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Einflussgrößen einer erfolgreichen städtischen Verwaltungsreform. Eine Evaluation der Reformzielerreichung aus einer multipersonalen Perspektive

Traiser, Dirk (2013)
Einflussgrößen einer erfolgreichen städtischen Verwaltungsreform. Eine Evaluation der Reformzielerreichung aus einer multipersonalen Perspektive.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung

Kurzbeschreibung (Abstract)

Die kommunale Verwaltungsreform hat mit dem „Neuen Steuerungsmodell“ eine Renaissance erlebt, die sich u. a. in einer Flut an Veröffentlichungen mit Hilfestellungen und Befunden zur erfolgreichen Reformarbeit zeigt. Allerdings mangelt es an multipersonalen empirischen Untersuchungen, die Hinweise geben, wie die Reformarbeit zielführend gestaltet werden kann. Anliegen dieser Analyse ist es, unter Beachtung der Einbettung der Kommunen in das (Finanz-)Verfassungs- und Verwaltungssystem Einflussgrößen einer erfolgreichen städtischen Verwaltungsreform zu identifizieren. Der Untersuchung liegt ein u. a. auf bisherigen (empirischen) Untersuchungen basierendes Beziehungsgrößenmodell mit erwarteten Einflussbeziehungen zugrunde, wobei die Erreichung der gesetzten Reformziele im Fokus steht und v. a. im Kontext des Reformmanagements, des gewählten Instrumentensets, organisationskultureller Aspekte sowie des Zusammenspiels politisch-administrativer Akteure (Politikreform) mittels bivariater statistischer Verfahren analysiert wird. Sie basiert auf einer standardisierten Befragung von je fünf Reformakteuren (Bürgermeister, Mehrheits- und Minderheitsfraktionsvorsitzende, Personalratsvorsitzende und Reformbeauftragte) der Städte ab 50.000 Einwohnern. Trotz Reformeuphorie ist eine vollständige Realisierung neuer Steuerungsansätze eine Ausnahme. Die praktische Reformarbeit beschränkt sich oftmals auf den selektiven Einsatz bestimmter Instrumente; die Einführung von Zielen, Zielvereinbarungen oder Steuerungsunterstützungselementen ist im Gegensatz zu konventionellen Maßnahmen (z.B. Budgetierung, Reorganisation) eher selten. Organisationsinnovationen wie KLR oder Produkte drohen von der traditionellen Steuerungssystematik absorbiert zu werden. Ursächlich hierfür sind die Reformzielprioritäten, die nachhaltig den Reformverlauf beeinflussen. Die (einsetzende) Dominanz der Haushaltskonsolidierung schadet der Verfolgung diverser gleichwertiger Reformzielprioritäten. Dadurch nimmt ein bedachtes, auf Partizipation ausgerichtetes Reformmanagement Schaden; ganzheitliche outputorientierte Steuerungsverfahren sind seltener implementiert. Grundlegend für die Einführung einer Neuen Steuerung ist ein bedachtes Reformmanagement, das frühzeitig mit sog. Stellschrauben wie Ist-Analysen, Qualifizierungsmaßnahmen oder geeigneten Einführungsstrategien nachhaltigen Einfluss auf die Güte partizipativer Prozesse nimmt. Erst durch ein hohes Maß an Partizipation gelingen die notwendige Vermittlung des Reformbedarfs sowie die Berücksichtigung der Interessen reformtragender Akteure, wodurch die Einführung und Abstimmung neuer Steuerungsinstrumente erleichtert werden. Damit gehen ein geringeres Widerstandsniveau und Abbruchrisiko sowie ein stärkeres Reformcommitment einher. Die erfolgsentscheidende Reformkoalition wird gefestigt. In diesem Kontext sind überdies im Zuge der Verwaltungsreform einsetzende, die Charakteristik einer öffentlichen Verwaltung nicht aufgebende organisationskulturelle Veränderungen zu sehen, die durch partizipative Reformprozesse sowie die Kernelemente einer Neuen Steuerung initiiert werden. Insofern ist nicht von einer Überlagerung moderner Managementmethoden durch eine antiquierte Organisationskultur auszugehen. Dagegen findet eine Politikreform, die Voraussetzung und Ziel der Verwaltungsreform zugleich ist, nur verhalten statt. Das Verhältnis zwischen und innerhalb der politischen Entscheidungszentren ändert sich nicht grundlegend: Sowohl die Neue Steuerung als auch das dafür notwendige partizipative Reformmanagement tragen weder zu einem Abbau an Einzeleingriffen der Vertretungskörperschaft in den Verwaltungsalltag noch zu einer Reduzierung der Arbeitsbelastung der Ratsmitglieder bei. Die Reformzielerreichung fällt insgesamt bescheiden aus und bestätigt den Ruf nach einer Neuregelung der Stellung der Kommunen im Finanz- und Verfassungssystem einerseits sowie der Prüfung kommunalverfassungsrechtlicher Bestimmungen andererseits. Reformerfolge sind entscheidend von der Reformzielpriorität beeinflusst, wobei die Dominanz der Haushaltskonsolidierung der Reformzielerreichung insgesamt abträglich ist. Die durch die Reformzielprioritäten geprägte Qualität des Reformmanagements und die wiederum damit in Verbindung stehende Einführung neuer Steuerungsinstrumente sind entscheidend für die Reformzielerreichung, wovon die scheinbar unwillkürlich zunehmende Kundenorientierung und die kaum lösbare Finanzproblematik ausgenommen sind. Tragen organisationskulturelle Veränderungen zum Reformerfolg bei, sind die Effekte der Politikreform limitiert. So schaden Einzeleingriffe der Reformzielerreichung nicht.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2013
Autor(en): Traiser, Dirk
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Einflussgrößen einer erfolgreichen städtischen Verwaltungsreform. Eine Evaluation der Reformzielerreichung aus einer multipersonalen Perspektive
Sprache: Deutsch
Referenten: Heinelt, Prof. Dr. Hubert ; Seidler, Prof. Dr. Hanns H.
Publikationsjahr: 21 März 2013
Datum der mündlichen Prüfung: 12 April 2012
URL / URN: http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/3355
Kurzbeschreibung (Abstract):

