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Der Neo-Institutionalismus als Kritik der ökonomistischen Perspektive

Senge, Konstanze (2005)
Der Neo-Institutionalismus als Kritik der ökonomistischen Perspektive.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung

Kurzbeschreibung (Abstract)

Die Dissertation von Konstanze Senge „Der Neo-Institutionalismus als Kritik der ökonomistischen Perspektive“ stellt einen theoretischen Beitrag über die Entwicklung und den Stand der US-amerikanischen Organisationswissenschaft dar. Ihr Zielpunkt ist eine Analyse des soziologischen Neo-Institutionalismus. Sie sieht den soziologischen Neo-Institutionalismus als einen organisationswissenschaftlichen Ansatz, der sich in fundamentaler und charakteristischer Weise von anderen dominanten Ansätzen der US-amerikanischen Organisations-wissenschaft der letzten vierzig Jahre unterscheidet. Die Argumentation der Arbeit wird von der These geleitet, daß sich die US-amerikanische Organisationswissenschaft seit den 1960er Jahren in ihren wichtigen Strömungen wie der Kontingenztheorie, dem Populationsökologischen Ansatz, dem Ressourcen-Dependenz-Ansatz und der Transaktions-kostentheorie weitgehend als eine Disziplin entwickelt hat, in der die Ökonomie als übergeordneter Referenzbereich explizit oder implizit vorausgesetzt wird und in dem die Gesellschaft bzw. die Umwelt von Organisationen fast ausschließlich als ökonomische Umwelt gedacht werden. Das Begriffspaar „ökonomische Umwelt“ meint dabei einen analytisch zu differenzierenden Raum, in dem primär monetär zu quantifizierende Ressourcen bereit gestellt werden und in dem primär Prozesse der Ressourcensicherung- und verteilung von Bedeutung sind. Eine multikontextuelle Verbindung von Organisation und Gesellschaft ist in diesen Ansätzen nicht prävalent. Die genannten Strömungen können deshalb als ökonomistisch bezeichnet werden. Im Unterschied dazu berücksichtigt der soziologische Neo-Institutionalismus eine Vielzahl organisationaler Umweltbereiche und betrachtet Organisationen stets innerhalb ihres gesellschaftlichen Kontextes. Der Neo-Institutionalismus kommt damit einer derzeit häufiger wahrzunehmenden Aufforderung nach, welche in Verwandtschaft mit dem (wirtschafts)soziologischen Konzept der „social embeddedness“ die Rückkehr der Gesellschaft in die Organisationswissenschaft verlangt. Die Darstellung und Analyse des Unterschiedes zwischen dem soziologischen Neo-Institutionalismus und den anderen vier genannten Theorien der US-amerikanischen Organisationswissenschaft ist das zentrale Anliegen der Arbeit. Die Dissertation widmet sich damit einer Thematik, die für die Sozialwissenschaften im Allgemeinen sowie für die Soziologie und die Organisationswissenschaft im Besonderen von großer Bedeutung ist. Denn mit der Kritik an der ökonomistisch verengten Weltsicht der US-amerikanischen Organisationswissenschaft wird ein zentrales Problem der aktuellen sozialwissenschaftlichen Forschung bearbeitet, welches unter dem Schlagwort „Ökonomisierung der Sozialwissenschaften“ diskutiert wird. Gemeint ist damit die Fokussierung auf ökonomische Fragestellungen, die zwar kurzfristig für Aufmerksamkeit und Anerkennung sorgt, langfristig dafür aber eine drohende Vereinnahmung der Organisationssoziologie und Organisationswissenschaft durch die Wirtschaftswissenschaften zu erwarten ist. Die Arbeit argumentiert nicht für einen soziologischen Konservatismus, sondern ist bemüht, das Selbstverständnis der US-amerikanischen Organisationswissenschaft aufzudecken, um am Ende der Arbeit, über das eigentliche Ziel hinausgehend, in einer ersten Annäherung soziale Ursachen für die beschriebene Ökonomisierung dieser Disziplin darzulegen. Der vornehmliche Grund für die hier beschriebene Forschungsausrichtung wird dabei in der zunehmenden Etablierung und Bedeutung der amerikanischen Business Schools seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gesehen, wo die Wissenschaft von Organisationen ihre neue institutionelle Heimat fand.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2005
Autor(en): Senge, Konstanze
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Der Neo-Institutionalismus als Kritik der ökonomistischen Perspektive
Sprache: Deutsch
Referenten: Kieser, Prof. Dr. Alfred
Berater: Hartmann, Prof. Dr. Michael
Publikationsjahr: 28 Oktober 2005
Ort: Darmstadt
Verlag: Technische Universität
Datum der mündlichen Prüfung: 14 Oktober 2005
URL / URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-6205
Kurzbeschreibung (Abstract):

