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Transkulturelle Kompetenz und Landeskunde. Chancen der deutschen Sprache im 21. Jahrhundert - aufgezeigt am Beispiel einer wissenschaftlichen Landeskunde

Wormer, Jörg (2007)
Transkulturelle Kompetenz und Landeskunde. Chancen der deutschen Sprache im 21. Jahrhundert - aufgezeigt am Beispiel einer wissenschaftlichen Landeskunde.
In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF, 12 (2)
Artikel, Bibliographie

Dies ist die neueste Version dieses Eintrags.

Kurzbeschreibung (Abstract)

Wer die internationale Bedeutung von Sprachen und deren Entwicklung in den letzten Jahrhunderten in den Blick nimmt, kommt nicht umhin, einen weitgehenden Bedeutungsverlust des Deutschen, in den letzten fünfzig Jahren speziell gegenüber dem Englischen, zu konstatieren. In der Sprache global tätiger Unternehmen und der Politik spielt das Deutsche im Vergleich zum Englischen, Chinesischen und Spanischen in der Tat keine entscheidende Rolle mehr. Auch in der Sprache der Wissenschaft – nehmen wir als Beispiele Medizin, Biologie, Chemie, die neuerdings als Life Sciences figurieren, aber auch Psychologie, Wirtschafts-, Politik- und Sprachwissenschaft – kann ein Bedeutungsverlust der deutschen Sprache, gemessen an ihrer Verwendung im institutionellen wie privaten Sprachgebrauch, nicht bestritten werden. Zu einem differenzierenden Bild gehört aber auch dies: so wie Dante, Boccaccio oder Petrarca das Italienische und Descartes, Montesquieu, Voltaire, Flaubert oder Zola das Französische unsterblich und in einem gewissen Sinn zeitlos machen, so gilt ein gleiches für das Deutsche mit Schiller, Goethe, Kant, aber auch Beethoven, Brahms oder Wagner. Auffällig ist doch immer wieder dies: wenn den ganzen Tag in Deutschland in Unternehmenskonferenzen und selbst am Abend in den Gängen der Oper in englischer Sprache verhandelt und gesprochen wird, ist eines sicher: bei Richard Wagners Tristan und Isolde etwa werden die englischsprachigen Geschäftspartner mit leuchtenden Augen von this fabulous leitmotif sprechen. Was dieses Leuchten erzeugt, die Einzigartigkeit einer kulturellen Leistung, im gegebenen Fall eine Komposition, ist geeignet zu faszinieren, zu fesseln, zu begeistern. Und wofür man sich begeistert, dafür ist man auch bereit etwas zu tun. Ist ein erstrebenswertes Ziel in Sicht, so liegt mit diesem Ziel ein Motiv vor, das mit großer Wahrscheinlichkeit Energien freisetzt, die nicht zuletzt für das Sprachenlernen genutzt werden können. Mit dem Begriff des musikalischen Leitmotivs bewegen wir uns in einem Bereich, auf dem die deutsche Sprache weiterhin wird „punkten“ können: das Feld der Kultur. Auf diesem gibt es in der Tat keinen Bedeutungsverlust zu verzeichnen, Museen, Theater, Konzerthäuser, Bibliotheken, Baudenkmäler sind und bleiben – neben den abwechslungsreichen Landschaften der deutschsprachigen Länder – attraktiv und reizvoll. In der Sprache der Ökonomie sind damit Segmente benannt, die global attraktiv sind, und nicht zuletzt hat die Ökonomie die Kultur bekanntlich u.a. als Standort- und damit als bedeutenden Wirtschaftsfaktor erkannt. Bis hierhin können wir resümieren: ein allumfassender Bedeutungsverlust der deutschen Sprache ist nicht zu konstatieren, vielmehr ein sektorieller. Damit gibt es Grund und Anlaß zu der Annahme, eher von Bedrohung als von Verlust zu sprechen. Verweilen wir noch einen Augenblick in der Terminologie des Wirtschaftslebens. Was tut jemand, der bedroht ist? Er besinnt sich auf seine Stärken und setzt sie in Wert, er übt sich in einer Konzentration der Kräfte, er handelt gegebenenfalls auch antizyklisch. Wer bedroht ist und womöglich Verluste erleidet, tut gut daran, gerade in der schlechten Zeit zu investieren. Am besten übrigens in Qualität, und damit verlassen wir auch schon wieder unsere Folie der Ökonomie.

