Sablotny, Manfred (2023)
Wortschatzarbeit aus der Sicht von DaF-Lehrenden an Hochschulen in Taiwan.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00024372
Dissertation, Erstveröffentlichung, Verlagsversion
Kurzbeschreibung (Abstract)
Wortschatz bildet die Grundlage jeder sprachlichen Kommunikation und ist somit auch für den Fremdsprachenunterricht von entscheidender Bedeutung. Das Interesse an der Thematik Wortschatz spiegelt sich auch in der Forschung wider, wo es zunehmend Untersuchungen zum Erlernen von Wortschatz und zu hilfreichen Praktiken bei der Wortschatzarbeit (WSA) gibt. In der Praxis sind es in erster Linie die Lehrkräfte, die entscheiden, in welcher Form und in welchem Umfang WSA Einzug in den Unterricht findet. Auf welcher Grundlage die Lehrkräfte dabei ihre Entscheidungen treffen, ist jedoch weiterhin unklar, und für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache (DaF) in Taiwan gibt es diesbezüglich bislang keine Untersuchungen. Ziel der vorliegenden explorativ-qualitativen Studie ist es, die Lehrendenkognitionen von DaF-Lehrkräften an Hochschulen in Taiwan zur WSA zu rekonstruieren, um davon ausgehend die Faktoren, die über die individuelle Ebene hinaus einen Einfluss auf den Umgang mit dem Themenkomplex WSA haben, herauszuarbeiten. Mit Hilfe von semistrukturierten Interviews und einem diesen vorgeschalteten Fragebogen wurden Einblicke in die individuellen Sichtweisen von sieben DaF-Lehrkräften erhoben. Bei der Datenerhebung und Datenanalyse kam die Methodologie des Grounded-Theory-Ansatzes zum Einsatz. Die Kognitionen der befragten Lehrkräfte wurden zunächst individuell rekonstruiert und kommunikativ validiert. Ausgehend von diesen Ergebnissen wurde eine fallübergreifende theoretische Abstraktion der herausgearbeiteten Einflüsse und Prozesse, die bei Entscheidungen die WSA betreffend eine Rolle spielen, in Form einer Concept Map herausgearbeitet. Als Kernkategorie, die die erhobenen Lehrendenkognitionen zur WSA bestimmt, konnte der empfundene Grad der Orientierung bzw. Handlungskompetenz identifiziert werden. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Kognitionen der Lehrenden zur WSA in erster Linie durch ihre individuelle Lern- und Lehrbiografie und ihre daraus erwachsenen wortschatzbezogenen sprachlich-didaktischen Grundlagenkenntnisse sowie durch die Lehrwerke und die Wahrnehmung der Lernenden beeinflusst sind. Hindernisse und Probleme bei der WSA ergeben sich durch den Umfang, die Mehrdeutigkeit und die fehlende Systematik des deutschen Wortschatzes, durch eine unzureichende Berücksichtigung der WSA in den Lehrwerken, durch Passivität und fehlende Lernmotivation auf Seiten der Lernenden sowie durch unzureichende sprachlich-fachliche und pädagogisch-didaktische Kompetenzen bei den Lehrkräften selbst. Hilfreiche Praktiken für Lehrkräfte umfassen regelmäßige Selbstreflexion, akribische Vorbereitung der WSA, eine angemessene Flexibilität bei der Ausgestaltung der Unterrichtssituation, Vorentlastungen, Kontextualisierungen, die Nutzung elektronischer Hilfsmittel, die Vermittlung wortschatzbezogener Lernmethoden und die regelmäßige Durchführung von Wortschatztests. Für die Lernenden sind aus Sicht der Lehrkräfte vor allem extensive Lektüre, Systematisierung der Lernprozesse durch Kategorienbildung und Kontextualisierung sowie Ausprobieren unterschiedlicher Lernmethoden und Reflexion der eigenen Lerngewohnheiten für eine erfolgreiche WSA von Bedeutung. Für eine Verbesserung der die WSA bestimmenden Bedingungen werden Maßnahmen für eine Annäherung an eine möglichst authentische zielsprachliche Lernumgebung, stärkere internationale Zusammenarbeit, Maßnahmen zur Verbesserung der Qualifikationen der Lehrkräfte, vielfältigere und konkretere anwendungsbezogene Übungsformen in den Lehrwerken und eine stärkere Rolle des Wortschatzes in Sprachstandsprüfungen empfohlen. Diese Untersuchung erweitert das Verständnis des bislang stark vernachlässigten Forschungsfeldes der Lehrendenkognitionen zur WSA, gewährt wertvolle Einblicke in die Gedankenwelt von DaF-Lehrenden an Hochschulen in Taiwan und zeigt wichtige Grundlagen für die weitere Erforschung und Ausarbeitung einer umfassenden Theorie zur WSA aus der Sicht von DaF-Lehrkräften auf.
