Die stetig wachsende Verkehrsnachfrage im motorisierten Individualverkehr (MIV) und
Mobilitätsbedürfnisse bringt uns, speziell in Städten, an den Rand der Kapazität des
Strassennetzes. Wiederkehrende Staus sind ein bekanntes Phänomen in städtischen und
vorstädtischen Gebieten. Diese Verkehrsprobleme sind typisch für industrialisierte Länder,
aber auch in vielen Metropolen der dritten Welt. Das gewachsene öffentliche Bewusstsein der
negativen Auswirkungen von Verkehrsstaus in Städten bringt Verkehr auf die politische
Tagesordnung. Lösungen müssen gefunden werden, aber eine Ausweitung der bestehenden
Infrastruktur ist nur begrenzt möglich. Dies führt dazu, das Massnahmen des
Verkehrsmanagement eingesetzt werden um die Auswirkungen des MIV zu reduzieren.
Diese Arbeit bewertet Verkehrsmanagementkonzepte in Glasgow und Frankfurt am Main.
Basierend auf der Definition von Verkehrsmanagement, die sich aus einer Literaturrecherche
ergibt, wird ein vergleichendes Bewertungsverfahren durchgeführt. Dies beinhaltet alle
Aspekte des Verkehrs, wie MIV, öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Radfahrer und
Fussgänger. Neben den Bedürfnissen dieser Strassennutzer werden auch die Ziele des
Verkehrsmanagements und Serviceleistungen, sowie fachübergreifende Bausteine wie
Flächennutzungsplanung und Umweltrestriktionen, betrachtet. Weiterhin werden
grundsätzliche Unterschiede in Grossbritannien und Deutschland ausgearbeitet, die aber
trotzdem eine Bewertung zulassen.
Im ersten Teil dieser Arbeit wird eine allgemeine Definition von Verkehrsmanagement
gegeben. Verkehrsmanagement kann als die optimale Beeinflussung des Verkehrsgeschehens
definiert werden unter Betrachtung alle Verkehrsaspekte - Personen und Güter - und aller
Mittel, um Verkehr zu steuern. Die Beeinflussung kann direkt oder indirekt sein, z.B. in
Verbindung mit den vorhergehenden Planungsprozessen wie Flächennutzungsplanung,
Nutzungsvereinbarungen oder Public Awareness. Die Berücksichtigung des
Verkehrsmanagements bei der Flächennutzungsplanung beeinflusst die Verkehrsnachfrage,
z.B. durch Konzentration der Wohnraumdichte entlang leistungsfähiger ÖPNV Strecken. Mit
Nutzungsvereinbarungen ist es ebenfalls möglich die Verkehrsnachfrage zu beeinflussen. z.B.
durch Erlass von Stellplatzablösesummen sofern eine Firma ihren Angestellten job tickets
anbietet oder durch fördern von Fahrgemeinschaften. Mit public awareness und Werbung ist
es möglich auch unpopuläre Transportmittel oder Restriktionen für den MIV zu propagieren.
Abgesehen von diesen Aspekten werden in dieser Arbeit auch Umweltrestriktionen und
ökonomische Aspekte betrachtet. Anschließend wird als Bestand des ersten Teils dieser
Arbeit ein möglichst allgemeingültiges Zielsystem definiert. Typische oberste Ziele sind die
Verbesserung der Lebensqualität und die Förderung der regionalen Wirtschaft und dem
Handel. Dem Zielsystem folgt ein Strategieprozess, der beschreibt, wie die Maßnahmen des
Verkehrsmanagements eingesetzt werden, um die Ziele zu erreichen. Vor den Maßnahmen
des Verkehrsmanagements, wird die Integrierung dieser Maßnahmen erläutert, die sich z.Z.
noch in einem Entwicklungsprozess befindet. Die grundsätzlichen Unterschiede in
Großbritannien und Deutschland werden ausgeführt.
Diese Arbeit versucht alle Maßnahmen des Verkehrsmanagements zu betrachten.
Dementsprechend werden MIV mit z.B. Verkehrskontrollsystemen, Restriktionen oder
Gebührenerhebung betrachtet. Außerdem werden moderne Verkehrsleittechniken in einem
gesonderten Kapitel betrachtet. Dies beinhaltet Wechselverkehrszeichen,
Informationssysteme oder ÖPNV Beschleunigung, aber auch Zielführungssysteme,
automatische Störfallerkennung oder automatische Gebührensysteme. Moderen
Verkehrsleittechniken werden eine der wichtigsten Mittel des modernen
Verkehrsmanagements sein. Die folgenden Kapitel beschreiben die Anlagen des Radverkehrs,
Fußgänger und des ÖPNV. Abschließend werden Maßnahmen des Parkraummanagements,
wie Restriktionen, Anwohnerparken und Park & Ride Systeme, aber auch konventionelle
Informationssysteme und weitere Aspekte wie Sonderfahrzeugebeschleunigung oder
Mobilitätszentralen betrachtet.
