Weber, Stefan (2012)
Entwicklung eines Leitfadens "Mobilitätsmanagement für Studierende".
Technische Universität Darmstadt
Masterarbeit, Bibliographie
Kurzbeschreibung (Abstract)
Das Mobilitätsmanagement ist ein Ansatz zur umweltschonenden Bewältigung von Verkehrsproblemen mit folgenden Zielen:
- Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl schon vor Fahrtantritt hin zur vermehrten Nutzung des Umweltverbunds
- Verbesserung des Zugangs zum Umweltverbund
- Befriedigung der Mobilitätsbedürfnisse durch eine integrierte und effizientere Nutzung der (bestehenden) Infrastruktur
- Reduzierung des Verkehrs(-wachstums) durch die Verringerung der Anzahl von Fahrten, der Distanzen und der Notwendigkeit von Fahrten mit Verkehrsmitteln des motorisierten Individualverkehrs
- Verbesserung der Koordination zwischen den Verkehrsträgern und die Vereinfachung der Verknüpfung der bestehenden Verkehrsnetze
- Verbesserung der wirtschaftlichen Effizienz des gesamten Verkehrssystems
(Quelle: ILS - Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung 2000, S. 17)
Dabei soll sowohl der Einzelne, als auch die Gesellschaft von Mobilitätsmanagementmaßnahmen profitieren. Es soll eine so genannte Win-Win-Situation entstehen.
Das Mobilitätsmanagement kann nach Handlungsfeldern in ein kommunales, ein betriebliches Mobilitätsmanagement sowie in eines für spezielle Zielgruppen aufgeteilt werden. Zu diesen speziellen Zielgruppen gehören unter anderem die Studierenden. Es gibt bereits viele Veröffentlichungen zum betrieblichen, schulischen und kommunalen Mobilitätsmanagement. Der Bereich für Hochschulen und insbesondere für Studierende ist jedoch bisher nur sehr wenig wissenschaftlich bearbeitet worden.
An vielen deutschen Hochschulen existiert bereits ein Semesterticket für die Studierenden. Mit dieser Maßnahme sind die Bemühungen der Hochschulen im Bereich des Mobilitätsmanagements für Studierende häufig erschöpft. Andere Maßnahmen sind beispielsweise:
- Einrichtung eines Leihfahrradkonzepts
- Einrichtung von Fahrgemeinschaften
- Errichtung von studentischen Wohnanlagen in Campus Nähe
- Aufbau beziehungsweise Ausbau von elearning Inhalten
Diese Maßnahmen alleine führen jedoch nicht zu einer Veränderung der Verkehrsmittelwahl oder zu einer Mobilitätsverhaltensänderung im Allgemeinen. Erst in Kombination mit informatorischen und beratenden Maßnahmen können die Einzelmaßnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Zu diesen informatorischen Maßnahmen zählen unter anderem:
- Tutorium für Erstsemester
- Erstsemesterpaket
- Einrichtung einer Mobilitätszentrale
- Erhöhung der Anreize durch ein Gewinnspiel
Die Wirkungen von Mobilitätsmanagement sind bisher nur vereinzelt wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Im Aktionsprogramm effizient Mobil wurden vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) und vom Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der RWTH Aachen (ISB) eine Potenzialanalyse für das betriebliche Mobilitätsmanagement erarbeitet. In Anlehnung an diese, wird für das studentische Mobilitätsmanagement eine Potenzialanalyse erstellt.
Hierfür wird zuerst versucht, das Mobilitätsverhalten der Studierenden zu analysieren. Dieses zeichnet sich durch eine große Heterogenität aus. Die Auswertungen der Daten aus „Mobilität in Deutschland“ (MiD) aus dem Jahr 2008 und der von der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) aus dem Jahr 2010 ergaben, dass Studierende im Durchschnitt
- 25 Jahre alt sind,
- ihnen 812 Euro pro Monat zur Verfügung stehen,
- 96 Prozent im Besitz eines Führerscheins sind,
- 34 Prozent laufende Ausgaben für Pkw haben,
- und eine hohe Affinität zu Verkehrsmittel des Umweltverbunds aufweisen.
