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Netzgestütztes Fremdsprachenlernen: Anwendungsbereiche und Forschungsdesiderate

Richter, Regina (2023)
Netzgestütztes Fremdsprachenlernen: Anwendungsbereiche und Forschungsdesiderate.
In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF, 2002, 7 (2)
doi: 10.26083/tuprints-00012378
Artikel, Zweitveröffentlichung, Verlagsversion

Kurzbeschreibung (Abstract)

Kreiste die Diskussion um die Nutzungsmöglichkeiten der Neuen Medien im Bereich Fremdsprachenlernen in den letzten Jahren vor allem um das Stichwort Multimedia,(2) so konzentriert sie sich gegenwärtig auf die Einsatzmöglichkeiten des Internet.(3) Auch wenn die fremdsprachendidaktische Diskussion um das lernfördernde Potenzial konkreter Nutzungsformen des Internet noch in ihren Anfängen steht, werden von bildungspolitischer Seite wie auch von den Lehrmittelproduzenten an netzgestütztes Fremdsprachenlernen schon jetzt hohe Erwartungen geknüpft. Ein deutliches Indiz hierfür ist das starke Engagement, mit dem renommierte Schulbuchverlage netzgestützte Angebote für Fremdsprachenlerner entwickeln. Die kostenintensiven Bemühungen der Verlage verdanken sich dabei wohl weniger fremdsprachendidaktischen Überlegungen als der Absicht, sich mit innovativen Produkten auf dem Lehrmittelmarkt zu profilieren und sich durch neue Zielgruppen weitere Märkte zu erschließen. Die Zielgruppe der „Selbstlerner", die netzbasierte Lernmaterialien „on demand" - künftig auch gegen Bezahlung - über das Internet beziehen, wird nach Einschätzung der Verlage kommerziell an Bedeutung gewinnen. In Ergänzung zum herkömmlichen Schul- und Lehrbuchgeschäft bietet die sich dynamisch entwickelnde Branche „E-Learning" den Verlagen zudem die Möglichkeit, stärker in den Markt der beruflichen Fortbildung einzusteigen. Aber auch die intensive Förderung von Projekten zur Entwicklung netzbasierter Sprachlernangebote durch staatliche Mittel und EU-Fonds bezeugt, dass netzgestütztes Fremdsprachenlernen als zukunftsträchtig und bildungspolitisch wünschenswert eingestuft wird. Gefördert wird gegenwärtig hierbei sowohl die technische Entwicklung geeigneter Lernumgebungen wie auch deren inhaltliche Füllung durch konkrete Lernmaterialien. Entsprechende Entwicklungsprojekte werden häufig in länderübergreifender Kooperation durchgeführt. Trotz der stürmischen Zunahme netzgestützter Lernformen und Lernmaterialien zeigte die fremdsprachendidaktische Forschung an netzgestütztem Fremdsprachenlernen bis vor kurzem wenig Interesse. Sichtet man die Publikationen zu netzgestütztem Fremdsprachenlernen, so zeichnen sich zwei Grundtendenzen ab, die sich wie folgt charakterisieren lassen: Das Gros der Beiträge besteht aus praktischen Erfahrungsberichten. Sie dokumentieren z.B. wie sich Internet-Recherchen in den lehrkraftgestützten Fremdsprachenunterricht integrieren lassen,(4) beschreiben E-Mail-Projekte, die mit Partnerklassen durchgeführt wurden, loten aus, wie sich Telekommunikation und Internet für interkulturelles Lernen nutzen lassen(5) oder beleuchten die Voraussetzungen eines netzgestützten TandemLernens.(6) Weitere Beiträge gehen der Frage nach, wie sich einzelne sprachliche Teilfertigkeiten (z.B. Schreibfertigkeiten) netzgestützt schulen lassen.(7) Das vorrangige Ziel solch praktischer Erfahrungsberichte ist es, an konkreten Beispielen aufzuzeigen, wie sich das Internet für das Fremdsprachenlernen nutzbar machen lässt, und zu belegen, dass es dem Fremdsprachenunterricht vor allem als Kommunikationsmedium neue Möglichkeiten eröffnet. Rar sind bislang hingegen Untersuchungen, die der Lernwirksamkeit netzgestützten Fremdsprachenlernens anhand von Lernerdaten auch empirisch nachgehen.(8) Neben Beiträgen, die als Anwendungsbeispiele und Hilfestellungen für die Praxis gedacht sind, finden sich inzwischen aber auch schon einige Publikationen, die auf eine theoretische Legitimierung netzgestützten Fremdsprachenlernens abzielen. Soweit sie konkrete Einsatzempfehlungen entwickeln, werden diese häufig aus (lern)theoretischen Grundannahmen abgeleitet. Die Beiträge, die den „Mehrwert" netzgestützten Fremdsprachenlernens lerntheoretisch zu begründen suchen, rekurrieren dabei insbesondere auf konstruktivistische Theorieansätz.(9) Die in ihnen formulierten Hypothesen zum „Mehrwert" netzgestützten Fremdsprachenlernens - z.B. der Erwerb von Orientierungswissen und strategischer Sprachkompetenz(10) - sind bislang allerdings kaum durch aussagekräftige Lernerdaten belegt worden.