Die Dissertation von Konstanze Senge „Der Neo-Institutionalismus als Kritik der ökonomistischen Perspektive“ stellt einen theoretischen Beitrag über die Entwicklung und den Stand der US-amerikanischen Organisationswissenschaft dar. Ihr Zielpunkt ist eine Analyse des soziologischen Neo-Institutionalismus. Sie sieht den soziologischen Neo-Institutionalismus als einen organisationswissenschaftlichen Ansatz, der sich in fundamentaler und charakteristischer Weise von anderen dominanten Ansätzen der US-amerikanischen Organisations-wissenschaft der letzten vierzig Jahre unterscheidet. Die Argumentation der Arbeit wird von der These geleitet, daß sich die US-amerikanische Organisationswissenschaft seit den 1960er Jahren in ihren wichtigen Strömungen wie der Kontingenztheorie, dem Populationsökologischen Ansatz, dem Ressourcen-Dependenz-Ansatz und der Transaktions-kostentheorie weitgehend als eine Disziplin entwickelt hat, in der die Ökonomie als übergeordneter Referenzbereich explizit oder implizit vorausgesetzt wird und in dem die Gesellschaft bzw. die Umwelt von Organisationen fast ausschließlich als ökonomische Umwelt gedacht werden. Das Begriffspaar „ökonomische Umwelt“ meint dabei einen analytisch zu differenzierenden Raum, in dem primär monetär zu quantifizierende Ressourcen bereit gestellt werden und in dem primär Prozesse der Ressourcensicherung- und verteilung von Bedeutung sind. Eine multikontextuelle Verbindung von Organisation und Gesellschaft ist in diesen Ansätzen nicht prävalent. Die genannten Strömungen können deshalb als ökonomistisch bezeichnet werden. Im Unterschied dazu berücksichtigt der soziologische Neo-Institutionalismus eine Vielzahl organisationaler Umweltbereiche und betrachtet Organisationen stets innerhalb ihres gesellschaftlichen Kontextes. Der Neo-Institutionalismus kommt damit einer derzeit häufiger wahrzunehmenden Aufforderung nach, welche in Verwandtschaft mit dem (wirtschafts)soziologischen Konzept der „social embeddedness“ die Rückkehr der Gesellschaft in die Organisationswissenschaft verlangt. Die Darstellung und Analyse des Unterschiedes zwischen dem soziologischen Neo-Institutionalismus und den anderen vier genannten Theorien der US-amerikanischen Organisationswissenschaft ist das zentrale Anliegen der Arbeit. Die Dissertation widmet sich damit einer Thematik, die für die Sozialwissenschaften im Allgemeinen sowie für die Soziologie und die Organisationswissenschaft im Besonderen von großer Bedeutung ist. Denn mit der Kritik an der ökonomistisch verengten Weltsicht der US-amerikanischen Organisationswissenschaft wird ein zentrales Problem der aktuellen sozialwissenschaftlichen Forschung bearbeitet, welches unter dem Schlagwort „Ökonomisierung der Sozialwissenschaften“ diskutiert wird. Gemeint ist damit die Fokussierung auf ökonomische Fragestellungen, die zwar kurzfristig für Aufmerksamkeit und Anerkennung sorgt, langfristig dafür aber eine drohende Vereinnahmung der Organisationssoziologie und Organisationswissenschaft durch die Wirtschaftswissenschaften zu erwarten ist. Die Arbeit argumentiert nicht für einen soziologischen Konservatismus, sondern ist bemüht, das Selbstverständnis der US-amerikanischen Organisationswissenschaft aufzudecken, um am Ende der Arbeit, über das eigentliche Ziel hinausgehend, in einer ersten Annäherung soziale Ursachen für die beschriebene Ökonomisierung dieser Disziplin darzulegen. Der vornehmliche Grund für die hier beschriebene Forschungsausrichtung wird dabei in der zunehmenden Etablierung und Bedeutung der amerikanischen Business Schools seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gesehen, wo die Wissenschaft von Organisationen ihre neue institutionelle Heimat fand.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

