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Maßnahmen zur Verlagerung von Pendlerverkehren vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Beispiel der Relation Wiesbaden - Frankfurt am Main

Payer, Michael (2006)
Maßnahmen zur Verlagerung von Pendlerverkehren vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Beispiel der Relation Wiesbaden - Frankfurt am Main.
Technische Universität Darmstadt
Studienarbeit, Bibliographie

Kurzbeschreibung (Abstract)

Das stetig steigende Verkehrsaufkommen im Straßenverkehr führt bereits heute zu erheblichen Problemen wie z. B. Staus durch Streckenüberlastungen. In Zukunft wird sich diese Situation aufgrund der zunehmenden Pkw-Verfügbarkeit weiter verschlechtern, mit dramatischen Folgen für Verkehrsteilnehmer und Anwohner. Nur durch eine Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kann der in den kommenden Jahrzehnten drohende Verkehrkollaps verhindert bzw. reduziert werden. Dabei müssen die vorhandenen Potentiale und Ressourcen des ÖPNV genutzt werden und wesentlich stärker ausgeschöpft werden als bisher. Um eine solche Verlagerung zu erreichen, muss der ÖPNV eine sehr attraktives und hochqualitatives Angebot für die Nutzer bereitstellen, um so eine starke Konkurrenz zum MIV darzustellen. Hierzu muss das ÖPNV-Angebot ständig den heutigen und zukünftigen Anforderungen angepasst werden. Die Personengruppe der Berufspendler ist hierbei besonders zu berücksichtigen, da die täglichen Fahrten im Berufsverkehr einen großen Teil des Verkehrsaufkommens erzeugen und für die morgendlichen und abendlichen Spitzenzeiten mit den höchsten Belastungen verantwortlich sind. Heute existieren Bereits zahlreiche Technologien und Verfahren, die den ÖPNV sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene attraktiver gestalten können. Viele der daraus entwickelten Maßnahmen besitzen neben einer Steigerung der Attraktivität und Qualität des ÖPNV zusätzlich auch ein großes Potential für das Erreichen einer beabsichtigten Verkehrsverlagerung. Diese Verbesserungsmaßnahmen beziehen sich hauptsächlich auf ÖPNV-Bereiche wie Qualitätsmanagement, neuartige Tarif- und Fahrscheinarten sowie die Nutzung neuer Informations- und Kommunikationsmedien. Neue Entwicklungen wie der elektronische Fahrschein, ÖPNV-Beschleunigungsmaßnahmen im Straßenverkehr, die Fahrgastinformation per Handy und moderne Fahrzeuge mit hohem Komfort und umweltfreundlichen Antrieben, sind nur einige dieser Verbesserungsmaßnahmen. Hinzu kommen zukunftsweisende Verfahren wie ein hochwertiges Qualitätsmanagement, ein verstärktes und auf die Ansprüche der Kunden ausgerichtetes Marketing, ein flächendeckender integraler Taktfahrplan und die Beteiligung der Kunden an der Planung des ÖPNV. Zusätzlich zu den zukunftsorientierten Verbesserungsmaßnahmen, müssen auch vorhanden Chancen für eine Verkehrsverlagerung im bestehenden ÖPNV genutzt werden. Hierzu zählt z. B. ein Kostenvergleich zwischen ÖPNV und Pkw, der deutlich macht, dass die Nutzung des ÖPNV, vor allem aufgrund der momentan hohen Kraftstoffpreise, einen deutlichen Preisvorteil gegenüber der Fahrt im eigenen Pkw hat. Weiterhin müssen die vorhandenen Probleme, die für eine schlechte Qualität der erbrachten Beförderungsleistungen und die sinkende Attraktivität des ÖPNV verantwortlich sind, erfasst und behoben werden. In der Relation Wiesbaden - Frankfurt am Main existiert bereits heute ein sehr dichtes und gut ausgebautes ÖPNV-Netz. Hierbei stellt vor allem der Schienenpersonennahverkehr (Regionalzüge und S-Bahn) ein