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Digitale Transformation der Tatortbefundaufnahme auf Basis eines räumlich-semantischen Tatortinformationsmodells

Franz, Steffen (2022)
Digitale Transformation der Tatortbefundaufnahme auf Basis eines räumlich-semantischen Tatortinformationsmodells.
doi: 10.26083/tuprints-00020381
Buch, Zweitveröffentlichung, Verlagsversion

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Kurzbeschreibung (Abstract)

Die Tatortarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Strafverfolgung. Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten liegt dabei in der Dokumentation der Auffindesituation im Rahmen der Tatortbefundaufnahme. Zentrales Mittel hierfür ist die Beschreibung des Ereignisorts sowie aller Erkenntnisse und Handlungen in Berichtsform. Zur Steigerung der Objektivität der Dokumentation wurden frühzeitig weitere Hilfsmittel wie (maßstäbliche) Skizzen und analoge Fotografien eingeführt. Der Übergang von der Analog- zur Digitalfotografie stellt die Etablierung der ersten digitalen Anwendung in der Breite der Polizei zur Tatortbefundaufnahme dar. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Die für die weitere Fallarbeit zwingend notwendige Digitalisierung analog erhobener Daten erfolgt erst im Anschluss an die Arbeiten vor Ort auf der Dienstelle. Dies bedeutet Mehrfacharbeit und stellt gleichzeitig eine potenzielle Fehlerquelle dar. Erschwert wird die Situation dadurch, dass die analoge Dokumentationsform in Kombination mit digital erzeugten Daten (z.B. Fotografien, Tonaufnahmen, Punktwolken) zu einer heterogenen Ansammlung von Daten führt. Die Beziehungen zwischen den dokumentierten Informationen in den unterschiedlichen Daten muss von Hand zeitaufwändig rekonstruiert werden. Die vorliegende Dissertation widmet sich daher der Fragestellung, wie die digitale Transformation der Tätigkeiten während der Tatortbefundaufnahme gestaltet werden muss, um Informationen bei der Erhebung bereits vor Ort in Beziehung zueinander zu setzen und maschinell verarbeitbar machen zu können. Es erfolgt zunächst eine Erläuterung der Grundlagen der Tatortarbeit mit Fokus auf die Erhebung des objektiven Tatortbefunds. Daran schließt sich die Analyse des Status Quo an. Diese wurde auf Basis einer Literaturrecherche sowie mittels Experteninterviews und Hospitationen bei der Tatortarbeit durchgeführt. Die Identifikation von Problemstellen der heutigen Arbeitsweise, insbesondere bei der Datenerhebung und -verarbeitung, bildet die Grundlage für die Definition von sechs Schlüsselanforderungen an das Konzept zur digitalen Transformation der Tatortbefundaufnahme auf Basis eines räumlich-semantischen Tatortinformationsmodells. Letzteres wird aus einer Graph-basierten Beschreibung wesentlicher Bestandteile der Tatortbefundaufnahme abgeleitet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der vernetzten Abbildung von Informationen, insbesondere von semantischen und räumlichen Zusammenhängen sowie der Option zur multimedialen Beschreibung von Spuren und Asservaten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit zur kollaborativen, parallelen Datenaufnahme mittels Smartphones sowie die Anpassbarkeit des Umfangs und der Art der zu erhebenden Informationen an die jeweiligen Gegebenheiten. Dies umfasst beispielsweise die Option, Spuren situationsbedingt parallel in verschiedenen Bezugssystemen (z.B. Liste, Grundrissskizze, Foto, Schema) dokumentieren zu können. Ergänzend zur digitalen Modellierung der Tatortbefundaufnahme werden innovative Ansätze zur Automatisierung der Datenaufnahme und -verarbeitung mittels Smartphones vorgestellt. Es wird gezeigt wie bisherige Prozesse durch Algorithmen beschleunigt werden können und gleichzeitig potenzielle Fehlerquellen der aktuellen Arbeitsweise beseitigt werden. Zum Schluss wird das Demonstratorsystem INSITU vorgestellt, welches im gleichnamigen BMBF-Forschungsprojekt auf Grundlage dieser Arbeit entwickelt wurde. Die Begleitung der Entwicklung durch Anwendertests mit Polizistinnen und Polizisten verschiedener Polizeien von Bund und Länder stellte sicher, dass die entwickelten Konzepte und Methoden dieser Arbeit in eine praxistaugliche Lösung überführt werden konnten.

