Seifert, Talitha (2024)
M&A in der internationalen Chemiebranche.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00027450
Dissertation, Erstveröffentlichung, Verlagsversion
Kurzbeschreibung (Abstract)
Die internationale Chemieindustrie ist eine reife Branche, die durch Restrukturierungen, Branchenkonsolidierung und Fokus auf Shareholder-Value seit Ende des zwanzigsten Jahrhunderts einen hohen Fokus auf „Mergers and Acquisitions“ (M&A) hat. Seit 2013 lässt sich ein deutlicher Anstieg der M&A-Tätigkeit hinsichtlich Transaktionsanzahl und -wert beobachten. Der M&A-Wert erreichte in 2015 und 2019 Höhepunkte. Durch globale Herausforderungen wie die Bewältigung des Klimawandels und die Energiewende, durch den Zugang zu vielen Industrien und durch die hohe Energieabhängigkeit ist die Chemieindustrie zudem sehr einflussreich und steht im Umbruch zu mehr Nachhaltigkeit. Bisher liegt keine aktuelle, praxisorientierte, umfassende Analyse zum Erfolg und dessen Einflussfaktoren bei M&A vor. Diese Dissertation schließt die beschriebene Forschungslücke durch eine zeitgemäße, holistische und vielseitige Analyse von Trends, Motiven, Erfolg und Erfolgsfaktoren speziell für die internationale Chemieindustrie. Damit leistet die vorliegende Arbeit einen Beitrag zu der M&A-Literatur im Allgemeinen und der der Chemieindustrie im Speziellen. Die Branchencharakterisierung zeigt, dass die internationale Chemieindustrie reif, kompetitiv, dynamisch, einflussreich, divers, fragmentiert, kapital- und energieintensiv und wissenschaftsbasiert ist. Die starke Segmentierung, die Notwendigkeit für viele andere Industrien, die Krisenstabilität, der Sicherheitsfokus, die große Energieabhängigkeit und Anlagenintensität sind weitere kennzeichnende Eigenschaften. Wachstumstrends bestehen vor allem in Asien, aufstrebenden Märkten wie den BRIC-Ländern und der Spezialchemie, während Europa und Nordamerika reife und sichere Märkte darstellen. Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz sind bestimmende Industrietrends. Eine subjektive Bewertung von Motiven, Erfolgsfaktoren und Trends basierend auf Literaturübersicht und Interviews ermöglicht die Hypothesendefinition und Variablenauswahl für die finale empirische Analyse. Es werden Vertreter von M&A-Abteilungen von Chemiekonzernen, Beratungen, Private Equity (PE) und Investment-Banking einbezogen, um praxisorientierte, vielseitige und aktuelle Indikationen abzuleiten. Die Interviews sind eine Erweiterung, Vertiefung und Veranschaulichung der Literatur. Aus ihnen geht hervor, dass eine Rangfolge, Generalisierung der Motive und Effekte wegen der Segment- und Transaktionsabhängigkeit nicht möglich ist. Als primäre Motive für M&A werden operative Synergien und Kostenreduktion genannt. Finanzielle Synergien sind vernachlässigbar. Das Produktportfolio, die Profitabilität, die Kosteneffizienz, die Größe wie bei Skaleneffekten und die Region als primäre Treiber ergeben sich als Untersuchungsgegenstand der empirischen Analyse. Sekundäre Treiber sind Wachstum, Forschung und Entwicklung (F&E), Liquidität und die Bedeutung der COVID-19-Krise. Fokussierung auf die Kernkompetenzen wird gegenüber Diversifikation favorisiert. Die Relevanz von Synergien als Wertsteigerung in dem wettbewerbsintensiven, reifen Umfeld wird neben den Rahmenbedingungen und der Region unterstrichen. Wachstumstrends in Asien/BRIC stehen Bedenken bei Verfügbarkeit und Regulatorik gegenüber. Die sekundären Variablen bemessen die Relevanz von steigendem Cashflow-Fokus, hohem Kapitalbedarf, der Anlagenintensität, der Wissenschaftsbasis der Industrie und der COVID-19-Krise, die nach den Interviews keinen Einfluss auf die Transaktionsgröße und -anzahl hatte. Die