Castellucci, Lars (2008)
Inklusion und Arbeitsmarkt.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung
Kurzbeschreibung (Abstract)
„Inklusion und Arbeitsmarkt. Schaffen Netzwerke neue Perspektiven für Benachteiligte? Seit den Ölpreisschocks der 1970er Jahre ist Arbeitslosigkeit in Deutschland zu einem Massenphänomen geworden. Keiner der zwischenzeitlichen Wirtschaftsaufschwünge hat bislang zu einer nachhaltigen Verringerung des so genannten Sockels beitragen können. Wo sich Arbeitslosigkeit verfestigt wächst das Risiko der Exklusion (oder sozialen Ausgrenzung). Soziale Ausgrenzung ist so zu einer zentralen Kategorie der Analyse moderner Gesellschaften geworden. Sie wurde daher für das Verständnis von Benachteiligten in dieser Arbeit herangezogen. Der Sozialstaat ist mit der Problemstellung mittlerweile im dritten Jahrzehnt überfordert. Ist er überhaupt der richtige oder alleinige Adressat für die Initiierung und Umsetzung der erforderlichen gesellschaftlichen Problembearbeitungsprozesse? Im Kontext der politikwissenschaftlichen Debatten um politische Steuerung und governance wird Netzwerken im Bereich der Arbeitsmarktpolitik eine Problemlösungsfähigkeit zugeschrieben, die über staatlich-administrative Ansätze hinausweist oder diese sinnvoll ergänzt. Sind Netzwerke auch geeignet, Exklusionstendenzen am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken und Inklusion zu fördern? Dieser Frage wurde am Beispiel der der Initiative für Beschäftigung! – nach eigenen Angaben die größte konzertierte Aktion der deutschen Wirtschaft zum Thema Beschäftigung – nachgegangen. Die Untersuchung bestätigt, dass die alten Begrifflichkeiten der politischen Steuerung an empirische Grenzen gestoßen sind, während mit den Konzepten governance und regional governance ein geeigneter Analyserahmen bereitsteht. Netzwerke treten im Sinne eines neuen Miteinanders an die Seite der Politik. Ihr Beitrag geht über das ursprüngliche Verständnis der Politik-Netzwerke, in der Politikproduktion in eng um die verfassungsmäßigen Institutionen gruppierten Konstellationen analysiert wurde, hinaus. Netzwerke sind keine Allheilmittel oder Wunderwaffen, vermögen aber doch insbesondere Responsivität und Organisationseffizienz in der Politikproduktion zu stärken. Sie sind somit relevant für Politikprozesse und -ergebnisse. Zu den geschaffenen Perspektiven zählen im Ergebnis der Arbeit nicht nur die erfolgreichen Integrationen in (unbefristete, sozialversicherungspflichtige, also nicht prekäre) Beschäftigung, sondern gleichfalls die dahin führenden, vorbereitenden und begleitenden Aktivierungs-, Stabilisierungs- und Qualifizierungsstrategien. Daran schließt sich die Forderung nach einer flexiblen Konstruktion von Maßnahmen für von sozialer Ausgrenzung Bedrohte oder Betroffene an, die deren individuelle Problemlagen berücksichtigt. Ausschließlich auf (ausreichende) Alimentierung zur Vermeidung materieller Mangelsituationen gerichtete Strategien werden demgegenüber als nicht zielführend eingestuft, wenn sozialer Ausgrenzung wirksam vorgebeugt oder begegnet werden soll. Netzwerke sind gleichsam eine Ressource, die diesen Mix an Bewältigungsstrategien bereithält, beziehungsweise in denen sich diese Bewältigungsstrategien vollziehen können. So wie Netzwerke im gesellschaftlichen Kontext Antworten auf vorfindbare Komplexität geben und Lösungen ermöglichen, so geschieht dies mit Blick auf die komplexen individuellen Problemkonstellationen, wie sie bei Fällen von sozialer Ausgrenzung Bedrohter oder Betroffener anzutreffen sind. Die Untersuchung der Initiative für Beschäftigung! als neuartiger Mehrebenen-Kooperation förderte dabei insbesondere Einsichten in die Interdependenzen (von Beiträgen) unterschiedlicher Netzwerkringe zutage. Bestehende Netzwerke sollten daher weitaus stärker in die Prozesse der Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme einbezogen oder ihre Gründung, Etablierung oder Revitalisierung gefördert werden, wo sie als Unterstützungsstrukturen fehlen. Schließlich erscheint die Region als geeignete Handlungsraum für die Bewältigung komplexer gesellschaftlicher Probleme, unter anderem weil in ihnen die für deren Bewältigung nötigen Akteure und Ressourcen mobilisiert und gebündelt werden können.