schnelles und leistungsfähiges Transportmittel dar. Aufgrund des ebenfalls sehr gut ausgebauten Straßennetzes in der Region (vor allem die Autobahnen A3 und A66) ist die Konkurrenz des MIV gegenüber dem ÖPNV allerdings sehr groß. Hierbei zählen die im Vergleich zum MIV längere Reisezeit und die Kapazitätsprobleme von Bahnstrecken und Fahrzeugen in den morgendlichen und abendlichen Spitzenstunden zu den größten Problemen des vorhandenen ÖPNV-Systems. Für die konkrete Anwendung von Verbesserungsmaßnahmen ist es zwingend erforderlich, die zukünftige Entwicklung von Verkehrssituation, Fahrgastzahlen und Raumstruktur zu kennen bzw. abzuschätzen. Zwei unabhängig voneinander durchgeführte Prognosen der zukünftigen Entwicklung des Pendleraufkommens für die Jahre 2015 und 2030 führen zu dem Ergebnis, dass das Verkehrsaufkommen in der Region zwischen Wiesbaden/Mainz und Frankfurt auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird. Dabei sind vor allem in den Gemeinden Kelsterbach, Rüsselsheim und Hochheim deutliche Zuwächse des Verkehrs - und somit auch des Pendleraufkommens zu erwarten. Das zukünftige ÖPNV-Angebot im Bezug auf die Taktfolge, die Fahrzeugkapazität, die Größe von Park-and-Ride-Anlagen und die Leistungsfähigkeit der Streckeninfrastruktur muss fortlaufend an diese zukünftigen Belastungen angepasst werden, um eine hohe Angebotsqualität zu erzielen. Die Anforderungen der Kunden an den ÖPNV werden in Zukunft weiter steigen. Heutige gehobenere Anforderungen werden in zehn Jahren zu den Basisanforderungen gehören. Hinzu kommt, dass darüber hinaus in vielen Bereichen des ÖPNV noch ein großer Nachholbedarf besteht. Für die Bereitstellung eines attraktiven ÖPNV-Angebots ist es wichtig, diese steigenden Anforderungen möglichst frühzeitig zu kennen und in die Planung einzubringen. Nur so kann der ÖPNV auch in Zukunft bestehende Kunden behalten und neue hinzugewinnen. Im Rahmen dieser Arbeit werden für den ÖPNV auf der Relation Wiesbaden - Frankfurt am Main gezielt Verbesserungsmaßnahmen entwickelt, die durch eine Steigerung der Attraktivität und Qualität des ÖPNV-Angebots eine Verlagerung von Pendlerverkehren zugunsten des ÖPNV erzielen sollen. Als Grundlage dienen dabei bestehende zukunftsweisende Konzepte aus Verkehrsverbünden in ganz Deutschland, die weiterentwickelt und gezielt angewendet werden. Neben allgemeinen Verbesserungsmaßnahmen und Qualitätsvorgaben, die flächendeckend anwendbar sind, werden auch lokale Maßnahmen mit einem konkreten räumlichen Bezug entwickelt. Die Schwerpunkte der Maßnahmenentwicklung liegen in den Bereichen Marketing, Liniennetz und Fahrscheinangebot. Insgesamt ist es sehr wichtig, durch eine intensive Kundenbetreuung, die Einstellung der Nutzer und Nicht-Nutzer gegenüber dem ÖPNV zu verbessern und den Kunden ein Gefühl des "Betreutseins" zu vermitteln. Dies kann durch die Einrichtung von Beratungsstellen wie z. B. Mobilitätszentralen, durch Kundenbefragungen und durch die Beteiligung der Kunden an der Planung geschehen. Weiterhin ist es in Zukunft sehr wichtig, den Kunden durch ein intensives und gezieltes Marketing auf die zahlreichen Vorteile des ÖPNV aufmerksam zu machen. Durch das Angebot von speziellen Fahrscheinen mit zusätzlichen Rabatten und zusätzlichen Nutzen über den ÖPNV hinaus, soll vor allem für Berufspendler ein attraktiveres Angebot geschaffen werden. Hierzu zählen auch neuartige Verkehrsangebote wie Premiumbusverkehre, die den Kunden einen hohen Reisekomfort bieten und durch zusätzliche Direktverbindungen quer zu den