Benje, Peter (2001)
Die Einführung der maschinellen Holzbearbeitung und ihre Auswirkung auf Betriebsformen, Produkte und Fertigung im Tischlereigewerbe während des 19. Jahrhunderts in Deutschland.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung
Kurzbeschreibung (Abstract)
Die Arbeit stellt die schrittweise Entwicklung der Holzbearbeitungsmaschinen und Kraftmaschinen dar und untersucht den Einfluß, den sie auf die Betriebsformen des Tischlereigewerbes, auf die Herstellung der Produkte sowie auf die ästhetische Erscheinung (Erscheinungsgestalt) der Produkte ausübte. Der Untersuchungsbereich ist auf Deutschland und das 19. Jahrhundert begrenzt, geht in der Darstellung insbesondere der Holzbearbeitungsmaschinen aber von der internationalen Entwicklung aus. Allen Kapiteln sind Abbildungen angehängt. Teil I zeigt, daß die Entwicklung der Maschinen zur Holzbearbeitung nicht einheitlich, sondern ruckartig und ungleichzeitig stattfindet; eine Schlüsselstellung kommt dabei den Hobelmaschinen zu. Gemeinsam mit den sich ebenfalls weiter ausentwickelnden Kraftmaschinen ergeben sich daraus im Verlauf des 19. Jahrhunderts jeweils ganz unterschiedliche Maschinenanlagen der Holzbearbeitung mit für sie typischen Betriebscharakteristiken. Es sind drei Entwicklungsstadien zu erkennen: die frühe Zeit vor 1855 (die Anfangszeit des Maschinenkörpers), die Zeit von 1855/60 bis 1865/70 (die erste Reifephase des Maschinenkörpers) und die Zeit von 1865/70 bis um 1895 (Periode mit der zweiten Reifephase). Ausgehend von den historischen Maschinenkörpern und ihren differenten Charakteren bilden sich während des 19. Jahrhunderts a) jeweils ganz neue, spezifische Betriebstypen heraus, und dringt die Maschinisierung b) zeitlich verschoben und schrittweise in die schon bestehende Bereiche des Tischlereigewerbes vor. So entstehen nacheinander, partiell nebeneinander, die Dampfsägemühlen, Furnierfabriken, Möbelfabriken, Schweif- und Fräsanstalten, Baufabriken, Holzbearbeitungsfabriken, Tischler-Produktivgenossenschaften, Dampftischlereien, Möbelfabriken mit Dampfbetrieb, Luxusmöbelfabriken, Werkgenossenschaften usw., die für das 19. Jahrhundert in Deutschland kennzeichnend sind. Teil II stellt dar, wie die maschinelle Herstellung auf die bestehende handwerksmäßige Weise der Fertigung der Tischlerprodukte trifft: die Teile des Produkts werden neu zerlegt; aus dem anbildende Bauen wird Teilefertigung und Montage. Auch das Produkt als eine eigene Erscheinung der Abgeschlossenheit des Fertigens und der Ungemachtheit der gemachten Dinge wird in die Transformation mit hineingenommen, hineingezogen. Die Erzeugung dieser Erscheinung erfährt eine für die maschinelle Herstellung neue, spezifische Problemlagerung, der mit verschiedenen ästhetisch-stilistischen Lösungen zu entsprechen versucht wurde: den Spielarten des Historismus, dem Jugendstil usw. Daß die „Ästhetisierung" bzw. die Suche nach Produktgestalten, die geeignet sind, die Gemachtheit zu verblenden, mit der Transformation auf die maschinelle Herstellung nicht abbricht, sondern sich fortsetzt, deutet auf einen sowohl der handwerksmäßigen als auch der maschinellen Herstellung gemeinsamen Grundzug der herstellenden Tätigkeit - der festzuhalten wäre. Die Transformation auf die maschinelle Herstellung, in der auch das gesamte Werkbewußtsein transformiert wurde, weist von solch einer begrifflichen Fassung aber nichts auf. Im Gegenteil, die an der maschinellen Herstellung weiter gefestigten Begriffe der Stoffbearbeitung und Formveränderung der Stoffe verwischen und verschleifen dies. Sie tragen, wie die vielen kleinen ästhetischen Chiffrierungen praktisch, zur begrifflichen Ausblendung dessen bei, was dem modernen Arbeitsbegriff noch einzuschreiben wäre. In Teil III werden, neben einer Zusammenfassung und einer Darstellung älterer und neuerer Interpretationen der „Einführung der maschinellen Holzbearbeitung", wichtige Kontexte und Voraussetzung der Untersuchung abschließend begrifflich reflektiert: das Kennzeichnende der Arbeitsmaschinen für die Stoffbearbeitung; das Kategorienproblem von Handwerk, Manufaktur und Fabrik; der Doppelsinn der „Teilung der Arbeit"; das Theorem der Transformation des Produkts sowie Vicos Axiom des Verum Factum.