Typ des Eintrags: |
Dissertation
|
Erschienen: |
2008 |
Autor(en): |
Castellucci, Lars |
Art des Eintrags: |
Erstveröffentlichung |
Titel: |
Inklusion und Arbeitsmarkt |
Sprache: |
Deutsch |
Referenten: |
Lamping, PD Dr. Wolfram |
Berater: |
Heinelt, Prof. Dr. Hubert |
Publikationsjahr: |
6 März 2008 |
Ort: |
Darmstadt |
Verlag: |
Technische Universität |
Datum der mündlichen Prüfung: |
6 Februar 2008 |
URL / URN: |
urn:nbn:de:tuda-tuprints-9515 |
Kurzbeschreibung (Abstract): |
„Inklusion und Arbeitsmarkt. Schaffen Netzwerke neue Perspektiven für Benachteiligte? Seit den Ölpreisschocks der 1970er Jahre ist Arbeitslosigkeit in Deutschland zu einem Massenphänomen geworden. Keiner der zwischenzeitlichen Wirtschaftsaufschwünge hat bislang zu einer nachhaltigen Verringerung des so genannten Sockels beitragen können. Wo sich Arbeitslosigkeit verfestigt wächst das Risiko der Exklusion (oder sozialen Ausgrenzung). Soziale Ausgrenzung ist so zu einer zentralen Kategorie der Analyse moderner Gesellschaften geworden. Sie wurde daher für das Verständnis von Benachteiligten in dieser Arbeit herangezogen. Der Sozialstaat ist mit der Problemstellung mittlerweile im dritten Jahrzehnt überfordert. Ist er überhaupt der richtige oder alleinige Adressat für die Initiierung und Umsetzung der erforderlichen gesellschaftlichen Problembearbeitungsprozesse? Im Kontext der politikwissenschaftlichen Debatten um politische Steuerung und governance wird Netzwerken im Bereich der Arbeitsmarktpolitik eine Problemlösungsfähigkeit zugeschrieben, die über staatlich-administrative Ansätze hinausweist oder diese sinnvoll ergänzt. Sind Netzwerke auch geeignet, Exklusionstendenzen am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken und Inklusion zu fördern? Dieser Frage wurde am Beispiel der der Initiative für Beschäftigung! – nach eigenen Angaben die größte konzertierte Aktion der deutschen Wirtschaft zum Thema Beschäftigung – nachgegangen. Die Untersuchung bestätigt, dass die alten Begrifflichkeiten der politischen Steuerung an empirische Grenzen gestoßen sind, während mit den Konzepten governance und regional governance ein geeigneter Analyserahmen bereitsteht. Netzwerke treten im Sinne eines neuen Miteinanders an die Seite der Politik. Ihr Beitrag geht über das ursprüngliche Verständnis der Politik-Netzwerke, in der Politikproduktion in eng um die verfassungsmäßigen Institutionen gruppierten Konstellationen analysiert wurde, hinaus. Netzwerke sind keine Allheilmittel oder Wunderwaffen, vermögen aber doch insbesondere Responsivität und Organisationseffizienz in der Politikproduktion zu stärken. Sie sind somit relevant für Politikprozesse und -ergebnisse. Zu den geschaffenen Perspektiven zählen im Ergebnis der Arbeit nicht nur die erfolgreichen Integrationen in (unbefristete, sozialversicherungspflichtige, also nicht prekäre) Beschäftigung, sondern gleichfalls die dahin führenden, vorbereitenden und begleitenden Aktivierungs-, Stabilisierungs- und Qualifizierungsstrategien. Daran schließt sich die Forderung nach einer flexiblen Konstruktion von Maßnahmen für von sozialer Ausgrenzung Bedrohte oder Betroffene an, die deren individuelle Problemlagen berücksichtigt. Ausschließlich auf (ausreichende) Alimentierung zur Vermeidung materieller Mangelsituationen gerichtete Strategien werden demgegenüber als nicht zielführend eingestuft, wenn sozialer Ausgrenzung wirksam vorgebeugt oder begegnet werden soll. Netzwerke sind gleichsam eine Ressource, die diesen Mix an Bewältigungsstrategien bereithält, beziehungsweise in denen sich diese Bewältigungsstrategien vollziehen können. So wie Netzwerke im gesellschaftlichen Kontext Antworten auf vorfindbare Komplexität geben und Lösungen ermöglichen, so geschieht dies mit Blick auf die komplexen individuellen Problemkonstellationen, wie sie bei Fällen von sozialer Ausgrenzung Bedrohter oder Betroffener anzutreffen sind. Die Untersuchung der Initiative für Beschäftigung! als neuartiger Mehrebenen-Kooperation förderte dabei insbesondere Einsichten in die Interdependenzen (von Beiträgen) unterschiedlicher Netzwerkringe zutage. Bestehende Netzwerke sollten daher weitaus stärker in die Prozesse der Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme einbezogen oder ihre Gründung, Etablierung oder Revitalisierung gefördert werden, wo sie als Unterstützungsstrukturen fehlen. Schließlich erscheint die Region als geeignete Handlungsraum für die Bewältigung komplexer gesellschaftlicher Probleme, unter anderem weil in ihnen die für deren Bewältigung nötigen Akteure und Ressourcen mobilisiert und gebündelt werden können. |