Typ des Eintrags: Artikel
Erschienen: 2007
Autor(en): Wormer, Jörg
Art des Eintrags: Bibliographie
Titel: Transkulturelle Kompetenz und Landeskunde. Chancen der deutschen Sprache im 21. Jahrhundert - aufgezeigt am Beispiel einer wissenschaftlichen Landeskunde
Sprache: Deutsch
Publikationsjahr: 2007
Ort: Darmstadt
Verlag: Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Titel der Zeitschrift, Zeitung oder Schriftenreihe: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF
Jahrgang/Volume einer Zeitschrift: 12
(Heft-)Nummer: 2
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Kurzbeschreibung (Abstract):

Wer die internationale Bedeutung von Sprachen und deren Entwicklung in den letzten Jahrhunderten in den Blick nimmt, kommt nicht umhin, einen weitgehenden Bedeutungsverlust des Deutschen, in den letzten fünfzig Jahren speziell gegenüber dem Englischen, zu konstatieren. In der Sprache global tätiger Unternehmen und der Politik spielt das Deutsche im Vergleich zum Englischen, Chinesischen und Spanischen in der Tat keine entscheidende Rolle mehr. Auch in der Sprache der Wissenschaft – nehmen wir als Beispiele Medizin, Biologie, Chemie, die neuerdings als Life Sciences figurieren, aber auch Psychologie, Wirtschafts-, Politik- und Sprachwissenschaft – kann ein Bedeutungsverlust der deutschen Sprache, gemessen an ihrer Verwendung im institutionellen wie privaten Sprachgebrauch, nicht bestritten werden. Zu einem differenzierenden Bild gehört aber auch dies: so wie Dante, Boccaccio oder Petrarca das Italienische und Descartes, Montesquieu, Voltaire, Flaubert oder Zola das Französische unsterblich und in einem gewissen Sinn zeitlos machen, so gilt ein gleiches für das Deutsche mit Schiller, Goethe, Kant, aber auch Beethoven, Brahms oder Wagner. Auffällig ist doch immer wieder dies: wenn den ganzen Tag in Deutschland in Unternehmenskonferenzen und selbst am Abend in den Gängen der Oper in englischer Sprache verhandelt und gesprochen wird, ist eines sicher: bei Richard Wagners Tristan und Isolde etwa werden die englischsprachigen Geschäftspartner mit leuchtenden Augen von this fabulous leitmotif sprechen. Was dieses Leuchten erzeugt, die Einzigartigkeit einer kulturellen Leistung, im gegebenen Fall eine Komposition, ist geeignet zu faszinieren, zu fesseln, zu begeistern. Und wofür man sich begeistert, dafür ist man auch bereit etwas zu tun. Ist ein erstrebenswertes Ziel in Sicht, so liegt mit diesem Ziel ein Motiv vor, das mit großer Wahrscheinlichkeit Energien freisetzt, die nicht zuletzt für das Sprachenlernen genutzt werden können. Mit dem Begriff des musikalischen Leitmotivs bewegen wir uns in einem Bereich, auf dem die deutsche Sprache weiterhin wird „punkten“ können: das Feld der Kultur. Auf diesem gibt es in der Tat keinen Bedeutungsverlust zu verzeichnen, Museen, Theater, Konzerthäuser, Bibliotheken, Baudenkmäler sind und bleiben – neben den abwechslungsreichen Landschaften der deutschsprachigen Länder – attraktiv und reizvoll. In der Sprache der Ökonomie sind damit Segmente benannt, die global attraktiv sind, und nicht zuletzt hat die Ökonomie die Kultur bekanntlich u.a. als Standort- und damit als bedeutenden Wirtschaftsfaktor erkannt. Bis hierhin können wir resümieren: ein allumfassender Bedeutungsverlust der deutschen Sprache ist nicht zu konstatieren, vielmehr ein sektorieller. Damit gibt es Grund und Anlaß zu der Annahme, eher von Bedrohung als von Verlust zu sprechen. Verweilen wir noch einen Augenblick in der Terminologie des Wirtschaftslebens. Was tut jemand, der bedroht ist? Er besinnt sich auf seine Stärken und setzt sie in Wert, er übt sich in einer Konzentration der Kräfte, er handelt gegebenenfalls auch antizyklisch. Wer bedroht ist und womöglich Verluste erleidet, tut gut daran, gerade in der schlechten Zeit zu investieren. Am besten übrigens in Qualität, und damit verlassen wir auch schon wieder unsere Folie der Ökonomie.

Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 400 Sprache > 400 Sprache, Linguistik
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft > Sprachwissenschaft - Mehrsprachigkeit
Hinterlegungsdatum: 02 Aug 2024 12:59
Letzte Änderung: 02 Aug 2024 12:59
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