Cecile Osler, Leona (2023)
Evaluation neuerer Studien zum Thema Mehrsprachigkeit. Eine kritische Untersuchung der 2006 erschienenen Studie Sprache und Integration.
In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF, 2008, 13 (1)
doi: 10.26083/tuprints-00012238
Artikel, Zweitveröffentlichung, Verlagsversion
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Kurzbeschreibung (Abstract)
Der Soziologe Hartmut Esser legte 2006 eine Studie mit dem Titel Sprache und Integration. Die sozialen Bedingungen und Folgen des Spracherwerbs von Migranten vor. In dieser Untersuchung werden unter Anderem linguistische Themen aufgegriffen, zu denen Esser Ergebnisse neuerer Studien zitiert. Er bettet diese Ergebnisse dann in den sozialen Kontext des Spracherwerbs von Migranten in Deutschland ein. Da die von ihm vorgelegten Ergebnisse und Interpretationen zu weiten Teilen sowohl den bisherigen, als auch den aktuellen Erkenntnissen zu den betreffenden Themen widersprechen, ist es notwendig, die von ihm gemachten Aussagen und Schlussfolgerungen ins rechte Licht zu rücken. Die vorliegende Arbeit hat daher die von Esser zitierten Studien einmal näher beleuchtet, mit dem Ziel, eine Evaluation dieser Untersuchungen in Bezug auf die Validität und methodische Stringenz vorzunehmen. Die vorliegende Arbeit bezieht sich dabei auf drei große Themenkomplexe aus Essers Studie: die Critical-Period-Hypothese, die Auswirkungen der Bilingualität auf kognitive Fertigkeiten und die Interdependenzhypothese. In Bezug auf die Critical-PeriodHypothese vertritt Esser (2006) die Meinung, dass eine sogenannte „critical period“ existiert, und dass sie den Spracherwerb negativ beeinflusse (ebd.: 262f). Im Bereich Bilingualität und kognitive Fertigkeiten stützt sich Essers Argumentation unter Anderem auf die Ergebnisse von PISA-2000 und die der Children of Immigrants Longitudinal Study (CILS). Beide Studien belegen Esser zufolge, dass Bilingualität auf die schulischen Leistungen der untersuchten Jugendlichen keinen positiven Einfluss hätte, sondern dass die Bilingualität sich im Gegenteil sogar negativ auf die schulischen Leistungen auswirke (ebd.: 320f; 325). Schließlich vertritt er in Bezug auf die Interdependenzhypothese die Meinung, dass dazu gemischte Ergebnisse vorliegen. Während beispielsweise die Untersuchungsergebnisse bei den pragmatischen Fähigkeiten für eine Interdependenz sprächen, würde es bei den grammatischen und lexikalischen Fähigkeiten keine oder kaum Hinweise auf eine Interdependenz geben (ebd.: 266). Die Ergebnisse der vorliegenden Evaluation legen nahe, dass die von Esser herangezogenen Studien aus zwei dieser Themenbereiche, nämlich Critical-Period-Hypothese und Zusammenhänge zwischen Bilingualität und kognitiven Fertigkeiten, methodisch unsauber erarbeitet wurden und sich somit nicht für den wissenschaftlichen Dialog eignen. In Bezug auf die Interdependenzhypothese bestätigt die von Esser herangezogene Studie den aktuellen Forschungsstand, nämlich dass bisher keine konklusiven Befunde vorliegen. Jedoch konnte die Hypothese auch nicht widerlegt werden.