ÖPNV-Hauptachsen die Reisezeiten für Berufspendler verringern. Weitere Maßnahmen beziehen sich auf die Modernisierung und Optimierung der ÖPNV-Infrastruktur, indem Haltestellen, Park-and-Ride-Anlagen und Fahrzeuge fortlaufend an die steigenden Anforderungen und Verkehrsbelastungen angepasst werden. Im Bereich der Kundeninformation können durch die Nutzung vorhandener, weit verbreiteter Informations- und Kommunikationsmedien wie Mobiltelefonen und dem Internet, die Kunden ständig zeitnah über Grunddaten wie Fahrpläne und Tarife sowie über aktuelle Informationen wie Verspätungen und Störungen informiert werden. Somit können große Teile der Bevölkerung auf eine einfache Weise erreicht werden und darüber hinaus entfallen aufwendige Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen. Zur Verringerung der Reisezeit zwischen Wiesbaden und Frankfurt ist der Neubau einer Bahnstrecke zwischen Wiesbaden und Hofheim vorgesehen, die gegenüber dem MIV deutliche Vorteile im Bezug auf Streckenlänge und Fahrzeit besitzt. Darüber hinaus muss das bestehende Schienennetz auf stark belasteten Strecken weiter ausgebaut werden um somit eine Entkopplung des S-Bahn- und Zugverkehrs zu erzielen. Im Bereich der Fahrscheine besitzt vor allem die zukunftsweisende Technologie des elektronischen Fahrscheins (E-Ticket) ein großes Potential zur Verkehrsverlagerung, da die Nutzung des ÖPNV durch dieses System stark vereinfacht wird und keine detaillierten Kenntnisse über das Tarifsystem mehr notwendig sind. Im Zubringer- und Erschließungsverkehr müssen die Angebote stärker auf den Bedarf abgestimmt und flexible Bedienungsweisen wie Anruf-Sammel-Taxi-Verkehre eingeführt werden. Bei langen Taktzeiten (30, 60 oder mehr Minuten) ist zusätzlich die Anschlusswahrung von entscheidender Bedeutung für einen attraktiven ÖPNV mit kurzer Gesamtreisezeit. Insgesamt soll durch die Maßnahmen, die Qualität und Attraktivität des ÖPNV verbessert werden und vor allem für Berufpendler ein ÖPNV-Angebot bereitgestellt werden, das eine attraktive Alternative zur Fahrt im eigenen Pkw darstellt. Neben der Entwicklung neuer Verbesserungsmaßnahmen im Rahmen dieser Arbeit, existieren bereits einige Projekte und Planungen im Rhein-Main-Gebiet wie z. B. "WAYflow", "Mainway 66", "Staufreies Hessen 2015" und der regionale Nahverkehrsplan des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, in denen aus prognostizierten zukünftigen Entwicklungen gezielt Maßnahmen abgeleitet und entwickelt werden und Lösungsmöglichkeiten für bestehende Probleme aufgezeigt werden. In den kommenden Jahrzehnten müssen möglichst alle diese Verbesserungsmaßnahmen in die Planung des ÖPNV integriert und umgesetzt bzw. angewendet werden. Sie können einen großen Teil dazu beitragen, ein hochwertiges ÖPNV- Angebot bereitzustellen, durch das der ÖPNV gegenüber dem MIV eine starke Alternative darstellt und nicht wie bisher lediglich einen Kompromiss. Allerdings werden die Verkehrsverbünde in Zukunft - mehr als jemals zuvor - mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um ihre Kunden "kämpfen" müssen.

Typ des Eintrags: Studienarbeit
Erschienen: 2006
Autor(en): Payer, Michael
Art des Eintrags: Bibliographie
Titel: Maßnahmen zur Verlagerung von Pendlerverkehren vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Beispiel der Relation Wiesbaden - Frankfurt am Main
Sprache: Deutsch
Referenten: Boltze, Prof. Dr. Manfred ; Kittler, Dipl.-Ing. Wolfgang
Publikationsjahr: 2006
URL / URN: https://www.verkehr.tu-darmstadt.de/media/verkehr/fgvv/stud/...