Der zweite Teil dieser Arbeit ist die Bestandsaufnahme von Glasgow und Frankfurt. Als
erstes wird die Vorgehensweise beschrieben. Abgesehen von der Literaturrecherche und
Fragebögen, ist es nötig persönliche Gespräche mit den Experten in Glasgow und Frankfurt
zu führen. Anschließend werden beide Städte strukturiert vorgestellt. Dementsprechend
werden allgemeine Informationen durch eine Einleitung und einer kurzen geschichtlichen
Zusammenfassung, die allgemeine Geschichte und Verkehrsgeschichte enthält, gegeben.
Bevor die Maßnahmen des Verkehrsmanagements näher beschrieben werden, wird das gültige
Zielsystem der beiden Städte und der vorhergehende Planungsprozess näher erläutert. Die
Bestandsaufnahme wird vervollständigt durch die Beschreibung der existierenden
Maßnahmen des Verkehrsmanagements in beiden Städten. In Frankfurt zusätzlich mit der
Vorstellung von Pilot Projekten die hier durchgeführt wurden.
Der letzte Teil dieser Arbeit ist die vergleichende Bewertung. Hierfür wird ein Zielsystem mit
einzelnen Bewertungskriterien definiert. Die Definition der Kriterien lehnt sich an die
Definition von Verkehrsmanagement aus dem ersten Teil dieser Arbeit an. Betrachtete
Kriterien sind die gültigen Ziele der Städte, die angebotenen Serviceleistungen, der Gebrauch
von Telematiksystemen, Zukunftsaspekte wie z.B. die Integrierung von Maßnahmen des
Verkehrsmanagements, Anlagen für den ÖPNV, Fußgänger und Radfahrer, aber auch
Umweltaspekte, Parkraummanagement, Effizienz und andere Aspekte wie z.B. die
Betrachtung der Flächennutzungsplanung oder Nutzungsvereinbarungen. Beide Städte werden
anhand dieses Zielsystems bewertet und für jedes Kriterium Noten vergeben. Die gegebenen
Noten werden mit einer vereinfachten Nutzwertanalyse nach Zangemeister verarbeitet. Jedes
einzelne Kriterium, aber auch die Oberziele, werden gewichtet um ein Ergebnis zu erzielen,
das die Rangfolge der Ziele berücksichtigt. Um zu kontrollieren, ob unterschiedliche
Gewichtungen das Ergebnisse wesentlich verändern, wird eine Sensitivitätsanalyse
durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen aber qualitativ die gleich Tendenz in allen betrachteten
Bereichen.
Das Ergebnis des Bewertungsverfahren spiegelt den allgemeinen Eindruck des Bearbeiters
wieder. Beide Städte, Glasgow und Frankfurt, betrachten annähernd alle allgemein gültigen
Ziele, nutzen grundlegende Maßnahmen des Verkehrsmanagements, wie z.B.
Verkehrskontrollsysteme und integrieren die Flächennutzungsplanung mit dem
Verkehrsmanagement. Das Ergebnis der vergleichenden Bewertung von Glasgow und
Frankfurt ist annähernd identisch. Während Frankfurt die mehr "technisch orientierte" Stadt
ist, zeigt Glasgow einen Vorsprung in den angebotenen Serviceleistungen. Diese Tendenz
wird durch die Sensitivitätsanalyse unterstrichen.
Die auf dem vergleichenden Bewertungsverfahren basierenden Empfehlungen gibt an, das
beide Städte nach wie vor die Notwendigkeit haben ihre Maßnahmen und Konzepte des
Verkehrsmanagements in einigen Bereichen zu verbessern. Es ist auffallend, dass beide Städte
keinen formulierten Strategieprozess haben um ihre Ziele mit Maßnahmen zu verwirklichen.
Frankfurt sollte die angebotenen Serviceleistungen und die Einbeziehung der Bürger stärker
betrachten. Der Weg den Frankfurt in technischer Hinsicht nimmt, erhält eine positiv
Bewertung und sollte so fortgesetzt werden. Glasgow hat z.Z. noch einen geringen
Nachholbedarf was die Nutzung von modernen Technologien im Vergleich zu Frankfurt
betrifft. Aber die eingeschlagene Richtung zielt darauf diese Lücke zu schließen. Viele
Projekte, wie z.B. die "Route action plans" wurden begonnen um die technische Ausstattung
zu verbessern und neue Einrichtungen einzuführen. Handlungsbedarf besteht in Glasgow noch
um sein Radwegenetz und die Radanlagen zu verbessern.
Der Integrationsprozess, der als wichtiger Punkt des Verkehrsmanagement definiert ist, hat in
beiden Städten mit neuen Projekten begonnen verwirklicht zu werden. Es könnte interessant
sein diesen Prozess weiter zu verfolgen. | Deutsch |