Richter, Philipp (2014)
Transzendentale Begründung der praktischen Philosophie. Kants Methode einer Grundlegung der Moral.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung
Kurzbeschreibung (Abstract)
Obschon Kants Moralphilosophie in Grundzügen und Details hinreichend geklärt scheint, erweist sich die Forschungslage bei genauer Betrachtung als heterogen und widersprüchlich. Gerade zentrale Argumente und Lehrstücke werden ganz unterschiedlich eingeschätzt. Dies betrifft die „Aufsuchung und Festsetzung“ des Moralprinzips, also die Prämissen und das Begründungsverfahren durch Deduktion (GMS III) oder Herleitung als Faktum der reinen praktischen Vernunft (KpV). Dabei fällt auf, dass die unterschiedlichen Deutungen gerade dadurch zustande kommen, wie die einzelnen Autoren den Begriffsgebrauch und die Argumentationsmethode der praktischen Philosophie Kants deuten. Hier findet sich eine Vielfalt unterschiedlicher Annahmen darüber, wie Kant in der Moralphilosophie eigentlich verfahre: Das Spektrum der Rekonstruktionsversuche reicht von der Diagnose einer vorkritischen Metaphysik unter unbegründeten Voraussetzungen bis hin zu einer transzendentalen Ethik, die jedoch womöglich teilweise oder grundsätzlich verfehlt sei. In der Arbeit wird durch eine Rekonstruktion der Argumentationsmethode gezeigt, dass es sich bei Kants Moralphilosophie nicht um unbegründete Metaphysik handelt. Dies indem die Argumentationsweise der Kantischen Grundlegungsschriften zur Moral methodologisch unter der Hinsicht der Strukturgleichheit mit dem transzendentalen Begründungsverfahren der Kritik der reinen Vernunft untersucht wird. Die Strukturgleichheit und Unterschiede der theoretischen und einer möglichen praktischen Transzendental-Philosophie werden anhand der expliziten und impliziten methodologischen Ausführungen Kants in der Grundlegung, der Kritik der praktischen Vernunft und der Metaphysik der Sitten herausgearbeitet, wobei der Schwerpunkt auf der Grundlegung liegt. Damit wird ein Beitrag zum Forschungsdesiderat geleistet, die methodische Kontinuität des Kantischen Projekts der erkenntnistheoretischen Kritik der Metaphysik und der vermeintlich metaphysischen Moralphilosophie nachzuweisen. Behandelt wird also die Leitfrage, ob und inwiefern ein Methodentransfer möglich ist und was dieser leistet. Die Darstellung des Methodentransfers ermöglicht dann in systematischer Hinsicht die klare Einsicht in Leistungsfähigkeit, Grenzen und Ergänzungsbedürftigkeit einer transzendentalen Moralphilosophie. Rekonstruierend werden die Begründung und der Gehalt einer praktischen Transzendental-Philosophie herausgearbeitet, die als formales System jedoch der motivationalen und epistemischen Ergänzung durch die Klugheit endlicher Subjekte bedarf. Aus diesem Grund schließt Kant die Moral aus dem System der (theoretischen) Transzendental-Philosophie aus, nicht aber vom Zugriff transzendentaler Erkenntnis. An das Projekt anschließen müssen sich daher weitere Überlegungen zur Funktion und Leistung von Klugheitswissen innerhalb dieser Transzendental-Philosophie der Praxis. Vor allem ausgehend von der Metaphysik der Sitten (indirekte und unvollkommene Pflichten, Kasuistik etc.) könnte ein systematischer Anschluss an die metaethische Debatte in der Angewandten Ethik zur Ermittlung eines Klugheit und reine Vernunft integrierenden Rationalitätstypus (ähnlich dem Projekt einer integrativen Ethik von Hans Krämer) gewonnen werden.