Typ des Eintrags: Artikel
Erschienen: 2023
Autor(en): Richter, Regina
Art des Eintrags: Zweitveröffentlichung
Titel: Netzgestütztes Fremdsprachenlernen: Anwendungsbereiche und Forschungsdesiderate
Sprache: Deutsch
Publikationsjahr: 2023
Ort: Darmstadt
Publikationsdatum der Erstveröffentlichung: 2002
Verlag: Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Titel der Zeitschrift, Zeitung oder Schriftenreihe: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF
Jahrgang/Volume einer Zeitschrift: 7
(Heft-)Nummer: 2
DOI: 10.26083/tuprints-00012378
URL / URN: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/12378
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Herkunft: Zweitveröffentlichung von TUjournals
Kurzbeschreibung (Abstract):

Kreiste die Diskussion um die Nutzungsmöglichkeiten der Neuen Medien im Bereich Fremdsprachenlernen in den letzten Jahren vor allem um das Stichwort Multimedia,(2) so konzentriert sie sich gegenwärtig auf die Einsatzmöglichkeiten des Internet.(3) Auch wenn die fremdsprachendidaktische Diskussion um das lernfördernde Potenzial konkreter Nutzungsformen des Internet noch in ihren Anfängen steht, werden von bildungspolitischer Seite wie auch von den Lehrmittelproduzenten an netzgestütztes Fremdsprachenlernen schon jetzt hohe Erwartungen geknüpft. Ein deutliches Indiz hierfür ist das starke Engagement, mit dem renommierte Schulbuchverlage netzgestützte Angebote für Fremdsprachenlerner entwickeln. Die kostenintensiven Bemühungen der Verlage verdanken sich dabei wohl weniger fremdsprachendidaktischen Überlegungen als der Absicht, sich mit innovativen Produkten auf dem Lehrmittelmarkt zu profilieren und sich durch neue Zielgruppen weitere Märkte zu erschließen. Die Zielgruppe der „Selbstlerner", die netzbasierte Lernmaterialien „on demand" - künftig auch gegen Bezahlung - über das Internet beziehen, wird nach Einschätzung der Verlage kommerziell an Bedeutung gewinnen. In Ergänzung zum herkömmlichen Schul- und Lehrbuchgeschäft bietet die sich dynamisch entwickelnde Branche „E-Learning" den Verlagen zudem die Möglichkeit, stärker in den Markt der beruflichen Fortbildung einzusteigen. Aber auch die intensive Förderung von Projekten zur Entwicklung netzbasierter Sprachlernangebote durch staatliche Mittel und EU-Fonds bezeugt, dass netzgestütztes Fremdsprachenlernen als zukunftsträchtig und bildungspolitisch wünschenswert eingestuft wird. Gefördert wird gegenwärtig hierbei sowohl die technische Entwicklung geeigneter Lernumgebungen wie auch deren inhaltliche Füllung durch konkrete Lernmaterialien. Entsprechende Entwicklungsprojekte werden häufig in länderübergreifender Kooperation durchgeführt. Trotz der stürmischen Zunahme netzgestützter Lernformen und Lernmaterialien zeigte die fremdsprachendidaktische Forschung an netzgestütztem Fremdsprachenlernen bis vor kurzem wenig Interesse. Sichtet man die Publikationen zu netzgestütztem Fremdsprachenlernen, so zeichnen sich zwei Grundtendenzen ab, die sich wie folgt charakterisieren lassen: Das Gros der Beiträge besteht aus praktischen Erfahrungsberichten. Sie dokumentieren z.B. wie sich Internet-Recherchen in den lehrkraftgestützten Fremdsprachenunterricht integrieren lassen,(4) beschreiben E-Mail-Projekte, die mit Partnerklassen durchgeführt wurden, loten aus, wie sich Telekommunikation und Internet für interkulturelles Lernen nutzen lassen(5) oder beleuchten die Voraussetzungen eines netzgestützten TandemLernens.(6) Weitere Beiträge gehen der Frage nach, wie sich einzelne sprachliche Teilfertigkeiten (z.B. Schreibfertigkeiten) netzgestützt schulen lassen.(7) Das vorrangige Ziel solch praktischer Erfahrungsberichte ist es, an konkreten Beispielen aufzuzeigen, wie sich das Internet für das Fremdsprachenlernen nutzbar machen lässt, und zu belegen, dass es dem Fremdsprachenunterricht vor allem als Kommunikationsmedium neue Möglichkeiten eröffnet. Rar sind bislang hingegen Untersuchungen, die der Lernwirksamkeit netzgestützten Fremdsprachenlernens anhand von Lernerdaten auch empirisch nachgehen.(8) Neben Beiträgen, die als Anwendungsbeispiele und Hilfestellungen für die Praxis gedacht sind, finden sich inzwischen aber auch schon einige Publikationen, die auf eine theoretische Legitimierung netzgestützten Fremdsprachenlernens abzielen. Soweit sie konkrete Einsatzempfehlungen entwickeln, werden diese häufig aus (lern)theoretischen Grundannahmen abgeleitet. Die Beiträge, die den „Mehrwert" netzgestützten Fremdsprachenlernens lerntheoretisch zu begründen suchen, rekurrieren dabei insbesondere auf konstruktivistische Theorieansätz.(9) Die in ihnen formulierten Hypothesen zum „Mehrwert" netzgestützten Fremdsprachenlernens - z.B. der Erwerb von Orientierungswissen und strategischer Sprachkompetenz(10) - sind bislang allerdings kaum durch aussagekräftige Lernerdaten belegt worden.

Status: Verlagsversion
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-123786
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 400 Sprache > 400 Sprache, Linguistik
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft > Sprachwissenschaft - Mehrsprachigkeit
Hinterlegungsdatum: 28 Sep 2023 11:11
Letzte Änderung: 28 Sep 2023 11:11
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