Typ des Eintrags: | Dissertation | ||||
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Erschienen: | 2023 | ||||
Autor(en): | Sablotny, Manfred | ||||
Art des Eintrags: | Erstveröffentlichung | ||||
Titel: | Wortschatzarbeit aus der Sicht von DaF-Lehrenden an Hochschulen in Taiwan | ||||
Sprache: | Deutsch | ||||
Referenten: | Hufeisen, Prof. Dr. Britta ; Müller, Prof. Dr. Marcus | ||||
Publikationsjahr: | 2023 | ||||
Ort: | Darmstadt | ||||
Kollation: | vii, 333 Seiten | ||||
Datum der mündlichen Prüfung: | 30 März 2023 | ||||
DOI: | 10.26083/tuprints-00024372 | ||||
URL / URN: | https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/24372 | ||||
Kurzbeschreibung (Abstract): | Wortschatz bildet die Grundlage jeder sprachlichen Kommunikation und ist somit auch für den Fremdsprachenunterricht von entscheidender Bedeutung. Das Interesse an der Thematik Wortschatz spiegelt sich auch in der Forschung wider, wo es zunehmend Untersuchungen zum Erlernen von Wortschatz und zu hilfreichen Praktiken bei der Wortschatzarbeit (WSA) gibt. In der Praxis sind es in erster Linie die Lehrkräfte, die entscheiden, in welcher Form und in welchem Umfang WSA Einzug in den Unterricht findet. Auf welcher Grundlage die Lehrkräfte dabei ihre Entscheidungen treffen, ist jedoch weiterhin unklar, und für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache (DaF) in Taiwan gibt es diesbezüglich bislang keine Untersuchungen. Ziel der vorliegenden explorativ-qualitativen Studie ist es, die Lehrendenkognitionen von DaF-Lehrkräften an Hochschulen in Taiwan zur WSA zu rekonstruieren, um davon ausgehend die Faktoren, die über die individuelle Ebene hinaus einen Einfluss auf den Umgang mit dem Themenkomplex WSA haben, herauszuarbeiten. Mit Hilfe von semistrukturierten Interviews und einem diesen vorgeschalteten Fragebogen wurden Einblicke in die individuellen Sichtweisen von sieben DaF-Lehrkräften erhoben. Bei der Datenerhebung und Datenanalyse kam die Methodologie des Grounded-Theory-Ansatzes zum Einsatz. Die Kognitionen der befragten Lehrkräfte wurden zunächst individuell rekonstruiert und kommunikativ validiert. Ausgehend von diesen Ergebnissen wurde eine fallübergreifende theoretische Abstraktion der herausgearbeiteten Einflüsse und Prozesse, die bei Entscheidungen die WSA betreffend eine Rolle spielen, in Form einer Concept Map herausgearbeitet. Als Kernkategorie, die die erhobenen Lehrendenkognitionen zur WSA bestimmt, konnte der empfundene Grad der Orientierung bzw. Handlungskompetenz identifiziert werden. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Kognitionen der Lehrenden zur WSA in erster Linie durch ihre individuelle Lern- und Lehrbiografie und ihre daraus erwachsenen wortschatzbezogenen sprachlich-didaktischen Grundlagenkenntnisse sowie durch die Lehrwerke und die Wahrnehmung der Lernenden beeinflusst sind. Hindernisse und Probleme bei der WSA ergeben sich durch den Umfang, die Mehrdeutigkeit und die fehlende Systematik des deutschen Wortschatzes, durch eine unzureichende Berücksichtigung der WSA in den Lehrwerken, durch Passivität und fehlende Lernmotivation auf Seiten der Lernenden sowie durch unzureichende sprachlich-fachliche und pädagogisch-didaktische Kompetenzen bei den Lehrkräften selbst. Hilfreiche Praktiken für Lehrkräfte umfassen regelmäßige Selbstreflexion, akribische Vorbereitung der WSA, eine angemessene Flexibilität bei der Ausgestaltung der Unterrichtssituation, Vorentlastungen, Kontextualisierungen, die Nutzung elektronischer Hilfsmittel, die Vermittlung wortschatzbezogener Lernmethoden und die regelmäßige Durchführung von Wortschatztests. Für die Lernenden sind aus Sicht der Lehrkräfte vor allem extensive Lektüre, Systematisierung der Lernprozesse durch Kategorienbildung und Kontextualisierung sowie Ausprobieren unterschiedlicher Lernmethoden und Reflexion der eigenen Lerngewohnheiten für eine erfolgreiche WSA von Bedeutung. Für eine Verbesserung der die WSA bestimmenden Bedingungen werden Maßnahmen für eine Annäherung an eine möglichst authentische zielsprachliche Lernumgebung, stärkere internationale Zusammenarbeit, Maßnahmen zur Verbesserung der Qualifikationen der Lehrkräfte, vielfältigere und konkretere anwendungsbezogene Übungsformen in den Lehrwerken und eine stärkere Rolle des Wortschatzes in Sprachstandsprüfungen empfohlen. Diese Untersuchung erweitert das Verständnis des bislang stark vernachlässigten Forschungsfeldes der Lehrendenkognitionen zur WSA, gewährt wertvolle Einblicke in die Gedankenwelt von DaF-Lehrenden an Hochschulen in Taiwan und zeigt wichtige Grundlagen für die weitere Erforschung und Ausarbeitung einer umfassenden Theorie zur WSA aus der Sicht von DaF-Lehrkräften auf. |
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Alternatives oder übersetztes Abstract: |
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Freie Schlagworte: | Wortschatzarbeit, Deutsch als Fremdsprache, Lehrendenkognitionen, Sprachpädagogik, qualitative Forschung, Interviews, Grounded Theory, vocabulary teaching and learning, German as a foreign language, teacher cognitions, language pedagogy, qualitative research, interviews, grounded theory | ||||
Status: | Verlagsversion | ||||
URN: | urn:nbn:de:tuda-tuprints-243720 | ||||
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): | 300 Sozialwissenschaften > 370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen 400 Sprache > 430 Deutsch |
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Fachbereich(e)/-gebiet(e): | 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft > Sprachwissenschaft - Mehrsprachigkeit |
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Hinterlegungsdatum: | 01 Aug 2023 12:15 | ||||
Letzte Änderung: | 02 Aug 2023 06:39 | ||||
PPN: | |||||
Referenten: | Hufeisen, Prof. Dr. Britta ; Müller, Prof. Dr. Marcus | ||||
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: | 30 März 2023 | ||||
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