The dissertation “New Institutionalism as a Critique of the Economistical Perspective” by Konstanze Senge can be regarded as a theoretical contribution to the status quo and the development of US Organization Studies. Its aim is an analysis of new institutionalism in Sociology. It interprets new institutionalism as being fundamentally and characteristically different compared to the dominant approaches of US Organization Studies. The argument is based on the thesis that US Organization Studies with its dominant approaches - as there are contingency theory, resource dependency theory, population ecology approach, and transaction cost theory - presents itself as a discipline where the economy is of the utmost importance and, at the same time, the core context of reference. As a consequence, society or the societal environment is usually conceptualized as an economic environment. The term “economic environment” implies an analytically distinguished sphere which, primarily, consists of monetary resources and where, primarily, processes of resource adaptation and distribution can be observed. A multicontextual embeddedness of organizations within larger society is not an issue in these approaches. Therefore, US organization studies can be interpreted as an economistical discipline. In contradiction to this economistical perspective, new institutionalism can be understood as an implicit critique of this line of research activity. Because new institutionalism views organizations as being embedded in a variety of social institutional influences which stem from (analytically) different spheres of society, such as the political, the cultural, the societal community, and also the economy. Also new institutionalism sees organizations as important structural features that regulate and influence society, though this causal path does not represent the dominant characteristic of new institutionalism. Through this reorientation, new institutionalism follows an recently emerging appeal, which - in relation with the economic-sociological concept of "social embeddedness“ - demands to bring society back into the field of organization studies. The aim of the dissertation is to demonstrate and analyze this important difference between new institutionalism and the other four dominant approaches of US organization studies. With this focus, the dissertation concentrates on an issue which is of particular importance to the social sciences at large as well as to Sociology and Organization Studies in particular. Because with the critique of the economistically narrowed world view of US organization studies, a central problem of the social sciences is addressed, a problem which is actually debated under the heading “The Economization of the Social Sciences.” What is meant by this is the increasing concentration on economically and administratively relevant questions, which, on the one hand, might lead to recognition in the short run, though, on the other hand, seen in a longer perspective might result into the adoption of the Sociology of Organization and Organization Studies by the disciplines of management and economics (German: “Wirtschaftswissenschaften”). The dissertation does not speak in favor of an sociological conservatism but tries to uncover the taken-for-granted references of the discipline of Organization Studies and offers (in the concluding chapter) some plausible reasons how this economistical focus of research came about. Based on a sociology of knowledge framework it sees the main reason in the emergence and increasing importance of US business schools since the 1970ies, where the science of organizations found its new institutional home.

Englisch
Freie Schlagworte: Neo-Institutionalismus, Institutionen, Business Schools, Geschichte Organisationstheorie, Organisationswissenschaft, Ökonomismus
Schlagworte:
Einzelne SchlagworteSprache
new institutionalism, institutions, business schools, history of organization theory, organization study, history of organizational sociology, economisticalEnglisch
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 100 Philosophie und Psychologie > 100 Philosophie
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften
Hinterlegungsdatum: 17 Okt 2008 09:22
Letzte Änderung: 05 Mär 2013 09:26
PPN:
Referenten: Kieser, Prof. Dr. Alfred
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 14 Oktober 2005
Schlagworte:
Einzelne SchlagworteSprache
new institutionalism, institutions, business schools, history of organization theory, organization study, history of organizational sociology, economisticalEnglisch
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