TU Darmstadt / ULB / TUbiblio

Fusionskontrolle in der leitungsgebundenen Energiewirtschaft - Eine empirische Untersuchung für Deutschland

Lauk, Martina (2009)
Fusionskontrolle in der leitungsgebundenen Energiewirtschaft - Eine empirische Untersuchung für Deutschland.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung

Kurzbeschreibung (Abstract)

Im Jahr 1998 initiierte die EU Kommission einen Liberalisierungsprozess auf den europäischen Märkten für leitungsgebundene Energien. Die Öffnung der Energiemärkte veränderte die Funktionsweise und die Wettbewerbsbedingungen der Branche fundamental. Parallel zu den Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen kam es aufgrund von Restrukturierungsprozessen innerhalb des Energiesektors zu weitreichenden Veränderungen der Marktstrukturen auf den deutschen Strom- und Erdgasmärkten. Die vorliegende Studie untersucht unternehmerische Übernahme- und kartellbehördliche Fusionskontrollentscheidungen auf den Märkten für leitungsgebundene Energie vor dem Hintergrund der Liberalisierung. Die Arbeit startet mit einem Überblick über die wettbewerbsrechtlichen und wettbewerbstheoretischen Aspekte von Fusionen und Übernahmen. Basierend auf diesen Überlegungen schließt sich die empirische Analyse der Fusionsaktivitäten sowie der kartellbehördlichen Fusionskontrolle in der deutschen Strom- und Gaswirtschaft an. Die der empirischen Analyse zugrunde liegenden Daten basieren auf mehr als 250 beim Bundeskartellamt zwischen 1999 und 2003 angemeldeten Fusionsvorhaben. Der Datensatz wird komplementiert durch die Hinzunahme öffentlich zugänglicher, externer Informationsquellen. Der empirische Teil der Arbeit gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil werden die Integrationsstrategien der Energieversorger hinsichtlich grundlegender Merkmale des Zielunternehmens, des Verhältnisses zwischen den Fusionsbeteiligten sowie netzstruktureller und weiterer wettbewerbsbeeinflussender Merkmale der vom Fusionsvorhaben betroffenen Märkte untersucht. Ziel der Analyse ist die Identifikation von Merkmalen, welche aufgrund effizienz- oder marktmachtbeeinflussender Wirkungen die erwartete Profitabilität eines Fusionsvorhabens bestimmen. Bereits die deskriptive Analyse erlaubt eine Identifikation der zentralen Integrationsstrategien der Energieversorger. Die Ergebnisse der discrete choice Analyse zeigen, dass neben Größenmerkmalen der potenziellen Zielunternehmen auch Marktstrukturparameter sowie a priori existierende Vorlieferantenbeziehungen zwischen den beteiligten Unternehmen die Integrationsstrategien der deutschen Verbund- und Ferngasunternehmen beeinflussen. Als weiteres Ergebnis werden Unterschiede in den Integrationsstrategien der Verbundunternehmen E.ON AG, RWE AG und EnBW AG regressionsanalytisch identifiziert. Im Anschluss werden verschiedene Dimensionen kartellbehördlicher Entscheidungen deskriptiv und mittels regressionsanalytischer Methoden untersucht. Untersuchungsgegenstand des zweiten Abschnitts ist die Analyse von Zusammenhängen zwischen Markt- und Unternehmensstruktur, Integrationsstrategie und kartellbehördlicher Bewertung eines Fusionsvorhabens. Die Resultate der regressionsanalytischen Untersuchung stimmen mit den seitens des BKartA öffentlich geäußerten Bedenken hinsichtlich der vertikalen Integrationsstrategien der Verbund- und importierenden Ferngasebene überein. In erster Linie treten dabei Fallmerkmale hervor, welche auf das Motiv einer strategischen Absatzsicherung hindeuten. Als weiteres Ergebnis werden die Bedeutung von wettbewerblichen Merkmalen der betroffenen Märkte, das Wettbewerbsverhältnis zwischen den Fusionsbeteiligten sowie des Kontrollgrades eines Beteiligungserwerbs identifiziert. Dabei sind es insbesondere gasseitige Wettbewerbs- und Netzstrukturbedingungen, welche die Restriktivität kartellbehördlicher Entscheidungen beeinflussen.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2009
Autor(en): Lauk, Martina
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Fusionskontrolle in der leitungsgebundenen Energiewirtschaft - Eine empirische Untersuchung für Deutschland
Sprache: Deutsch
Referenten: Entorf, Prof. Dr. Horst ; Caspari, Prof. Dr. Volker
Publikationsjahr: 1 Februar 2009
Ort: Darmstadt
Verlag: Technische Universität
Datum der mündlichen Prüfung: 6 November 2008
URL / URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-13960
Kurzbeschreibung (Abstract):