Die kommunale Verwaltungsreform hat mit dem „Neuen Steuerungsmodell“ eine Renaissance erlebt, die sich u. a. in einer Flut an Veröffentlichungen mit Hilfestellungen und Befunden zur erfolgreichen Reformarbeit zeigt. Allerdings mangelt es an multipersonalen empirischen Untersuchungen, die Hinweise geben, wie die Reformarbeit zielführend gestaltet werden kann. Anliegen dieser Analyse ist es, unter Beachtung der Einbettung der Kommunen in das (Finanz-)Verfassungs- und Verwaltungssystem Einflussgrößen einer erfolgreichen städtischen Verwaltungsreform zu identifizieren. Der Untersuchung liegt ein u. a. auf bisherigen (empirischen) Untersuchungen basierendes Beziehungsgrößenmodell mit erwarteten Einflussbeziehungen zugrunde, wobei die Erreichung der gesetzten Reformziele im Fokus steht und v. a. im Kontext des Reformmanagements, des gewählten Instrumentensets, organisationskultureller Aspekte sowie des Zusammenspiels politisch-administrativer Akteure (Politikreform) mittels bivariater statistischer Verfahren analysiert wird. Sie basiert auf einer standardisierten Befragung von je fünf Reformakteuren (Bürgermeister, Mehrheits- und Minderheitsfraktionsvorsitzende, Personalratsvorsitzende und Reformbeauftragte) der Städte ab 50.000 Einwohnern. Trotz Reformeuphorie ist eine vollständige Realisierung neuer Steuerungsansätze eine Ausnahme. Die praktische Reformarbeit beschränkt sich oftmals auf den selektiven Einsatz bestimmter Instrumente; die Einführung von Zielen, Zielvereinbarungen oder Steuerungsunterstützungselementen ist im Gegensatz zu konventionellen Maßnahmen (z.B. Budgetierung, Reorganisation) eher selten. Organisationsinnovationen wie KLR oder Produkte drohen von der traditionellen Steuerungssystematik absorbiert zu werden. Ursächlich hierfür sind die Reformzielprioritäten, die nachhaltig den Reformverlauf beeinflussen. Die (einsetzende) Dominanz der Haushaltskonsolidierung schadet der Verfolgung diverser gleichwertiger Reformzielprioritäten. Dadurch nimmt ein bedachtes, auf Partizipation ausgerichtetes Reformmanagement Schaden; ganzheitliche outputorientierte Steuerungsverfahren sind seltener implementiert. Grundlegend für die Einführung einer Neuen Steuerung ist ein bedachtes Reformmanagement, das frühzeitig mit sog. Stellschrauben wie Ist-Analysen, Qualifizierungsmaßnahmen oder geeigneten Einführungsstrategien nachhaltigen Einfluss auf die Güte partizipativer Prozesse nimmt. Erst durch ein hohes Maß an Partizipation gelingen die notwendige Vermittlung des Reformbedarfs sowie die Berücksichtigung der Interessen reformtragender Akteure, wodurch die Einführung und Abstimmung neuer Steuerungsinstrumente erleichtert werden. Damit gehen ein geringeres Widerstandsniveau und Abbruchrisiko sowie ein stärkeres Reformcommitment einher. Die erfolgsentscheidende Reformkoalition wird gefestigt. In diesem Kontext sind überdies im Zuge der Verwaltungsreform einsetzende, die Charakteristik einer öffentlichen Verwaltung nicht aufgebende organisationskulturelle Veränderungen zu sehen, die durch partizipative Reformprozesse sowie die Kernelemente einer Neuen Steuerung initiiert werden. Insofern ist nicht von einer Überlagerung moderner Managementmethoden durch eine antiquierte Organisationskultur auszugehen. Dagegen findet eine Politikreform, die Voraussetzung und Ziel der Verwaltungsreform zugleich ist, nur verhalten statt. Das Verhältnis zwischen und innerhalb der politischen Entscheidungszentren ändert sich nicht grundlegend: Sowohl die Neue Steuerung als auch das dafür notwendige partizipative Reformmanagement tragen weder zu einem Abbau an Einzeleingriffen der Vertretungskörperschaft in den Verwaltungsalltag noch zu einer Reduzierung der Arbeitsbelastung der Ratsmitglieder bei. Die Reformzielerreichung fällt insgesamt bescheiden aus und bestätigt den Ruf nach einer Neuregelung der Stellung der Kommunen im Finanz- und Verfassungssystem einerseits sowie der Prüfung kommunalverfassungsrechtlicher Bestimmungen andererseits. Reformerfolge sind entscheidend von der Reformzielpriorität beeinflusst, wobei die Dominanz der Haushaltskonsolidierung der Reformzielerreichung insgesamt abträglich ist. Die durch die Reformzielprioritäten geprägte Qualität des Reformmanagements und die wiederum damit in Verbindung stehende Einführung neuer Steuerungsinstrumente sind entscheidend für die Reformzielerreichung, wovon die scheinbar unwillkürlich zunehmende Kundenorientierung und die kaum lösbare Finanzproblematik ausgenommen sind. Tragen organisationskulturelle Veränderungen zum Reformerfolg bei, sind die Effekte der Politikreform limitiert. So schaden Einzeleingriffe der Reformzielerreichung nicht.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