Mit Hilfe der Potenzialanalyse lassen sich die Pkw-Nutzer ermitteln, die auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds verlagert werden können. Somit lässt sich eine Veränderung des Modal Splits durch den Einsatz von Mobilitätsmanagementmaßnahmen aufzeigen. Das Verfahren wird in fünf Schritte untergliedert:
1. Durchführung von Standortbewertungen für den MIV, ÖV, Rad- und Fußverkehr
2. Erstellung und Bewertung eines Maßnahmenkonzepts für das studentische Mobilitätsmanagement der Hochschule
3. Ermittlung des theoretischen Potenzials
4. Ermittlung des ausschöpfbaren Potenzials
5. Vergleich des Modal Splits
Anwendung findet diese Analyse am Beispiel der TU Darmstadt. Die TU Darmstadt ist in mehrere Standorte unterteilt. Zwei Standorte, die TU Stadtmitte und die TU Lichtwiese stechen jedoch auf Grund ihrer Größe heraus. Aus diesem Grund wird die Potenzialanalyse nur auf diese beiden Standorte angewendet. Eingang in die Analyse finden neben der Mobilitätsbefragung, die im Jahr 2011 durchgeführt wurde, Berichte zum Standort TU- Lichtwiese.
Die Studierenden der TU Darmstadt nutzen schon bereits jetzt im hohen Maße die Verkehrsmittel des Umweltverbunds. Durch das Semesterticket, welches jedem Studenten zur Verfügung steht, ist der ÖV-Anteil besonders hoch. Mehr als die Hälfte der Studierenden nutzt demnach täglich den ÖV, um vom Wohnstandort zur TU Darmstadt zu gelangen. Der MIV- Anteil dagegen ist am Campus Stadtmitte unter zehn Prozent und am Campus Lichtwiese, an dem bis jetzt nur eine leichte MIV-Restriktivität vorhanden ist, bei 16 Prozent.
Durch Maßnahmen des Mobilitätsmanagements zur Förderung des ÖV, von Fahrgemeinschaften, des Radverkehrs sowie des zu Fuß Gehens sollen die MIV-Nutzer dazu bewegt werden ebenfalls die Verkehrsmittel des Umweltverbunds zu nutzen. Reine informatorische Maßnahmen haben den geringsten Effekt auf die Veränderung des Verkehrsverhaltens der Studierenden. Einzelmaßnahmen wie die Einführung eines Leihfahrradsystems haben da schon ein deutlich höheres Potenzial. Jedoch erst wenn die informatorischen- und Einzelmaßnahmen kombiniert werden, können die größt möglichen Potenziale erzielt werden.
Der MIV-Anteil an der TU Darmstadt kann durch Mobilitätsmanagementmaßnahmen potenziell um circa 40 Prozent reduziert werden, wenn Maßnahmenbündel für die Verbesserung des Rad- und Fußverkehrs sowie für den ÖV und die Fahrgemeinschaften umgesetzt werden. So ergibt sich aus der Potenzialanalyse, dass sich der Anteil an Fahrgemeinschaften mehr als verdoppeln kann und auch der ÖV, Fuß- und Radverkehr nimmt potenziell zu.
Die Ergebnisse aus der Literaturrecherche, zum Mobilitätsmanagement allgemein und das für Hochschulen und Studierende sowie die Informationen zur Potenzialanalyse des studentischen Mobilitätsmanagement, werden in einem allgemeingültigen Leitfaden zusammen gestellt.