Im Jahr 1998 initiierte die EU Kommission einen Liberalisierungsprozess auf den europäischen Märkten für leitungsgebundene Energien. Die Öffnung der Energiemärkte veränderte die Funktionsweise und die Wettbewerbsbedingungen der Branche fundamental. Parallel zu den Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen kam es aufgrund von Restrukturierungsprozessen innerhalb des Energiesektors zu weitreichenden Veränderungen der Marktstrukturen auf den deutschen Strom- und Erdgasmärkten. Die vorliegende Studie untersucht unternehmerische Übernahme- und kartellbehördliche Fusionskontrollentscheidungen auf den Märkten für leitungsgebundene Energie vor dem Hintergrund der Liberalisierung. Die Arbeit startet mit einem Überblick über die wettbewerbsrechtlichen und wettbewerbstheoretischen Aspekte von Fusionen und Übernahmen. Basierend auf diesen Überlegungen schließt sich die empirische Analyse der Fusionsaktivitäten sowie der kartellbehördlichen Fusionskontrolle in der deutschen Strom- und Gaswirtschaft an. Die der empirischen Analyse zugrunde liegenden Daten basieren auf mehr als 250 beim Bundeskartellamt zwischen 1999 und 2003 angemeldeten Fusionsvorhaben. Der Datensatz wird komplementiert durch die Hinzunahme öffentlich zugänglicher, externer Informationsquellen. Der empirische Teil der Arbeit gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil werden die Integrationsstrategien der Energieversorger hinsichtlich grundlegender Merkmale des Zielunternehmens, des Verhältnisses zwischen den Fusionsbeteiligten sowie netzstruktureller und weiterer wettbewerbsbeeinflussender Merkmale der vom Fusionsvorhaben betroffenen Märkte untersucht. Ziel der Analyse ist die Identifikation von Merkmalen, welche aufgrund effizienz- oder marktmachtbeeinflussender Wirkungen die erwartete Profitabilität eines Fusionsvorhabens bestimmen. Bereits die deskriptive Analyse erlaubt eine Identifikation der zentralen Integrationsstrategien der Energieversorger. Die Ergebnisse der discrete choice Analyse zeigen, dass neben Größenmerkmalen der potenziellen Zielunternehmen auch Marktstrukturparameter sowie a priori existierende Vorlieferantenbeziehungen zwischen den beteiligten Unternehmen die Integrationsstrategien der deutschen Verbund- und Ferngasunternehmen beeinflussen. Als weiteres Ergebnis werden Unterschiede in den Integrationsstrategien der Verbundunternehmen E.ON AG, RWE AG und EnBW AG regressionsanalytisch identifiziert. Im Anschluss werden verschiedene Dimensionen kartellbehördlicher Entscheidungen deskriptiv und mittels regressionsanalytischer Methoden untersucht. Untersuchungsgegenstand des zweiten Abschnitts ist die Analyse von Zusammenhängen zwischen Markt- und Unternehmensstruktur, Integrationsstrategie und kartellbehördlicher Bewertung eines Fusionsvorhabens. Die Resultate der regressionsanalytischen Untersuchung stimmen mit den seitens des BKartA öffentlich geäußerten Bedenken hinsichtlich der vertikalen Integrationsstrategien der Verbund- und importierenden Ferngasebene überein. In erster Linie treten dabei Fallmerkmale hervor, welche auf das Motiv einer strategischen Absatzsicherung hindeuten. Als weiteres Ergebnis werden die Bedeutung von wettbewerblichen Merkmalen der betroffenen Märkte, das Wettbewerbsverhältnis zwischen den Fusionsbeteiligten sowie des Kontrollgrades eines Beteiligungserwerbs identifiziert. Dabei sind es insbesondere gasseitige Wettbewerbs- und Netzstrukturbedingungen, welche die Restriktivität kartellbehördlicher Entscheidungen beeinflussen.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