Kurzbeschreibung (Abstract):

Das stetig steigende Verkehrsaufkommen im Straßenverkehr führt bereits heute zu erheblichen Problemen wie z. B. Staus durch Streckenüberlastungen. In Zukunft wird sich diese Situation aufgrund der zunehmenden Pkw-Verfügbarkeit weiter verschlechtern, mit dramatischen Folgen für Verkehrsteilnehmer und Anwohner. Nur durch eine Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kann der in den kommenden Jahrzehnten drohende Verkehrkollaps verhindert bzw. reduziert werden. Dabei müssen die vorhandenen Potentiale und Ressourcen des ÖPNV genutzt werden und wesentlich stärker ausgeschöpft werden als bisher. Um eine solche Verlagerung zu erreichen, muss der ÖPNV eine sehr attraktives und hochqualitatives Angebot für die Nutzer bereitstellen, um so eine starke Konkurrenz zum MIV darzustellen. Hierzu muss das ÖPNV-Angebot ständig den heutigen und zukünftigen Anforderungen angepasst werden. Die Personengruppe der Berufspendler ist hierbei besonders zu berücksichtigen, da die täglichen Fahrten im Berufsverkehr einen großen Teil des Verkehrsaufkommens erzeugen und für die morgendlichen und abendlichen Spitzenzeiten mit den höchsten Belastungen verantwortlich sind. Heute existieren Bereits zahlreiche Technologien und Verfahren, die den ÖPNV sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene attraktiver gestalten können. Viele der daraus entwickelten Maßnahmen besitzen neben einer Steigerung der Attraktivität und Qualität des ÖPNV zusätzlich auch ein großes Potential für das Erreichen einer beabsichtigten Verkehrsverlagerung. Diese Verbesserungsmaßnahmen beziehen sich hauptsächlich auf ÖPNV-Bereiche wie Qualitätsmanagement, neuartige Tarif- und Fahrscheinarten sowie die Nutzung neuer Informations- und Kommunikationsmedien. Neue Entwicklungen wie der elektronische Fahrschein, ÖPNV-Beschleunigungsmaßnahmen im Straßenverkehr, die Fahrgastinformation per Handy und moderne Fahrzeuge mit hohem Komfort und umweltfreundlichen Antrieben, sind nur einige dieser Verbesserungsmaßnahmen. Hinzu kommen zukunftsweisende Verfahren wie ein hochwertiges Qualitätsmanagement, ein verstärktes und auf die Ansprüche der Kunden ausgerichtetes Marketing, ein flächendeckender integraler Taktfahrplan und die Beteiligung der Kunden an der Planung des ÖPNV. Zusätzlich zu den zukunftsorientierten Verbesserungsmaßnahmen, müssen auch vorhanden Chancen für eine Verkehrsverlagerung im bestehenden ÖPNV genutzt werden. Hierzu zählt z. B. ein Kostenvergleich zwischen ÖPNV und Pkw, der deutlich macht, dass die Nutzung des ÖPNV, vor allem aufgrund der momentan hohen Kraftstoffpreise, einen deutlichen Preisvorteil gegenüber der Fahrt im eigenen Pkw hat. Weiterhin müssen die vorhandenen Probleme, die für eine schlechte Qualität der erbrachten Beförderungsleistungen und die sinkende Attraktivität des ÖPNV verantwortlich sind, erfasst und behoben werden. In der Relation Wiesbaden - Frankfurt am Main existiert bereits heute ein sehr dichtes und gut ausgebautes ÖPNV-Netz. Hierbei stellt vor allem der Schienenpersonennahverkehr (Regionalzüge und S-Bahn) ein schnelles und leistungsfähiges Transportmittel dar. Aufgrund des ebenfalls sehr gut ausgebauten Straßennetzes in der Region (vor allem die Autobahnen A3 und A66) ist die Konkurrenz des MIV gegenüber dem ÖPNV allerdings sehr groß. Hierbei zählen die im Vergleich zum MIV längere Reisezeit und die Kapazitätsprobleme von