Typ des Eintrags: | Masterarbeit | ||||
---|---|---|---|---|---|
Erschienen: | 2012 | ||||
Autor(en): | Weber, Stefan | ||||
Art des Eintrags: | Bibliographie | ||||
Titel: | Entwicklung eines Leitfadens "Mobilitätsmanagement für Studierende" | ||||
Sprache: | Deutsch | ||||
Referenten: | Boltze, Prof. Dr. Manfred ; Krüger, M. Sc. Philip ; Bruns, Dipl.-Ing. André | ||||
Publikationsjahr: | 2012 | ||||
URL / URN: | https://www.verkehr.tu-darmstadt.de/media/verkehr/fgvv/beruf... | ||||
Kurzbeschreibung (Abstract): | Das Mobilitätsmanagement ist ein Ansatz zur umweltschonenden Bewältigung von Verkehrsproblemen mit folgenden Zielen: - Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl schon vor Fahrtantritt hin zur vermehrten Nutzung des Umweltverbunds - Verbesserung des Zugangs zum Umweltverbund - Befriedigung der Mobilitätsbedürfnisse durch eine integrierte und effizientere Nutzung der (bestehenden) Infrastruktur - Reduzierung des Verkehrs(-wachstums) durch die Verringerung der Anzahl von Fahrten, der Distanzen und der Notwendigkeit von Fahrten mit Verkehrsmitteln des motorisierten Individualverkehrs - Verbesserung der Koordination zwischen den Verkehrsträgern und die Vereinfachung der Verknüpfung der bestehenden Verkehrsnetze - Verbesserung der wirtschaftlichen Effizienz des gesamten Verkehrssystems (Quelle: ILS - Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung 2000, S. 17) Dabei soll sowohl der Einzelne, als auch die Gesellschaft von Mobilitätsmanagementmaßnahmen profitieren. Es soll eine so genannte Win-Win-Situation entstehen. Das Mobilitätsmanagement kann nach Handlungsfeldern in ein kommunales, ein betriebliches Mobilitätsmanagement sowie in eines für spezielle Zielgruppen aufgeteilt werden. Zu diesen speziellen Zielgruppen gehören unter anderem die Studierenden. Es gibt bereits viele Veröffentlichungen zum betrieblichen, schulischen und kommunalen Mobilitätsmanagement. Der Bereich für Hochschulen und insbesondere für Studierende ist jedoch bisher nur sehr wenig wissenschaftlich bearbeitet worden. An vielen deutschen Hochschulen existiert bereits ein Semesterticket für die Studierenden. Mit dieser Maßnahme sind die Bemühungen der Hochschulen im Bereich des Mobilitätsmanagements für Studierende häufig erschöpft. Andere Maßnahmen sind beispielsweise: - Einrichtung eines Leihfahrradkonzepts - Einrichtung von Fahrgemeinschaften - Errichtung von studentischen Wohnanlagen in Campus Nähe - Aufbau beziehungsweise Ausbau von elearning Inhalten Diese Maßnahmen alleine führen jedoch nicht zu einer Veränderung der Verkehrsmittelwahl oder zu einer Mobilitätsverhaltensänderung im Allgemeinen. Erst in Kombination mit informatorischen und beratenden Maßnahmen können die Einzelmaßnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Zu diesen informatorischen Maßnahmen zählen unter anderem: - Tutorium für Erstsemester - Erstsemesterpaket - Einrichtung einer Mobilitätszentrale - Erhöhung der Anreize durch ein Gewinnspiel Die Wirkungen von Mobilitätsmanagement sind bisher nur vereinzelt wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Im Aktionsprogramm effizient Mobil wurden vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) und vom Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der RWTH Aachen (ISB) eine Potenzialanalyse für das betriebliche Mobilitätsmanagement erarbeitet. In Anlehnung an diese, wird für das studentische Mobilitätsmanagement eine Potenzialanalyse erstellt. Hierfür wird zuerst versucht, das Mobilitätsverhalten der Studierenden zu analysieren. Dieses zeichnet sich durch eine große Heterogenität aus. Die Auswertungen der Daten aus „Mobilität in Deutschland“ (MiD) aus dem Jahr 2008 und der von der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) aus dem Jahr 2010 ergaben, dass Studierende im Durchschnitt - 25 Jahre