Alternatives oder übersetztes Abstract: |
Alternatives Abstract | Sprache |
---|
“Social inclusion and the labour market. Do networks create new perspectives for disadvantaged persons?“ Since the oil price shocks of the 1970s unemployment has become a mass phenomenon in Germany. Persisting unemployment increases the risk of social exclusion which has become a key category in the analysis of modern societies. For this reason the term was chosen for the understanding of disadvantaged persons in this dissertation. For three decades the welfare state has been unable to address the problem of unemployment. This raises the question whether the state should be the only actor in the problem solving process. In the discussion on political steering and governance policy networks are believed to have problem solving capacities that reach beyond state responses or complement these in an effective manner. Are networks also capable to counter exclusion tendencies in the labour market or to advance inclusion? This question was analysed on the basis of the Initiative for Employment! - which is according to its coordinators the largest joint initiative for employment by German firms. The analysis confirms that long-existing concepts of political steering have reached empirical limits while the newer concepts of governance and regional governance provide an effective analysis framework. The support of policymakers by networks symbolizes a new way of cooperation. Their contribution goes beyond the original understanding of policy networks, which only considered constellations closely associated with the constitutional institutions. Networks are neither universal remedies nor super weapons but they are capable to strengthen the responsiveness and organizational efficiency of the policy formulation process, thus, being relevant to its results. The perspectives for disadvantaged persons do not only include their successful integration in jobs (which are unlimited and subject to social insurance, thus not precarious). An active role in coping strategies, personal stabilisation and training measures are equally important. Thus, measures for persons threatened or affected by social exclusion should be able to address the various needs of the individual. Strategies solely relying on providing (sufficient) financial support are deemed inefficient to prevent or combat social exclusion in the long term. At the same time networks provide this combination of problem solving strategies. Providing responses and solutions to problems related to society as a whole networks also offer solutions to deal with the complex situation of individuals that are affected or threatened by social exclusion. The analysis of the Initiative for Employment! as an example of innovative multi-level cooperation especially exhibits the interdependencies of different network cycles. Therefore, existing networks should be more often included when social problems are addressed; in the case of non-existence, their creation or revitalization should be supported. Finally, it is the region which seems to be the ideal place to tackle complex social problems because all relevant actors and resources can be mobilized and pooled. | Englisch |
|
Freie Schlagworte: |
Arbeitsmarktpolitik, politische Steuerung, Inklusion, Exklusion, Netzwerkanalyse |
Schlagworte: |
Einzelne Schlagworte | Sprache |
---|
exclusion, inclusion, labour market policy, policy analysis, network analysis, grounded theory, governance, regional governance | Englisch |
|
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): |
300 Sozialwissenschaften > 320 Politik |
Fachbereich(e)/-gebiet(e): |
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften |
Hinterlegungsdatum: |
17 Okt 2008 09:22 |
Letzte Änderung: |
05 Mär 2013 09:27 |
PPN: |
|
Referenten: |
Lamping, PD Dr. Wolfram |
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: |
6 Februar 2008 |
Schlagworte: |
Einzelne Schlagworte | Sprache |
---|
exclusion, inclusion, labour market policy, policy analysis, network analysis, grounded theory, governance, regional governance | Englisch |
|
Export: |
|
Suche nach Titel in: |
TUfind oder in Google |
|
Frage zum Eintrag |
Optionen (nur für Redakteure)
|
Redaktionelle Details anzeigen |