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Sedimentologie und Biostratigraphie der unterkarbonischen Quarzitfolge der Hörre-Gommern-Zone im Rhenoherzynikum

Jäger, Hartmut (2000)
Sedimentologie und Biostratigraphie der unterkarbonischen Quarzitfolge der Hörre-Gommern-Zone im Rhenoherzynikum.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung

Kurzbeschreibung (Abstract)

Gegenstand der Untersuchung ist die unterkarbonische Kammquarzit-Formation der Hörre-Gommern-Zone, einem über 350 km langen, rinnenförmigen Sonderfazies-Bereich im Rhenoherzynikum in Deutschland. Durch den Mangel an Fossilien und Sedimentgefügen in den bisher untersuchten Geländeaufschlüssen ist die paläogeographische Position dieser Quarzit-Formation bisher unklar und wird sehr kontrovers gedeutet (Decke, Schwelle, tiefmarine Rinne). Neue Untersuchungen zur Sedimentologie und Stratigraphie an Bohrungen sowie Neubearbeitungen der Geländeprofile ermöglichen ein detailliertes paläogeographisches Modell. Drei Lithofazies-Typen lassen sich in der Kammquarzit-Formation unterscheiden: Quarzit-Fazies, Quarzit-Pelit-Fazies, Pelit-Fazies. Sie stellen unterschiedlich konzentrierte Turbidite sowie die pelagische Hintergrund-Sedimentation dar. Stratigraphisch wird die Kammquarzit-Formation anhand von Sporen erstmalig exakt eingestuft. Sie setzt an der Visé-Basis (PU-Sporenzone) ein und reicht bis an die Grenze cu IIIa /b (NM-Sporenzone). Die umfangreiche Sporenassoziation erlaubt weiterhin einen Vergleich mit den west- und osteuropäischen Mikrofloren. Aus diesen Ergebnissen ergibt sich folgendes paläogeographisches Modell für die Kammquarzit-Formation: In schmalen Förderkanälen wurde fluviatil und flachmarin aufbereitetes Sediment des klastischen Küstensaums Laurussias in starken Regressionsphasen mit unterschiedlichen Trübeströmen durch das Kulm-Becken hindurch in das tektonisch vorgegebene, rinnenförmige Hörre-Gommern-Teilbecken transportiert und dort rinnenparallel verteilt. Zeitgleich, aber räumlich getrennt, wurden aus Süden vom aktiven Kontinentalrand 'Gondwanas' mächtige Flysch-Schüttungen (Kulmgrauwacken) in das Kulm-Becken geschüttet. Im hohen Visé (cu III b ), als die nach Norden vorrückenden Flysch-Schüttungen die Hörre-Gommern-Zone erreicht haben, war die quarzklastische Schüttung von Norden bereits beendet. Durch die fortschreitende Einengung im Zuge der variszischen Orogenese wurde die Kammquarzit-Formation in den akkretionären Keil vor der orogenen Front integriert und zwischen mächtigen Flysch-Einheiten, die die klastische Sedimentation im Kulm-Becken deutlich dominieren, eingekeilt.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2000
Autor(en): Jäger, Hartmut
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Sedimentologie und Biostratigraphie der unterkarbonischen Quarzitfolge der Hörre-Gommern-Zone im Rhenoherzynikum
Sprache: Deutsch
Referenten: Schumann, Prof. Dr. Dietrich ; Kempe, Prof. Dr. Stefan
Berater: Gursky, Prof. Dr. Hans-Jürgen
Publikationsjahr: 11 Oktober 2000
Ort: Darmstadt
Verlag: Technische Universität
Datum der mündlichen Prüfung: 21 Juni 1999
URL / URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-150
Kurzbeschreibung (Abstract):