Typ des Eintrags: | Dissertation | ||||
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Erschienen: | 2014 | ||||
Autor(en): | Richter, Philipp | ||||
Art des Eintrags: | Erstveröffentlichung | ||||
Titel: | Transzendentale Begründung der praktischen Philosophie. Kants Methode einer Grundlegung der Moral | ||||
Sprache: | Deutsch | ||||
Referenten: | Hubig, Prof. Dr. Christoph ; Gamm, Prof. Dr. Gerhard | ||||
Publikationsjahr: | 9 Februar 2014 | ||||
Ort: | Darmstadt | ||||
Datum der mündlichen Prüfung: | 13 März 2013 | ||||
URL / URN: | http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/3803 | ||||
Kurzbeschreibung (Abstract): | Obschon Kants Moralphilosophie in Grundzügen und Details hinreichend geklärt scheint, erweist sich die Forschungslage bei genauer Betrachtung als heterogen und widersprüchlich. Gerade zentrale Argumente und Lehrstücke werden ganz unterschiedlich eingeschätzt. Dies betrifft die „Aufsuchung und Festsetzung“ des Moralprinzips, also die Prämissen und das Begründungsverfahren durch Deduktion (GMS III) oder Herleitung als Faktum der reinen praktischen Vernunft (KpV). Dabei fällt auf, dass die unterschiedlichen Deutungen gerade dadurch zustande kommen, wie die einzelnen Autoren den Begriffsgebrauch und die Argumentationsmethode der praktischen Philosophie Kants deuten. Hier findet sich eine Vielfalt unterschiedlicher Annahmen darüber, wie Kant in der Moralphilosophie eigentlich verfahre: Das Spektrum der Rekonstruktionsversuche reicht von der Diagnose einer vorkritischen Metaphysik unter unbegründeten Voraussetzungen bis hin zu einer transzendentalen Ethik, die jedoch womöglich teilweise oder grundsätzlich verfehlt sei. In der Arbeit wird durch eine Rekonstruktion der Argumentationsmethode gezeigt, dass es sich bei Kants Moralphilosophie nicht um unbegründete Metaphysik handelt. Dies indem die Argumentationsweise der Kantischen Grundlegungsschriften zur Moral methodologisch unter der Hinsicht der Strukturgleichheit mit dem transzendentalen Begründungsverfahren der Kritik der reinen Vernunft untersucht wird. Die Strukturgleichheit und Unterschiede der theoretischen und einer möglichen praktischen Transzendental-Philosophie werden anhand der expliziten und impliziten methodologischen Ausführungen Kants in der Grundlegung, der Kritik der praktischen Vernunft und der Metaphysik der Sitten herausgearbeitet, wobei der Schwerpunkt auf der Grundlegung liegt. Damit wird ein Beitrag zum Forschungsdesiderat geleistet, die methodische Kontinuität des Kantischen Projekts der erkenntnistheoretischen Kritik der Metaphysik und der vermeintlich metaphysischen Moralphilosophie nachzuweisen. Behandelt wird also die Leitfrage, ob und inwiefern ein Methodentransfer möglich ist und was dieser leistet. Die Darstellung des Methodentransfers ermöglicht dann in systematischer Hinsicht die klare Einsicht in Leistungsfähigkeit, Grenzen und Ergänzungsbedürftigkeit einer transzendentalen Moralphilosophie. Rekonstruierend werden die Begründung und der Gehalt einer praktischen Transzendental-Philosophie herausgearbeitet, die als formales System jedoch der motivationalen und epistemischen Ergänzung durch die Klugheit endlicher Subjekte bedarf. Aus diesem Grund schließt Kant die Moral aus dem System der (theoretischen) Transzendental-Philosophie aus, nicht aber vom Zugriff transzendentaler Erkenntnis. An das Projekt anschließen müssen sich daher weitere Überlegungen zur Funktion und Leistung von Klugheitswissen innerhalb dieser Transzendental-Philosophie der Praxis. Vor allem ausgehend von der Metaphysik der Sitten (indirekte und unvollkommene Pflichten, Kasuistik etc.) könnte ein systematischer Anschluss an die metaethische Debatte in der Angewandten Ethik zur Ermittlung eines Klugheit und reine Vernunft integrierenden Rationalitätstypus (ähnlich dem Projekt einer integrativen Ethik von Hans Krämer) gewonnen werden. |
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Alternatives oder übersetztes Abstract: |
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URN: | urn:nbn:de:tuda-tuprints-38032 | ||||
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): | 100 Philosophie und Psychologie > 100 Philosophie | ||||
Fachbereich(e)/-gebiet(e): | 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Philosophie 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften |
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Hinterlegungsdatum: | 23 Feb 2014 20:55 | ||||
Letzte Änderung: | 23 Feb 2014 20:55 | ||||
PPN: | |||||
Referenten: | Hubig, Prof. Dr. Christoph ; Gamm, Prof. Dr. Gerhard | ||||
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: | 13 März 2013 | ||||
Export: | |||||
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