subjektive Analyse unterstützt den Nachhaltigkeitstrend und die Relevanz von „Environmental, Social, Governance“ (ESG)-Kriterien. Die objektivierte Bewertung von Effekten bei M&A in der internationalen Chemieindustrie strukturiert sich in eine Ereignisstudie und eine multivariate Regressionsanalyse. Die hoch-signifikanten, kurzfristigen, durchschnittlichen, kumulierten Kapitalmarktreaktionen auf Käuferseite liegen bei etwa -3 % und auf Zielseite bei bis zu +19 %. Der Gesamteffekt von etwa +2 % verdeutlicht die insgesamt leicht positive Wahrnehmung des M&A-Erfolgs in der internationalen Chemieindustrie aus kurzfristiger Kapitalmarktsicht. Signifikant förderlich für den Erfolg im Gesamteffekt sind folgende Treiber mit abnehmender Relevanz: eine geringe relative Kosteneffizienz, gemessen durch den Anteil der operativen Kosten am Vermögen des Ziels im Verhältnis zum Käufer; ein im Vergleich zum Käufer großes Ziel; ein hoher Wachstumstrend beim Käufervermögen; die Zielmärkte Nordamerika und Europa; eine geringe Eigenkapitalintensität des Ziels. Die Relevanz von Synergien, Größeneffekten, Marktmacht und der reifen, sicheren Märkte wird somit betont. Auffällig ist auch, welche Einflussfaktoren nicht signifikant sind: die Produktportfoliostrategie, i.e. Spezialisierung versus Diversifikation; die COVID-19-Krise; die Zielmärkte Asien/BRIC und Ozeanien; die Wahl eines nationalen Deals; der absolute Deal-Wert; die für die Transaktionspartner individuellen Variablen zur Profitabilität, Kosteneffizienz, F&E-Intensität, Liquidität und zum Preis-Buch-Verhältnis; der Wachstumstrend des Ziels; die Eigenkapitalintensität des Käufers. Die zwei finalen Modelle im Gesamteffekt erreichen sehr hohe Erklärungskräfte mit adjustierten R² von bis zu 22 %, was sich mit der Branchenreife und Segmentunabhängigkeit der empirischen Analyse erklären lässt. Basierend auf der Dissertation gilt aufgrund der leicht positiven kombinierten Kapitalmarktreaktionen infolge der M&A-Ankündigungen das Paradigma von insgesamt neutralen Effekten für die Chemieindustrie nicht. Durch die Bemessung von Treibern können Chemie-M&A-Strategien bewertet werden. Die zunehmende M&A-Tätigkeit im letzten Jahrzehnt und die globalen Herausforderungen demonstrieren die zukünftige Relevanz von externem Wachstum. Kosteneffizienz, Größe, Region und Wachstum werden dabei erfolgskritische Treiber sein.
Typ des Eintrags: | Dissertation | ||||
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Erschienen: | 2024 | ||||
Autor(en): | Seifert, Talitha | ||||
Art des Eintrags: | Erstveröffentlichung | ||||
Titel: | M&A in der internationalen Chemiebranche | ||||
Sprache: | Deutsch | ||||
Referenten: | Schiereck, Prof. Dr. Dirk ; Elbert, Prof. Dr. Ralf | ||||
Publikationsjahr: | 3 Juni 2024 | ||||
Ort: | Darmstadt | ||||
Kollation: | IX, 170, VIII-XXIII Seiten | ||||
Datum der mündlichen Prüfung: | 22 Mai 2024 | ||||
DOI: | 10.26083/tuprints-00027450 | ||||
URL / URN: | https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/27450 | ||||
Kurzbeschreibung (Abstract): | Die internationale Chemieindustrie ist eine reife Branche, die durch Restrukturierungen, Branchenkonsolidierung und Fokus auf Shareholder-Value seit Ende des zwanzigsten Jahrhunderts einen hohen Fokus auf „Mergers and Acquisitions“ (M&A) hat. Seit 2013 lässt sich ein deutlicher Anstieg der M&A-Tätigkeit hinsichtlich Transaktionsanzahl und -wert beobachten. Der M&A-Wert erreichte in 2015 und 2019 Höhepunkte. Durch globale Herausforderungen wie die Bewältigung des Klimawandels und die Energiewende, durch den Zugang zu vielen Industrien und durch die hohe Energieabhängigkeit ist die Chemieindustrie zudem sehr einflussreich und steht im Umbruch zu mehr