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Die Zivilgesellschaft im arabischen Kontext. Am Beispiel der kuwaitischen Diwaniyyah

Hennawi, Lorans al (2013)
Die Zivilgesellschaft im arabischen Kontext. Am Beispiel der kuwaitischen Diwaniyyah.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung

Kurzbeschreibung (Abstract)

Die Golfstaaten stellen einen besondern Fall für die informellen Verbindungen und Assoziationen dar, die ihrerseits aber ausschlaggebend auf der politischen Arena sind. Daher wird in dieser Arbeit untersucht, ob die traditionellen Institutionen die Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure spielen können, wenn die offiziellen Organisationen diese nicht erfüllen.

Der Tatsache, dass in der arabischen Welt im Allgemeinen, trotz aller landesspezifischer Unterschiedlichkeiten, schwach und rudimentär institutionalisierte zivilgesellschaftliche Organisationen vorhanden sind, liegt hauptsächlich die autoritäre Natur der arabischen Regime und die Rentenökonomie zugrunde. Die Erforschung der Zivilgesellschaft in dieser Region ermöglicht es allerdings nicht nur die offiziellen Hauptinstitutionen zu verstehen, wie zum Beispiel den Staat und seine Institutionen, sondern auch das Umfeld um die Institutionen. Dazu gehören bspw. die Versammlungen um die Moscheen und die Zawiya (religiöser Rückzugsort), Basare und Gassen. Diese werden meistens als unpolitisch, irrelevant und belanglos bei der Beeinflussung der Beziehung zwischen Gesellschaft und Staat angesehen. Um die gesellschaftlichen Aktivitäten und die Methodik der Interaktionen zwischen den sozialen Gruppen in den arabischen Ländern und speziell den Golfstaaten zu erfassen, sollte eine breite Ausdeutung des Begriffs verwendet und somit die Beschränkung der Definition der Zivilgesellschaft auf die formalen modernen institutionellen Organisationen aufgegeben und neue Elemente hinzugefügt werden.

In Kuwait stellt die Diwaniyyah ein einzigartiges Beispiel für diese inoffiziellen Versammlungen dar. Sie ist eine regelmäßige Sitzung, wo sich Bürger aller Altersgruppen und Klassen treffen, um verschiedene Fragen - von Sport bis zur Politik - zu diskutieren. Ihre Rolle wurde erweitert und umfasst die Unterstützung der Kandidaten für die parlamentarischen Wahlen und die Ausübung der Kontrolle des Wahlprogramms der Parlamentsabgeordneten. Zusätzlich erreicht ihre Aktivität die politischen Bühnen in den Universitäten unter den Studenten und Interessengruppen.

Obwohl ähnliche Plätze wie die kuwaitische Diwaniyyah in anderen Golfstaaten vorhanden sind, verleiht ihre Verwurzelung in der kuwaitischen Gesellschaft sowie ihre Anpassung an die Interessen ihrer Mitglieder ihr eine Sui-generis-Natur und ebnete ihr den Weg, eine entscheidende Rolle in der Politik zu spielen und sich im Laufe der Zeit zu einem zivilgesellschaftlichen Akteur zu entwickeln.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2013
Autor(en): Hennawi, Lorans al
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Die Zivilgesellschaft im arabischen Kontext. Am Beispiel der kuwaitischen Diwaniyyah
Sprache: Deutsch
Referenten: Heinelt, Prof. Dr. Hubert ; Steffek, Prof. Dr. Jens
Publikationsjahr: 24 November 2013
Datum der mündlichen Prüfung: 29 Januar 2014
URL / URN: http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/3839
Kurzbeschreibung (Abstract):

Die Golfstaaten stellen einen besondern Fall für die informellen Verbindungen und Assoziationen dar, die ihrerseits aber ausschlaggebend auf der politischen Arena sind. Daher wird in dieser Arbeit untersucht, ob die traditionellen Institutionen die Rolle zivilgesellschaftlicher Akteure spielen können, wenn die offiziellen Organisationen diese nicht erfüllen.