Typ des Eintrags: Buch
Erschienen: 2022
Autor(en): Franz, Steffen
Art des Eintrags: Zweitveröffentlichung
Titel: Digitale Transformation der Tatortbefundaufnahme auf Basis eines räumlich-semantischen Tatortinformationsmodells
Sprache: Deutsch
Referenten: Rüppel, Prof. Dr. Uwe ; Eichhorn, Prof. Dr. Andreas
Publikationsjahr: 2022
Ort: Darmstadt
Publikationsdatum der Erstveröffentlichung: 2022
Kollation: XVIII, 173 Seiten
Datum der mündlichen Prüfung: 16 Dezember 2021
DOI: 10.26083/tuprints-00020381
URL / URN: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/20381
Zugehörige Links:
Herkunft: Zweitveröffentlichung
Kurzbeschreibung (Abstract):

Die Tatortarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Strafverfolgung. Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten liegt dabei in der Dokumentation der Auffindesituation im Rahmen der Tatortbefundaufnahme. Zentrales Mittel hierfür ist die Beschreibung des Ereignisorts sowie aller Erkenntnisse und Handlungen in Berichtsform. Zur Steigerung der Objektivität der Dokumentation wurden frühzeitig weitere Hilfsmittel wie (maßstäbliche) Skizzen und analoge Fotografien eingeführt. Der Übergang von der Analog- zur Digitalfotografie stellt die Etablierung der ersten digitalen Anwendung in der Breite der Polizei zur Tatortbefundaufnahme dar. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Die für die weitere Fallarbeit zwingend notwendige Digitalisierung analog erhobener Daten erfolgt erst im Anschluss an die Arbeiten vor Ort auf der Dienstelle. Dies bedeutet Mehrfacharbeit und stellt gleichzeitig eine potenzielle Fehlerquelle dar. Erschwert wird die Situation dadurch, dass die analoge Dokumentationsform in Kombination mit digital erzeugten Daten (z.B. Fotografien, Tonaufnahmen, Punktwolken) zu einer heterogenen Ansammlung von Daten führt. Die Beziehungen zwischen den dokumentierten Informationen in den unterschiedlichen Daten muss von Hand zeitaufwändig rekonstruiert werden. Die vorliegende Dissertation widmet sich daher der Fragestellung, wie die digitale Transformation der Tätigkeiten während der Tatortbefundaufnahme gestaltet werden muss, um Informationen bei der Erhebung bereits vor Ort in Beziehung zueinander zu setzen und maschinell verarbeitbar machen zu können. Es erfolgt zunächst eine Erläuterung der Grundlagen der Tatortarbeit mit Fokus auf die Erhebung des objektiven Tatortbefunds. Daran schließt sich die Analyse des Status Quo an. Diese wurde auf Basis einer Literaturrecherche sowie mittels Experteninterviews und Hospitationen bei der Tatortarbeit durchgeführt. Die Identifikation von Problemstellen der heutigen Arbeitsweise, insbesondere bei der Datenerhebung und -verarbeitung, bildet die Grundlage für die Definition von sechs Schlüsselanforderungen an das Konzept zur digitalen Transformation der Tatortbefundaufnahme auf Basis eines räumlich-semantischen Tatortinformationsmodells. Letzteres wird aus einer Graph-basierten Beschreibung wesentlicher Bestandteile der Tatortbefundaufnahme abgeleitet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der vernetzten Abbildung von Informationen, insbesondere von semantischen und räumlichen Zusammenhängen sowie der Option zur multimedialen Beschreibung von Spuren und Asservaten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit zur kollaborativen, parallelen Datenaufnahme mittels Smartphones sowie die Anpassbarkeit des Umfangs und der Art der zu erhebenden Informationen an die jeweiligen Gegebenheiten. Dies umfasst beispielsweise die Option, Spuren situationsbedingt parallel in verschiedenen Bezugssystemen (z.B. Liste, Grundrissskizze, Foto, Schema) dokumentieren zu können. Ergänzend zur digitalen Modellierung der Tatortbefundaufnahme werden innovative Ansätze zur Automatisierung der Datenaufnahme und -verarbeitung mittels Smartphones vorgestellt. Es wird gezeigt wie bisherige Prozesse durch Algorithmen beschleunigt werden können und gleichzeitig potenzielle Fehlerquellen der aktuellen Arbeitsweise beseitigt werden. Zum Schluss wird das Demonstratorsystem INSITU vorgestellt, welches im gleichnamigen BMBF-Forschungsprojekt auf Grundlage dieser Arbeit entwickelt wurde. Die Begleitung der Entwicklung durch Anwendertests mit Polizistinnen und Polizisten verschiedener Polizeien von Bund und Länder stellte sicher, dass die entwickelten Konzepte und Methoden dieser Arbeit in eine praxistaugliche Lösung überführt werden konnten.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