Typ des Eintrags: |
Dissertation
|
Erschienen: |
2001 |
Autor(en): |
Benje, Peter |
Art des Eintrags: |
Erstveröffentlichung |
Titel: |
Die Einführung der maschinellen Holzbearbeitung und ihre Auswirkung auf Betriebsformen, Produkte und Fertigung im Tischlereigewerbe während des 19. Jahrhunderts in Deutschland |
Sprache: |
Deutsch |
Referenten: |
Paulinyi, Prof. em. Akos ; Böhme, Prof. Dr. Helmut ; Hård, Prof. Dr. Mikael ; Schmiede, Prof. Dr. Rudi |
Berater: |
Paulinyi, Prof. em. Akos |
Publikationsjahr: |
17 Juli 2001 |
Ort: |
Darmstadt |
Verlag: |
Technische Universität |
Datum der mündlichen Prüfung: |
12 Dezember 2000 |
URL / URN: |
urn:nbn:de:tuda-tuprints-1430 |
Kurzbeschreibung (Abstract): |
Die Arbeit stellt die schrittweise Entwicklung der Holzbearbeitungsmaschinen und Kraftmaschinen dar und untersucht den Einfluß, den sie auf die Betriebsformen des Tischlereigewerbes, auf die Herstellung der Produkte sowie auf die ästhetische Erscheinung (Erscheinungsgestalt) der Produkte ausübte. Der Untersuchungsbereich ist auf Deutschland und das 19. Jahrhundert begrenzt, geht in der Darstellung insbesondere der Holzbearbeitungsmaschinen aber von der internationalen Entwicklung aus. Allen Kapiteln sind Abbildungen angehängt. Teil I zeigt, daß die Entwicklung der Maschinen zur Holzbearbeitung nicht einheitlich, sondern ruckartig und ungleichzeitig stattfindet; eine Schlüsselstellung kommt dabei den Hobelmaschinen zu. Gemeinsam mit den sich ebenfalls weiter ausentwickelnden Kraftmaschinen ergeben sich daraus im Verlauf des 19. Jahrhunderts jeweils ganz unterschiedliche Maschinenanlagen der Holzbearbeitung mit für sie typischen Betriebscharakteristiken. Es sind drei Entwicklungsstadien zu erkennen: die frühe Zeit vor 1855 (die Anfangszeit des Maschinenkörpers), die Zeit von 1855/60 bis 1865/70 (die erste Reifephase des Maschinenkörpers) und die Zeit von 1865/70 bis um 1895 (Periode mit der zweiten Reifephase). Ausgehend von den historischen Maschinenkörpern und ihren differenten Charakteren bilden sich während des 19. Jahrhunderts a) jeweils ganz neue, spezifische Betriebstypen heraus, und dringt die Maschinisierung b) zeitlich verschoben und schrittweise in die schon bestehende Bereiche des Tischlereigewerbes vor. So entstehen nacheinander, partiell nebeneinander, die Dampfsägemühlen, Furnierfabriken, Möbelfabriken, Schweif- und Fräsanstalten, Baufabriken, Holzbearbeitungsfabriken, Tischler-Produktivgenossenschaften, Dampftischlereien, Möbelfabriken mit Dampfbetrieb, Luxusmöbelfabriken, Werkgenossenschaften usw., die für das 19. Jahrhundert in Deutschland kennzeichnend sind. Teil II stellt dar, wie die maschinelle Herstellung auf die bestehende handwerksmäßige Weise der Fertigung der Tischlerprodukte trifft: die Teile des Produkts werden neu zerlegt; aus dem anbildende Bauen wird Teilefertigung und Montage. Auch das Produkt als eine eigene Erscheinung der Abgeschlossenheit des Fertigens und der Ungemachtheit der gemachten Dinge wird in die Transformation mit hineingenommen, hineingezogen. Die Erzeugung dieser Erscheinung erfährt eine für die maschinelle Herstellung neue, spezifische Problemlagerung, der mit verschiedenen ästhetisch-stilistischen Lösungen zu entsprechen versucht wurde: den Spielarten des Historismus, dem Jugendstil usw. Daß die „Ästhetisierung" bzw. die Suche nach Produktgestalten, die geeignet sind, die Gemachtheit zu verblenden, mit der Transformation auf die maschinelle Herstellung nicht abbricht, sondern sich fortsetzt, deutet auf einen sowohl der handwerksmäßigen als auch der maschinellen Herstellung gemeinsamen Grundzug der herstellenden Tätigkeit - der festzuhalten wäre. Die Transformation auf die maschinelle Herstellung, in der auch das gesamte Werkbewußtsein transformiert wurde, weist von solch einer begrifflichen Fassung aber nichts auf. Im Gegenteil, die an der maschinellen Herstellung weiter gefestigten Begriffe der Stoffbearbeitung und Formveränderung der Stoffe verwischen und verschleifen dies. Sie tragen, wie die vielen kleinen ästhetischen Chiffrierungen praktisch, zur begrifflichen Ausblendung dessen bei, was dem modernen Arbeitsbegriff noch einzuschreiben wäre. In Teil III werden, neben einer Zusammenfassung und einer Darstellung älterer und neuerer Interpretationen der „Einführung der maschinellen Holzbearbeitung", wichtige Kontexte und Voraussetzung der Untersuchung abschließend begrifflich reflektiert: das Kennzeichnende der Arbeitsmaschinen für die Stoffbearbeitung; das Kategorienproblem von Handwerk, Manufaktur und Fabrik; der Doppelsinn der „Teilung der Arbeit"; das Theorem der Transformation des Produkts sowie Vicos Axiom des Verum Factum. |
Alternatives oder übersetztes Abstract: |
Alternatives Abstract | Sprache |