Der Tatsache, dass in der arabischen Welt im Allgemeinen, trotz aller landesspezifischer Unterschiedlichkeiten, schwach und rudimentär institutionalisierte zivilgesellschaftliche Organisationen vorhanden sind, liegt hauptsächlich die autoritäre Natur der arabischen Regime und die Rentenökonomie zugrunde. Die Erforschung der Zivilgesellschaft in dieser Region ermöglicht es allerdings nicht nur die offiziellen Hauptinstitutionen zu verstehen, wie zum Beispiel den Staat und seine Institutionen, sondern auch das Umfeld um die Institutionen. Dazu gehören bspw. die Versammlungen um die Moscheen und die Zawiya (religiöser Rückzugsort), Basare und Gassen. Diese werden meistens als unpolitisch, irrelevant und belanglos bei der Beeinflussung der Beziehung zwischen Gesellschaft und Staat angesehen. Um die gesellschaftlichen Aktivitäten und die Methodik der Interaktionen zwischen den sozialen Gruppen in den arabischen Ländern und speziell den Golfstaaten zu erfassen, sollte eine breite Ausdeutung des Begriffs verwendet und somit die Beschränkung der Definition der Zivilgesellschaft auf die formalen modernen institutionellen Organisationen aufgegeben und neue Elemente hinzugefügt werden.

In Kuwait stellt die Diwaniyyah ein einzigartiges Beispiel für diese inoffiziellen Versammlungen dar. Sie ist eine regelmäßige Sitzung, wo sich Bürger aller Altersgruppen und Klassen treffen, um verschiedene Fragen - von Sport bis zur Politik - zu diskutieren. Ihre Rolle wurde erweitert und umfasst die Unterstützung der Kandidaten für die parlamentarischen Wahlen und die Ausübung der Kontrolle des Wahlprogramms der Parlamentsabgeordneten. Zusätzlich erreicht ihre Aktivität die politischen Bühnen in den Universitäten unter den Studenten und Interessengruppen.

Obwohl ähnliche Plätze wie die kuwaitische Diwaniyyah in anderen Golfstaaten vorhanden sind, verleiht ihre Verwurzelung in der kuwaitischen Gesellschaft sowie ihre Anpassung an die Interessen ihrer Mitglieder ihr eine Sui-generis-Natur und ebnete ihr den Weg, eine entscheidende Rolle in der Politik zu spielen und sich im Laufe der Zeit zu einem zivilgesellschaftlichen Akteur zu entwickeln.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

The Gulf States embody a special case of informal connections and associations which are crucial in the stage of politics. Therefore, this thesis evaluates whether the traditional institutions can play the role of civil society actors when official organizations are not able to fulfill these.

The authoritative nature of Arabian regimes and the rentier economy are the main reasons for the fact that, in spite of the country-specific differences, weak and rudimentarily institutionalized organizations of the civil society exist in the Arabian world in general.

Research in civil society in this region not only enables the understanding of the official main institutions, like the state and its institutions, but also of the environment around them. To these belong meetings around mosques and the Zawiya (religious retreat), bazaars and alleys, for example, which are mostly considered to be unpolitic and irrelevant in influencing the relationship between society and state. In order to capture the activities of society and the methodology of interaction between the social groups in the Arabian nations and especially the Gulf States a broad interpretation of the concept is necessary and therefore the constrictions in the definition of the civil society onto the formal modern institutional organizations have to be abandoned and completed by new elements.

In Kuwait the Diwaniyyah is a unique example for those unofficial assemblies. It is a periodic meeting, where citizens of all age groups and social classes meet each other to discuss different issues from sports to politics. Its role has been expanded and is now containing support for candidates in political elections and controls the work of the members of parliament. Additionally its activities reach political stages in universities amongst students and other groups of interest. Although similar places like the Diwaniyyah exist in other Gulf States, its deep rootage into Kuwait society as well as its adaption to its member’s interests is giving it a sui-generis-nature and enables the Diwaniyyah to play a decisive role in politics and to become an actor of civil society.

Englisch
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-38394
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 300 Sozialwissenschaften > 300 Sozialwissenschaften, Soziologie
300 Sozialwissenschaften > 320 Politik
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Politikwissenschaft
Hinterlegungsdatum: 02 Mär 2014 20:55
Letzte Änderung: 21 Jul 2021 16:28
PPN:
Referenten: Heinelt, Prof. Dr. Hubert ; Steffek, Prof. Dr. Jens
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 29 Januar 2014
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