Gegenstand der Untersuchung ist die unterkarbonische Kammquarzit-Formation der Hörre-Gommern-Zone, einem über 350 km langen, rinnenförmigen Sonderfazies-Bereich im Rhenoherzynikum in Deutschland. Durch den Mangel an Fossilien und Sedimentgefügen in den bisher untersuchten Geländeaufschlüssen ist die paläogeographische Position dieser Quarzit-Formation bisher unklar und wird sehr kontrovers gedeutet (Decke, Schwelle, tiefmarine Rinne). Neue Untersuchungen zur Sedimentologie und Stratigraphie an Bohrungen sowie Neubearbeitungen der Geländeprofile ermöglichen ein detailliertes paläogeographisches Modell. Drei Lithofazies-Typen lassen sich in der Kammquarzit-Formation unterscheiden: Quarzit-Fazies, Quarzit-Pelit-Fazies, Pelit-Fazies. Sie stellen unterschiedlich konzentrierte Turbidite sowie die pelagische Hintergrund-Sedimentation dar. Stratigraphisch wird die Kammquarzit-Formation anhand von Sporen erstmalig exakt eingestuft. Sie setzt an der Visé-Basis (PU-Sporenzone) ein und reicht bis an die Grenze cu IIIa /b (NM-Sporenzone). Die umfangreiche Sporenassoziation erlaubt weiterhin einen Vergleich mit den west- und osteuropäischen Mikrofloren. Aus diesen Ergebnissen ergibt sich folgendes paläogeographisches Modell für die Kammquarzit-Formation: In schmalen Förderkanälen wurde fluviatil und flachmarin aufbereitetes Sediment des klastischen Küstensaums Laurussias in starken Regressionsphasen mit unterschiedlichen Trübeströmen durch das Kulm-Becken hindurch in das tektonisch vorgegebene, rinnenförmige Hörre-Gommern-Teilbecken transportiert und dort rinnenparallel verteilt. Zeitgleich, aber räumlich getrennt, wurden aus Süden vom aktiven Kontinentalrand 'Gondwanas' mächtige Flysch-Schüttungen (Kulmgrauwacken) in das Kulm-Becken geschüttet. Im hohen Visé (cu III b ), als die nach Norden vorrückenden Flysch-Schüttungen die Hörre-Gommern-Zone erreicht haben, war die quarzklastische Schüttung von Norden bereits beendet. Durch die fortschreitende Einengung im Zuge der variszischen Orogenese wurde die Kammquarzit-Formation in den akkretionären Keil vor der orogenen Front integriert und zwischen mächtigen Flysch-Einheiten, die die klastische Sedimentation im Kulm-Becken deutlich dominieren, eingekeilt.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
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Investigations are focussed on the Lower Carboniferous Kammquartzite Formation of the Hörre-Gommern-Zone, a more than 350 km long but narrow zone of diverging lithology in the Rhenohercynian of Germany. Due to the lack of sedimentary structures and fossils in the field outcrops investigated til now, the palaeogeographic reconstruction of this quartzite formation is obscure and has been interpreted extremely different (nappe structure, intra-basinal rise, deep-marine trench). New investigations on the sedimentology and stratigraphy of the formation at cores and field outcrops made it possible to establish a detailed palaeogeographic model. The Kammquartzite-Formation can be distinguished into three types of lithofacies: Quartzite Facies, Quartzite-Shale Facies and Shale Facies. These are different turbidites, high to low concentrated, as well as pelagic background sedimentation. Based on miospores the exact stratigraphical position of the Kammquartzite Formation is verified for the first time. The base of the formation is at the base of the Viséan (PU spore zone) and the top is in the upper Viséan at the top of V3b (NM spore zone). The comprehensive miospore association of the Kammquartzite Formation also allows a good comparison to the microflora of West- and East-Europe. According to this the following palaeogeographical model for the Kammquartzite Formation results: Weathering during fluvial transport followed by shallow marine reworking produced mature, quartz-rich sediments at the Laurussian shelf. During the Viséan, synchronous to strongly regressions, different turbidity currents transported these quartzitic sands through narrow feeder channels into the Hörre-Gommern trench in the northern part of the Kulm-Basin. At the same time in the southern part of this basin huge flysch sequences (Kulm-Greywackes) were deposited from the active continental margin of 'Gondwana'. In the upper Viséan (V3b/c), when the Kulm-Greywackes were attaining the Hörre-Gommern-Zone, the siliciclastic sedimentation from Laurussia has finished. Further compression of the Variscan Orogeny inserted the Kammquartzite Formation into the accretionary wedge infront of the orogenic front, surrounded by huge flysch sequences, the dominating sediments in the Rhenohercynian Kulm-Basin.

Englisch
Freie Schlagworte: Sedimentologie,Palynostratigraphie, Palaeogeographie, Rhenoherzynikum, Unter-Karbon, Quarzit, Turbidit, Sporen
Schlagworte:
Einzelne SchlagworteSprache
Sedimentology, Palynostratigraphy, Palaeogeography, Rhenoherzynian, Lower Carboniferous, Quartzite, Turbidite, SporesEnglisch
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 11 Fachbereich Material- und Geowissenschaften
Hinterlegungsdatum: 17 Okt 2008 09:20
Letzte Änderung: 05 Mär 2013 09:24
PPN:
Referenten: Schumann, Prof. Dr. Dietrich ; Kempe, Prof. Dr. Stefan
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 21 Juni 1999
Schlagworte:
Einzelne SchlagworteSprache
Sedimentology, Palynostratigraphy, Palaeogeography, Rhenoherzynian, Lower Carboniferous, Quartzite, Turbidite, SporesEnglisch
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