alt sind, - ihnen 812 Euro pro Monat zur Verfügung stehen, - 96 Prozent im Besitz eines Führerscheins sind, - 34 Prozent laufende Ausgaben für Pkw haben, - und eine hohe Affinität zu Verkehrsmittel des Umweltverbunds aufweisen. Mit Hilfe der Potenzialanalyse lassen sich die Pkw-Nutzer ermitteln, die auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds verlagert werden können. Somit lässt sich eine Veränderung des Modal Splits durch den Einsatz von Mobilitätsmanagementmaßnahmen aufzeigen. Das Verfahren wird in fünf Schritte untergliedert: 1. Durchführung von Standortbewertungen für den MIV, ÖV, Rad- und Fußverkehr 2. Erstellung und Bewertung eines Maßnahmenkonzepts für das studentische Mobilitätsmanagement der Hochschule 3. Ermittlung des theoretischen Potenzials 4. Ermittlung des ausschöpfbaren Potenzials 5. Vergleich des Modal Splits Anwendung findet diese Analyse am Beispiel der TU Darmstadt. Die TU Darmstadt ist in mehrere Standorte unterteilt. Zwei Standorte, die TU Stadtmitte und die TU Lichtwiese stechen jedoch auf Grund ihrer Größe heraus. Aus diesem Grund wird die Potenzialanalyse nur auf diese beiden Standorte angewendet. Eingang in die Analyse finden neben der Mobilitätsbefragung, die im Jahr 2011 durchgeführt wurde, Berichte zum Standort TU- Lichtwiese. Die Studierenden der TU Darmstadt nutzen schon bereits jetzt im hohen Maße die Verkehrsmittel des Umweltverbunds. Durch das Semesterticket, welches jedem Studenten zur Verfügung steht, ist der ÖV-Anteil besonders hoch. Mehr als die Hälfte der Studierenden nutzt demnach täglich den ÖV, um vom Wohnstandort zur TU Darmstadt zu gelangen. Der MIV- Anteil dagegen ist am Campus Stadtmitte unter zehn Prozent und am Campus Lichtwiese, an dem bis jetzt nur eine leichte MIV-Restriktivität vorhanden ist, bei 16 Prozent. Durch Maßnahmen des Mobilitätsmanagements zur Förderung des ÖV, von Fahrgemeinschaften, des Radverkehrs sowie des zu Fuß Gehens sollen die MIV-Nutzer dazu bewegt werden ebenfalls die Verkehrsmittel des Umweltverbunds zu nutzen. Reine informatorische Maßnahmen haben den geringsten Effekt auf die Veränderung des Verkehrsverhaltens der Studierenden. Einzelmaßnahmen wie die Einführung eines Leihfahrradsystems haben da schon ein deutlich höheres Potenzial. Jedoch erst wenn die informatorischen- und Einzelmaßnahmen kombiniert werden, können die größt möglichen Potenziale erzielt werden. Der MIV-Anteil an der TU Darmstadt kann durch Mobilitätsmanagementmaßnahmen potenziell um circa 40 Prozent reduziert werden, wenn Maßnahmenbündel für die Verbesserung des Rad- und Fußverkehrs sowie für den ÖV und die Fahrgemeinschaften umgesetzt werden. So ergibt sich aus der Potenzialanalyse, dass sich der Anteil an Fahrgemeinschaften mehr als verdoppeln kann und auch der ÖV, Fuß- und Radverkehr nimmt potenziell zu. Die Ergebnisse aus der Literaturrecherche, zum Mobilitätsmanagement allgemein und das für Hochschulen und Studierende sowie die Informationen zur Potenzialanalyse des studentischen Mobilitätsmanagement, werden in einem allgemeingültigen Leitfaden zusammen gestellt. |
||||
Alternatives oder übersetztes Abstract: |
|
||||
Fachbereich(e)/-gebiet(e): | 13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften 13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften > Verbund Institute für Verkehr 13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften > Verbund Institute für Verkehr > Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik |
||||
Hinterlegungsdatum: | 07 Apr 2016 14:33 | ||||
Letzte Änderung: | 09 Jan 2019 16:18 | ||||
PPN: | |||||
Referenten: | Boltze, Prof. Dr. Manfred ; Krüger, M. Sc. Philip ; Bruns, Dipl.-Ing. André | ||||
Export: | |||||
Suche nach Titel in: | TUfind oder in Google |
Frage zum Eintrag |
Optionen (nur für Redakteure)
Redaktionelle Details anzeigen |