The Crime scene work is an essential part of law enforcement. One focus of the activities is the documentation of the as-is situation. The central means for this is the description of the location of the event as well as all findings and actions in the form of reports. To increase the objectivity of the documentation, other tools such as (to-scale) sketches and analogue photographs were introduced early on. The transition from analogue to digital photography represents the establishment of the first digital application across the police force for recording crime scene findings. Little has changed to this day. The digitization of collected analog data, which is necessary for further casework, can only take place at the office, after the work on site has finished. This results in additional workload and at the same time represents a potential source of error. The situation is made more difficult by the fact that the analogue form of documentation in combination with digitally generated data (e.g. photographs, sound recordings, point clouds) leads to a heterogeneous accumulation of data. The relationships between the documented information in the different data must be reconstructed by hand, which is time-consuming. This dissertation is therefore devoted to the question of how the digital transformation of activities during crime scene assessment must be designed in order to be able to relate information to one another during on-site collection and make it machine-processable. First, there is an explanation of the basics of crime scene work with a focus on collecting objective crime scene findings. This is followed by the analysis of the status quo. The analysis was carried out on the basis of a literature search as well as by means of expert interviews and observing professionals performing their work at the crime scene. The identification of problem areas in today's working methods, especially in data collection and processing, forms the basis for the definition of six key requirements for the digital transformation of crime scene assessment. The digitization concept is based on a spatial-semantic crime scene information model which is derived from a graph-based description of essential components of the crime scene assessment. A key focus is put on the networked representation of information, in particular of semantic and spatial contexts, as well as the option of a multimedia description of traces and evidence objects. In this context, the possibility of collaborative, parallel data acquisition using smartphones as well as the adaptability of the scope and type of information to be collected to the respective circumstances is also important. This includes, for example, the option of being able to document evidence in parallel in different reference systems (e.g. list, floor plan, photo, scheme) depending on the situation. In addition to the digital modeling of crime scene work, innovative approaches for automating data acquisition and processing using smartphones are presented. It is shown how current processes can be accelerated by algorithms and at the same time previous sources of error can be eliminated. Finally, the INSITU demonstrator system is presented, which was developed on the basis of this work as part of the BMBF research project of the same name. The support of the development through user tests with police officers from different federal and state police forces ensured that the concepts and methods developed in this work could be converted into a practical solution.

Englisch
Status: Verlagsversion
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-203811
Zusätzliche Informationen:

Erscheint im Shaker Verlag als Band 2/2022 der Reihe "Berichte des Instituts für Numerische Methoden und Informatik im Bauwesen" mit der ISBN 978-3-8440-8484-9.

Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 000 Allgemeines, Informatik, Informationswissenschaft > 004 Informatik
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 620 Ingenieurwissenschaften und Maschinenbau
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften > Institut für Numerische Methoden und Informatik im Bauwesen
TU-Projekte: Bund/BMBF|13N14814|INSITU
Hinterlegungsdatum: 22 Mär 2022 12:08
Letzte Änderung: 23 Mär 2022 05:56
PPN:
Referenten: Rüppel, Prof. Dr. Uwe ; Eichhorn, Prof. Dr. Andreas
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 16 Dezember 2021
Export:
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