The municipal management reform has experienced with the ‘Neues Steuerungsmodell’ a Renaissance which appears in a flood in publications with assistances and findings to the successful reform work. Indeed, there are not enough multipersonal empiric investigations which give advices for a reform success. Concern of the analysis is by taking into the embeddedness of the local authority districts in the (financial) constitutional and administration system to identify influencing variables of an effective urban management reform. Among other things an influencing variables model basing on present (empiric) investigations with expected influence relations forms the basis of the investigation. In thus the achievement of defined goals is in the focus and is primarily analyzed in the context of the reform management, the selected instrument set, organization-cultural aspects as well as the interaction of political-administrative actors (politics reform) by means of bivariater statistical procedures. The analyze is based on a standardized questioning of five reform actors (mayor, majority and minority party leader, chairman of the staff council and reform representative) of the towns from 50,000 inhabitants. In spite of reform euphoria an entire realization of new steering approaches is an exception. The practical reform work often limits itself to the selective application of certain instruments; the introduction of objectives, objective agreements or steering support elements is in contrast to conventional methods (e.g., budgeting, reorganization) rather seldom. Organizational innovations like a cost and performing accounting system or products threaten to be absorbed by the traditional steering system. Causally for this are the priorities of the reform targets which influence the reform process. The (upcoming) dominance of the budgetary consolidation harms to pursue different equivalent reform target priorities. A careful reform management straightened on participation thereby takes damage; comprehensive output-oriented approaches are implemented more seldom. Fundamental for the implementation of a new steering approach is a careful reform management which sucked early with set screw like actual state analyses, qualification measures or suitable implementation strategies has lasting influence on the quality of participatory processes. Only by a high degree of participation succeed the necessary communication of the reform requirement as well as the consideration of the interests of the reform actors. In consequence the implementation and set-up of new steering instruments are made easier. Furthermore the reform comes along with a lower resistance level and drop-out risk as well as a stronger commitment. The successful-determining reform coalition is strengthened. Without a loss of the typical cultural character of a public administration organization-cultural changes are observable which are initiated by partizipative reform processes and the core elements of a new steering approach. In this respect is not to be gone out from an overlapping of modern management methods by an antiquated organization culture. In contrast a politics reform which is a condition and a target of the management reform at the same time only takes place with restraint. The relation between and within the political decision centers does not change radically: A new steering approach as well as a partizipative reform management effects neither a reduction of interventions of the local council members into the administrations daily business nor a reduction of the work pressure of the local council members. The reaching of the reform goal achievement appears in total modest and confirms the demand for a new regulation of the position of the local authority districts in the financial system and constitutional system as well as a review of municipal constitution law. Reform success is decisively influenced by the reform goal priority and the dominance of the budgetary consolidation. Latest-mentioned harms the reform goal achievement. The quality of the reform management which is stamped by the reform goal priorities and influences itself the implementation of new steering instruments is vital for the reform goal achievement with exception of the increasing customer's orientation and the hardly solvable financial problems. Different from the organization-cultural changes the reform success is hardly influenced by the effects of the politics reform: Interventions of the local council members into the administrations daily business don’t interfere the reform goal achievement.

Englisch
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-33557
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 300 Sozialwissenschaften > 320 Politik
300 Sozialwissenschaften > 350 Öffentliche Verwaltung
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften > Institut für Politikwissenschaft
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
Hinterlegungsdatum: 31 Mär 2013 19:55
Letzte Änderung: 31 Mär 2013 19:55
PPN:
Referenten: Heinelt, Prof. Dr. Hubert ; Seidler, Prof. Dr. Hanns H.
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 12 April 2012
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