Bahnstrecken und Fahrzeugen in den morgendlichen und abendlichen Spitzenstunden zu den größten Problemen des vorhandenen ÖPNV-Systems. Für die konkrete Anwendung von Verbesserungsmaßnahmen ist es zwingend erforderlich, die zukünftige Entwicklung von Verkehrssituation, Fahrgastzahlen und Raumstruktur zu kennen bzw. abzuschätzen. Zwei unabhängig voneinander durchgeführte Prognosen der zukünftigen Entwicklung des Pendleraufkommens für die Jahre 2015 und 2030 führen zu dem Ergebnis, dass das Verkehrsaufkommen in der Region zwischen Wiesbaden/Mainz und Frankfurt auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird. Dabei sind vor allem in den Gemeinden Kelsterbach, Rüsselsheim und Hochheim deutliche Zuwächse des Verkehrs - und somit auch des Pendleraufkommens zu erwarten. Das zukünftige ÖPNV-Angebot im Bezug auf die Taktfolge, die Fahrzeugkapazität, die Größe von Park-and-Ride-Anlagen und die Leistungsfähigkeit der Streckeninfrastruktur muss fortlaufend an diese zukünftigen Belastungen angepasst werden, um eine hohe Angebotsqualität zu erzielen. Die Anforderungen der Kunden an den ÖPNV werden in Zukunft weiter steigen. Heutige gehobenere Anforderungen werden in zehn Jahren zu den Basisanforderungen gehören. Hinzu kommt, dass darüber hinaus in vielen Bereichen des ÖPNV noch ein großer Nachholbedarf besteht. Für die Bereitstellung eines attraktiven ÖPNV-Angebots ist es wichtig, diese steigenden Anforderungen möglichst frühzeitig zu kennen und in die Planung einzubringen. Nur so kann der ÖPNV auch in Zukunft bestehende Kunden behalten und neue hinzugewinnen. Im Rahmen dieser Arbeit werden für den ÖPNV auf der Relation Wiesbaden - Frankfurt am Main gezielt Verbesserungsmaßnahmen entwickelt, die durch eine Steigerung der Attraktivität und Qualität des ÖPNV-Angebots eine Verlagerung von Pendlerverkehren zugunsten des ÖPNV erzielen sollen. Als Grundlage dienen dabei bestehende zukunftsweisende Konzepte aus Verkehrsverbünden in ganz Deutschland, die weiterentwickelt und gezielt angewendet werden. Neben allgemeinen Verbesserungsmaßnahmen und Qualitätsvorgaben, die flächendeckend anwendbar sind, werden auch lokale Maßnahmen mit einem konkreten räumlichen Bezug entwickelt. Die Schwerpunkte der Maßnahmenentwicklung liegen in den Bereichen Marketing, Liniennetz und Fahrscheinangebot. Insgesamt ist es sehr wichtig, durch eine intensive Kundenbetreuung, die Einstellung der Nutzer und Nicht-Nutzer gegenüber dem ÖPNV zu verbessern und den Kunden ein Gefühl des "Betreutseins" zu vermitteln. Dies kann durch die Einrichtung von Beratungsstellen wie z. B. Mobilitätszentralen, durch Kundenbefragungen und durch die Beteiligung der Kunden an der Planung geschehen. Weiterhin ist es in Zukunft sehr wichtig, den Kunden durch ein intensives und gezieltes Marketing auf die zahlreichen Vorteile des ÖPNV aufmerksam zu machen. Durch das Angebot von speziellen Fahrscheinen mit zusätzlichen Rabatten und zusätzlichen Nutzen über den ÖPNV hinaus, soll vor allem für Berufspendler ein attraktiveres Angebot geschaffen werden. Hierzu zählen auch neuartige Verkehrsangebote wie Premiumbusverkehre, die den Kunden einen hohen Reisekomfort bieten und durch zusätzliche Direktverbindungen quer zu den ÖPNV-Hauptachsen die Reisezeiten für Berufspendler verringern. Weitere Maßnahmen beziehen sich auf die Modernisierung und Optimierung der ÖPNV-Infrastruktur, indem Haltestellen, Park-and-Ride-Anlagen