Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat in Deutschland die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT/IT), insbesondere des Internets, rasant zugenommen. IKT haben dabei sowohl auf die deutsche Wirtschaft insgesamt, als auch auf die wirtschaftlichen Verhältnisse von Unternehmen und die Lebensverhältnisse von Individuen stark an Einfluss gewonnen. Nach wie vor existieren jedoch große Unterschiede im Ausmaß der IKT-Nutzung zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Aktuelle Daten zeigen, dass insbesondere weniger gut ausgebildete, ältere und wirtschaftlich inaktive Personen weniger Computer- und Interneterfahrung aufweisen. Zudem ist innerhalb Deutschlands die Internetnutzung regional ungleichmäßig verteilt. So lassen sich Unterschiede in den Nutzungsraten zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen einzelnen Bundesländern und zwischen ländlichen und städtischen Regionen erkennen. Die beschriebenen Unterschiede in der Computer- und Internetnutzung sind Ausprägungen der so genannten digitalen Kluft. Da das Internet den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen sowie den Austausch von Wissen erleichtert, können Menschen, die nicht an der Nutzung neuer Informationstechnologien teilhaben, aus sozialer wie ökonomischer Sicht schnell den Anschluss verlieren. Auf der anderen Seite können Beschäftigte und Firmen, die IKT intensiv nutzen, häufig von einem starken Anstieg ihrer Produktivität aufgrund der IKT-Nutzung profitieren. Die digitale Kluft zu schließen, ist ein derzeit bedeutendes politisches Ziel. Daher ist es wichtig, den Ursprung, die Ausprägungen und die Auswirkungen der Unterschiede in der IKT-Nutzung zu kennen. Die vorliegende Dissertation untersucht auf nationaler Ebene zwei wichtige Facetten der digitalen Kluft: altersspezifische und regionale Aspekte. Zunächst wird speziell für ältere Beschäftigte untersucht, wie sich ihre Computernutzung sowie ihre Teilnahme an IT-Weiterbildungsmaßnahmen im Unternehmen auf ihre Beschäftigungschancen auswirken. Im Anschluss stehen regionale Unterschiede in der Internetnutzung im Mittelpunkt der Untersuchung. Dabei wird die individuelle Wahrscheinlichkeit, mit der Internetnutzung zu beginnen, analysiert, wobei verschiedene individuelle und regionale Faktoren berücksichtigt werden. In Kapitel 2 meiner Dissertation untersuche ich empirisch den Zusammenhang zwischen der Computernutzung älterer Beschäftigter im Alter zwischen 50 und 60 und ihrem Erwerbsstatus. Die Ergebnisse meiner multivariaten Analysen zeigen, dass ältere Beschäftigte eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, einen Computer am Arbeitsplatz zu nutzen, als jüngere, was die Resultate früherer Studien bestätigt. Es lässt sich jedoch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Computernutzung Älterer und einem potenziellen Erwerbsstatuswechsel finden. Unter Berücksichtigung möglicher Verzerrungen aufgrund von Endogenität kann somit kein klarer Beweis dafür erbracht werden, dass Ältere, die keinen Computer am Arbeitsplatz nutzen, zu einem früheren Renteneintritt neigen als Computernutzer. Der Schwerpunkt von Kapitel 3 meiner Dissertation liegt auf der Arbeitsnachfrageseite. Basierend auf Unternehmensdaten wird der Zusammenhang zwischen der Teilnahmequote von Beschäftigten im Alter ab 50 Jahren an unternehmensinterner IT-Weiterbildung und ihrem Beschäftigungsanteil im Unternehmen untersucht. Die Verbreitung neuer Technologien kann aufgrund unzureichender IT-Fähigkeiten zu einer sinkenden Nachfrage nach Älteren führen, einerseits, da ihre ursprüngliche Ausbildung bereits weiter zurückliegt als bei ihren jüngeren Kollegen, andererseits, da sie aufgrund ihres bevorstehenden Ruhestands dazu tendieren, seltener an Weiterbildungsaktivitäten teilzunehmen. Man spricht in diesem Zusammenhang vom so genannten "age-biased technological change". Die Ergebnisse meiner Analysen bestätigen den negativen Zusammenhang zwischen der Intensität der IT-Nutzung in Unternehmen und ihrem Anteil älterer Beschäftigter. Die IT-Intensität wird dabei mit Hilfe eines Indikators gemessen, der unter anderem verschiedene IT-Anwendungen, den Anteil der Computernutzer im Unternehmen und die IT-Kosten pro Beschäftigtem beinhaltet. IT-Weiterbildung für ältere Beschäftigte ist eine geeignete Maßnahme, den negativen Einfluss der IT-Intensität zu verringern, da Ältere dabei den Umgang mit neuen Technologien erlernen und somit an Produktivität und Beschäftigungsfähigkeit gewinnen können. Meine Untersuchungsergebnisse zeigen, dass eine höhere Teilnahmequote älterer Beschäftigter an IT-Weiterbildungsmaßnahmen mit einem höheren Beschäftigungsanteil Älterer im Unternehmen einhergeht. Während sich Kapitel 2 und 3 auf die altersspezifischen Unterschiede in der Nutzung neuer Technologien und deren Auswirkungen auf die Arbeitsmarktteilnahme Älterer konzentrieren, befasst sich Kapitel 4 mit regionalen Aspekten der digitalen Kluft. Im Mittelpunkt stehen dabei Unterschiede in der privaten Internetnutzung in Regionen mit unterschiedlicher Bevölkerungsdichte. Gerade für Bewohner ländlicher Regionen bietet das Internet zahlreiche Vorteile, da es insbesondere zwei bedeutende Faktoren, die das Wirtschaftswachstum ländlicher Regionen hemmen können, zu überwinden hilft: die großen Entfernungen zwischen Märkten und die geringe Marktdichte. Häufig fehlt es jedoch an einer schnellen, leistungsfähigen und kostengünstigen Internetinfrastruktur, was die Internetzugangs- und Internetnutzungsmöglichkeiten für die Bewohner ländlicher Regionen beschränkt. Sie können dementsprechend häufig nicht von den Möglichkeiten, die das Internet bietet, profitieren. In Kapitel 4 untersuche ich mögliche Determinanten der Internetnutzung in privaten Haushalten sowohl auf Kreis- als auch auf Individualebene. Die Ergebnisse meiner ökonometrischen Schätzungen bestätigen die Resultate früherer Studien: Die individuelle Zugangswahrscheinlichkeit wird insbesondere durch persönliche Charakteristika, wie das Alter, den Bildungsstand und das Einkommen beeinflusst. Zudem lassen sich deutlich positive Netzwerkeffekte beobachten, vor allem im Westen Deutschlands. Insbesondere im Osten der Bundesrepublik bleibt jedoch auch unter Berücksichtigung der Netzwerkeffekte der Einfluss der Bevölkerungsdichte signifikant. Im Zuge der weiteren Verbreitung von IKT und der immer neuen digitalen Anwendungen und Kommunikationsmöglichkeiten müssen auch zukünftig Anstrengungen unternommen werden, um die digitale Kluft zu überwinden und allen Bevölkerungsgruppen die gleichen Möglichkeiten zur Partizipation an der Informationsgesellschaft zu eröffnen. Der besondere Beitrag der vorliegenden Dissertation liegt darin, die Aufmerksamkeit des Lesers auf die alters- und regionalspezifischen Aspekte der digitalen Kluft in Deutschland zu lenken und den Bedarf weiterer politischer Aktivitäten aufzuzeigen, um die beschriebenen Diskrepanzen zu beseitigen. | Deutsch |