Typ des Eintrags: | Artikel |
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Erschienen: | 2023 |
Autor(en): | Cecile Osler, Leona |
Art des Eintrags: | Zweitveröffentlichung |
Titel: | Evaluation neuerer Studien zum Thema Mehrsprachigkeit. Eine kritische Untersuchung der 2006 erschienenen Studie Sprache und Integration |
Sprache: | Deutsch |
Publikationsjahr: | 2023 |
Ort: | Darmstadt |
Publikationsdatum der Erstveröffentlichung: | 2008 |
Verlag: | Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt |
Titel der Zeitschrift, Zeitung oder Schriftenreihe: | Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht : ZIF |
Jahrgang/Volume einer Zeitschrift: | 13 |
(Heft-)Nummer: | 1 |
DOI: | 10.26083/tuprints-00012238 |
URL / URN: | https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/12238 |
Zugehörige Links: | |
Herkunft: | Zweitveröffentlichung von TUjournals |
Kurzbeschreibung (Abstract): | Der Soziologe Hartmut Esser legte 2006 eine Studie mit dem Titel Sprache und Integration. Die sozialen Bedingungen und Folgen des Spracherwerbs von Migranten vor. In dieser Untersuchung werden unter Anderem linguistische Themen aufgegriffen, zu denen Esser Ergebnisse neuerer Studien zitiert. Er bettet diese Ergebnisse dann in den sozialen Kontext des Spracherwerbs von Migranten in Deutschland ein. Da die von ihm vorgelegten Ergebnisse und Interpretationen zu weiten Teilen sowohl den bisherigen, als auch den aktuellen Erkenntnissen zu den betreffenden Themen widersprechen, ist es notwendig, die von ihm gemachten Aussagen und Schlussfolgerungen ins rechte Licht zu rücken. Die vorliegende Arbeit hat daher die von Esser zitierten Studien einmal näher beleuchtet, mit dem Ziel, eine Evaluation dieser Untersuchungen in Bezug auf die Validität und methodische Stringenz vorzunehmen. Die vorliegende Arbeit bezieht sich dabei auf drei große Themenkomplexe aus Essers Studie: die Critical-Period-Hypothese, die Auswirkungen der Bilingualität auf kognitive Fertigkeiten und die Interdependenzhypothese. In Bezug auf die Critical-PeriodHypothese vertritt Esser (2006) die Meinung, dass eine sogenannte „critical period“ existiert, und dass sie den Spracherwerb negativ beeinflusse (ebd.: 262f). Im Bereich Bilingualität und kognitive Fertigkeiten stützt sich Essers Argumentation unter Anderem auf die Ergebnisse von PISA-2000 und die der Children of Immigrants Longitudinal Study (CILS). Beide Studien belegen Esser zufolge, dass Bilingualität auf die schulischen Leistungen der untersuchten Jugendlichen keinen positiven Einfluss hätte, sondern dass die Bilingualität sich im Gegenteil sogar negativ auf die schulischen Leistungen auswirke (ebd.: 320f; 325). Schließlich vertritt er in Bezug auf die Interdependenzhypothese die Meinung, dass dazu gemischte Ergebnisse vorliegen. Während beispielsweise die Untersuchungsergebnisse bei den pragmatischen Fähigkeiten für eine Interdependenz sprächen, würde es bei den grammatischen und lexikalischen Fähigkeiten keine oder kaum Hinweise auf eine Interdependenz geben (ebd.: 266). Die Ergebnisse der vorliegenden Evaluation legen nahe, dass die von Esser herangezogenen Studien aus zwei dieser Themenbereiche, nämlich Critical-Period-Hypothese und Zusammenhänge zwischen Bilingualität und kognitiven Fertigkeiten, methodisch unsauber erarbeitet wurden und sich somit nicht für den wissenschaftlichen Dialog eignen. In Bezug auf die Interdependenzhypothese bestätigt die von Esser herangezogene Studie den aktuellen Forschungsstand, nämlich dass bisher keine konklusiven Befunde vorliegen. Jedoch konnte die Hypothese auch nicht widerlegt werden. |
Status: | Verlagsversion |
URN: | urn:nbn:de:tuda-tuprints-122386 |
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): | 400 Sprache > 400 Sprache, Linguistik |
Fachbereich(e)/-gebiet(e): | 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft > Sprachwissenschaft - Mehrsprachigkeit |
Hinterlegungsdatum: | 28 Sep 2023 11:03 |
Letzte Änderung: | 28 Sep 2023 11:03 |
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Verfügbare Versionen dieses Eintrags
- Evaluation neuerer Studien zum Thema Mehrsprachigkeit. Eine kritische Untersuchung der 2006 erschienenen Studie Sprache und Integration. (deposited 28 Sep 2023 11:03) [Gegenwärtig angezeigt]
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