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The study shows the discontinuous development of woodworking machines and power-engines, examining its influence on the types of companies, the production process as well as on the aesthetic appearance (manifestation) of the products of cabinet making. Although the analysis focuses on woodworking in Germany during the 19th century, it takes into account the international development, especially regarding the presentation of woodworking machines. All chapters are followed by illustrations. Part one demonstrates that the development of woodworking machines does not take place gradually but rather irregularly and discontinuously, a development in which the planing machines have a key position. Together with the parallel development of power-engines, this resulted in the usage of many different machine-ensembles for woodworking throughout the 19th century, each of them having a special mode of operation and production. For the development of the machine-body one ca distinguish three stages of refinement: the time before 1855 (beginning of the development of the machine-body), the time from 1855/60 to 1865/70 (first phase of refinement of the machine-body) and the period from 1865/70 to about 1895 (phase of second refinement). In accordance with the historical machine-bodies and their different characteristics, a) quite different types of companies come into being during the 19th century. and b) „machinisation" step by step gains ground in the already existing sections and branches of the cabinet-making trade. Through this, the so called Dampfsägemühlen (steam operated sawing mills), Furnierfabriken (veneer plants), Möbelfabriken (furniture factories), Schweif- und Fräsanstalten (curving and moulding companies), Baufabriken (construction factories), Holzbearbeitungsfabriken (woodworking factories), Produktivgenossenschaften (production co-operatives), Dampftischlereien (steam joiners' workshops), Möbelfabriken mit Dampfbetrieb (steam operated furniture factories), Luxusmöbelfabriken (luxury furniture factories), Werkgenossenschaften (factory co-operatives) etc. emerge successively and sometimes simultaneously - all of them being significant in 19th century Germany. The second part shows how working with machinery contrasts with the existing handicraft form of production: the components of the product are disjoined in a new manner; the former building technique of shaping and adding is replaced by the fabrication of pieces and their subsequent assembly and fitting. The product itself, previously appearing finished and completed as a whole rather than as an assembled and obviously made thing, is affected by this transformation as well. Achieving the same product-appearance goes hand in hand with new, machinery-specific obstacles, which were solved by using different aesthetic styles like the various forms of Historicism, Art Nouveau etc. The fact that the "aestheticisation" and search for new styles which are able to hide this appearance of assembly does not stop with the development of mechanical processing but continues, points out an importance commonality of both manufacture and machine production, which should be noted. The transition to machine processing, which also affected the entire perception of the product, however, is not reflecting this in a change of diction. On the contrary, terms like the treatment and the change in shape of material, which are being used more frequently during the process of "machinisation", ignore and disregard this basic fact. Like the manifold aesthetic codes and ciphers, they contribute to the fading of what remains to be inscribed into the modern notion of work. In addition to a summary, part three features a discussion of older and more recent interpretations of the process of the "introduction of woodworking by machinery" as well as a conceptual reflection of the basic contexts and preconditions of the study: the notion of machines for processing material; the problem of categorising handicraft production, manufacture and factory; the double meaning of the "division of labour"; the theorem of the transformation of the product and finally Vico´s axiom of the Verum Factum. | Englisch |
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Freie Schlagworte: |
woodworking, woodworking machinery, woodworking machines, germany, 19th century, cabinet-making, company, production, style, aesthetic, work, labour, factory, power-engines, manufacture, technics, technical history, technology |
Fachbereich(e)/-gebiet(e): |
02 Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften |
Hinterlegungsdatum: |
17 Okt 2008 09:21 |
Letzte Änderung: |
26 Aug 2018 21:24 |
PPN: |
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Referenten: |
Paulinyi, Prof. em. Akos ; Böhme, Prof. Dr. Helmut ; Hård, Prof. Dr. Mikael ; Schmiede, Prof. Dr. Rudi |
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: |
12 Dezember 2000 |
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