisher gewonnenen Erfahrungen zeigen, dass Deutsch aller Voraussicht nach eine klare Vorrangstellung unter den wählbaren zweiten Fremdsprachen einnehmen wird. Gleichzeitig verändert sich die Struktur derjenigen, die Deutsch als Fremdsprache als Lehramtsfach studieren: Bis vor einiger Zeit gehörte der Großteil der Studierenden noch der Generation der sogenannten ‘Rückkehrerkinder’ an, also denjenigen, die in Deutschland als Migrantenkinder aufgewachsen waren und als Jugendliche mit ihren Eltern in den grossen Rückwandererrwellen der 80er und der frühen 90er Jahre in die Türkei zurückkehrten. Die jetzigen Studierenden haben nur noch selten einen Migrationshintergrund; Deutsch wurde von ihnen nicht mehr als Zweitsprache erworben, sondern als Fremdsprache erlernt. Darüber hinaus ist Deutsch für diese Studierenden in der Regel die zweite Fremdsprache, also die Sprache, die nach Englisch gelernt wurde. Das Erfahrungspotential der Deutschlehrerkandidaten hat sich damit verändert – von biographisch gestützter Interkulturalität und erworbener Mehrsprachigkeit hin zur Erfahrung der durch Fremdsprachenunterricht erzeugten Mehrsprachigkeit. Beide oben angedeuteten Entwicklungen zeigen in Bezug auf fremdsprachendidaktische Ansätze und Forschungsfragen in die gleiche Richtung: Konzepte und Fragestellungen, die Deutsch als Tertiärsprache auffassen, stehen im Vordergrund der akademischen Diskussion. Konzeptionell geht man dabei davon aus, dass Türkisch als Erstsprache der Mehrheit der SchülerInnen und StudentInnen in der Türkei und Englisch als erste Fremdsprache berücksichtigt werden müssen. Um eine abgesicherte Tertiärsprachendidaktik einführen zu können, bedarf es jedoch der Erhebung und Analyse von wissenschaftlich abgesicherten Daten wie z. B. empirischer Fehleranalysen, der Analyse des Erfolgs bestimmter Lehr- und Lernstrategien u. a. m. In diesem Kontext gilt es auch, die spezifische Mehrsprachigkeitssituation in der Türkei selbst zu untersuchen und zu berücksichtigen: Für den Teil der Lerner, die ethnischen Minderheiten in der Türkei angehören, ist Türkisch nicht oder nicht unbedingt die Erstsprache. Strukturell und akademisch intensiviert sich gleichzeitig der internationale Austausch, über die bilateralen deutsch-türkischen Beziehungen hinaus: Seit Beginn dieses Jahres ist die Türkei voll in die akademischen Austausch- und Förderprogramme des Europarats integriert; türkische Wissenschaftler verstärken gleichzeitig ihr Engagement in der Diskussion und bei der Umsetzung europäischer fremdsprachenpolitischer und -didaktischer Programme, wie dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen, der Erziehung zur Mehrsprachigkeit, frühen Fremdsprachenprogrammen sowie Grenz- und Nachbarschaftssprachenprogrammen.

Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 400 Sprache > 400 Sprache, Linguistik
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft > Sprachwissenschaft - Mehrsprachigkeit
Hinterlegungsdatum: 02 Aug 2024 13:04
Letzte Änderung: 02 Aug 2024 13:04
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