In 1998, EU legislation initiated a liberalisation process among European energy markets. The process of market opening has significantly changed the functioning of the markets and the competition conditions of the energy sector. At the same time, the industry witnessed a surge of mergers and far-reaching changes in the structure of German electricity and natural gas markets occurred. Against this background, the doctoral thesis at hand surveys the merger activities in the energy sector as well as the merger control policy of the German Federal Cartel Office during the first years of liberalisation. The study starts with a portrayal of the institutional framework of the German merger control regime and a survey of the relevant economic literature on horizontal and vertical mergers. Subsequent to the legal and theoretical considerations, the merger activities and the merger control policy of the German Federal Cartel Office are investigated empirically. The data set is based on information taken from merger control files at the archive of the Federal Cartel Office in Bonn. It contains information on more than 250 merger cases and appendant decisions in the German natural gas and electricity sector put before the Federal Cartel Office between 1999 and 2003. In order to perform a statistical analysis, the information contained in the written decisions is transformed into variables. The data set is complemented by information on electricity and gas networks taken from external data sources. The empirical part of the study is divided into two parts: The aim of the first part is to investigate the integration strategies of energy utilities with respect to basic characteristics of the firms involved as well as structural factors of the markets affected by the respective mergers. In the descriptive section, key patterns of the integration strategies of the energy utilities can be identified. The results of the discrete choice analysis show that in addition to firm size of the potential targets market structure parameters and already existing supply relations between the merging firms are the key influencing factors to the integration strategy of the German upstream energy utilities. Additionally, the regression analysis reveals different integration strategies for the three most takeover-greedy energy utilities E.ON AG, RWE AG and EnBW AG. The second part focuses mainly on to what extent the decisions of the German Federal Cartel Office can be "explained” through knowledge identity identification of the firms engaged in the merger and observable market structure features. The regression results reflect the concerns of the German Federal Cartel Office against the integration strategies of the upstream electricity and gas firms. Features that indicate that the motive behind the partial acquisition is to secure strategically downstream sales relations feature prominently in the decisions of the cartel office. The relevance of competitive characteristics of the concerned markets, the relation between the merging firms as well as the degree of control achieved by the partial acquisition is identified. Here, especially competition and network characteristics of the gas markets involved play a crucial role for the decision-making process in the merger proceeding.

Englisch
Freie Schlagworte: Fusionskontrolle, Energiewirtschaft, Bundeskartellamt, Wettbewerbspolitik
Schlagworte:
Einzelne SchlagworteSprache
Merger, Energy, Competition Policy, Cartel OfficeEnglisch
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 300 Sozialwissenschaften > 310 Allgemeine Statistiken
300 Sozialwissenschaften > 330 Wirtschaft
300 Sozialwissenschaften > 340 Recht
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften > Volkswirtschaftliche Fachgebiete
Hinterlegungsdatum: 13 Aug 2009 08:03
Letzte Änderung: 26 Aug 2018 21:25
PPN:
Referenten: Entorf, Prof. Dr. Horst ; Caspari, Prof. Dr. Volker
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 6 November 2008
Schlagworte:
Einzelne SchlagworteSprache
Merger, Energy, Competition Policy, Cartel OfficeEnglisch
Export:
Suche nach Titel in: TUfind oder in Google
Frage zum Eintrag Frage zum Eintrag

Optionen (nur für Redakteure)
Redaktionelle Details anzeigen Redaktionelle Details anzeigen