und Fahrzeuge fortlaufend an die steigenden Anforderungen und Verkehrsbelastungen angepasst werden. Im Bereich der Kundeninformation können durch die Nutzung vorhandener, weit verbreiteter Informations- und Kommunikationsmedien wie Mobiltelefonen und dem Internet, die Kunden ständig zeitnah über Grunddaten wie Fahrpläne und Tarife sowie über aktuelle Informationen wie Verspätungen und Störungen informiert werden. Somit können große Teile der Bevölkerung auf eine einfache Weise erreicht werden und darüber hinaus entfallen aufwendige Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen. Zur Verringerung der Reisezeit zwischen Wiesbaden und Frankfurt ist der Neubau einer Bahnstrecke zwischen Wiesbaden und Hofheim vorgesehen, die gegenüber dem MIV deutliche Vorteile im Bezug auf Streckenlänge und Fahrzeit besitzt. Darüber hinaus muss das bestehende Schienennetz auf stark belasteten Strecken weiter ausgebaut werden um somit eine Entkopplung des S-Bahn- und Zugverkehrs zu erzielen. Im Bereich der Fahrscheine besitzt vor allem die zukunftsweisende Technologie des elektronischen Fahrscheins (E-Ticket) ein großes Potential zur Verkehrsverlagerung, da die Nutzung des ÖPNV durch dieses System stark vereinfacht wird und keine detaillierten Kenntnisse über das Tarifsystem mehr notwendig sind. Im Zubringer- und Erschließungsverkehr müssen die Angebote stärker auf den Bedarf abgestimmt und flexible Bedienungsweisen wie Anruf-Sammel-Taxi-Verkehre eingeführt werden. Bei langen Taktzeiten (30, 60 oder mehr Minuten) ist zusätzlich die Anschlusswahrung von entscheidender Bedeutung für einen attraktiven ÖPNV mit kurzer Gesamtreisezeit. Insgesamt soll durch die Maßnahmen, die Qualität und Attraktivität des ÖPNV verbessert werden und vor allem für Berufpendler ein ÖPNV-Angebot bereitgestellt werden, das eine attraktive Alternative zur Fahrt im eigenen Pkw darstellt. Neben der Entwicklung neuer Verbesserungsmaßnahmen im Rahmen dieser Arbeit, existieren bereits einige Projekte und Planungen im Rhein-Main-Gebiet wie z. B. "WAYflow", "Mainway 66", "Staufreies Hessen 2015" und der regionale Nahverkehrsplan des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, in denen aus prognostizierten zukünftigen Entwicklungen gezielt Maßnahmen abgeleitet und entwickelt werden und Lösungsmöglichkeiten für bestehende Probleme aufgezeigt werden. In den kommenden Jahrzehnten müssen möglichst alle diese Verbesserungsmaßnahmen in die Planung des ÖPNV integriert und umgesetzt bzw. angewendet werden. Sie können einen großen Teil dazu beitragen, ein hochwertiges ÖPNV- Angebot bereitzustellen, durch das der ÖPNV gegenüber dem MIV eine starke Alternative darstellt und nicht wie bisher lediglich einen Kompromiss. Allerdings werden die Verkehrsverbünde in Zukunft - mehr als jemals zuvor - mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um ihre Kunden "kämpfen" müssen.

Fachbereich(e)/-gebiet(e): 13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften > Verbund Institute für Verkehr
13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften > Verbund Institute für Verkehr > Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik
Hinterlegungsdatum: 23 Jan 2018 14:15
Letzte Änderung: 21 Jun 2018 17:25
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Referenten: Boltze, Prof. Dr. Manfred ; Kittler, Dipl.-Ing. Wolfgang
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