Nachhaltigkeit. Bisher liegt keine aktuelle, praxisorientierte, umfassende Analyse zum Erfolg und dessen Einflussfaktoren bei M&A vor. Diese Dissertation schließt die beschriebene Forschungslücke durch eine zeitgemäße, holistische und vielseitige Analyse von Trends, Motiven, Erfolg und Erfolgsfaktoren speziell für die internationale Chemieindustrie. Damit leistet die vorliegende Arbeit einen Beitrag zu der M&A-Literatur im Allgemeinen und der der Chemieindustrie im Speziellen. Die Branchencharakterisierung zeigt, dass die internationale Chemieindustrie reif, kompetitiv, dynamisch, einflussreich, divers, fragmentiert, kapital- und energieintensiv und wissenschaftsbasiert ist. Die starke Segmentierung, die Notwendigkeit für viele andere Industrien, die Krisenstabilität, der Sicherheitsfokus, die große Energieabhängigkeit und Anlagenintensität sind weitere kennzeichnende Eigenschaften. Wachstumstrends bestehen vor allem in Asien, aufstrebenden Märkten wie den BRIC-Ländern und der Spezialchemie, während Europa und Nordamerika reife und sichere Märkte darstellen. Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und Ressourceneffizienz sind bestimmende Industrietrends. Eine subjektive Bewertung von Motiven, Erfolgsfaktoren und Trends basierend auf Literaturübersicht und Interviews ermöglicht die Hypothesendefinition und Variablenauswahl für die finale empirische Analyse. Es werden Vertreter von M&A-Abteilungen von Chemiekonzernen, Beratungen, Private Equity (PE) und Investment-Banking einbezogen, um praxisorientierte, vielseitige und aktuelle Indikationen abzuleiten. Die Interviews sind eine Erweiterung, Vertiefung und Veranschaulichung der Literatur. Aus ihnen geht hervor, dass eine Rangfolge, Generalisierung der Motive und Effekte wegen der Segment- und Transaktionsabhängigkeit nicht möglich ist. Als primäre Motive für M&A werden operative Synergien und Kostenreduktion genannt. Finanzielle Synergien sind vernachlässigbar. Das Produktportfolio, die Profitabilität, die Kosteneffizienz, die Größe wie bei Skaleneffekten und die Region als primäre Treiber ergeben sich als Untersuchungsgegenstand der empirischen Analyse. Sekundäre Treiber sind Wachstum, Forschung und Entwicklung (F&E), Liquidität und die Bedeutung der COVID-19-Krise. Fokussierung auf die Kernkompetenzen wird gegenüber Diversifikation favorisiert. Die Relevanz von Synergien als Wertsteigerung in dem wettbewerbsintensiven, reifen Umfeld wird neben den Rahmenbedingungen und der Region unterstrichen. Wachstumstrends in Asien/BRIC stehen Bedenken bei Verfügbarkeit und Regulatorik gegenüber. Die sekundären Variablen bemessen die Relevanz von steigendem Cashflow-Fokus, hohem Kapitalbedarf, der Anlagenintensität, der Wissenschaftsbasis der Industrie und der COVID-19-Krise, die nach den Interviews keinen Einfluss auf die Transaktionsgröße und -anzahl hatte. Die subjektive Analyse unterstützt den Nachhaltigkeitstrend und die Relevanz von „Environmental, Social, Governance“ (ESG)-Kriterien. Die objektivierte Bewertung von Effekten bei M&A in der internationalen Chemieindustrie strukturiert sich in eine Ereignisstudie und eine multivariate Regressionsanalyse. Die hoch-signifikanten, kurzfristigen, durchschnittlichen, kumulierten Kapitalmarktreaktionen auf Käuferseite liegen bei etwa -3 % und auf Zielseite bei bis zu +19 %. Der Gesamteffekt von etwa +2 % verdeutlicht die insgesamt leicht positive Wahrnehmung des M&A-Erfolgs in der internationalen Chemieindustrie aus kurzfristiger Kapitalmarktsicht. Signifikant förderlich für den Erfolg im Gesamteffekt sind folgende Treiber mit abnehmender Relevanz: eine geringe relative Kosteneffizienz, gemessen durch den Anteil der operativen Kosten am Vermögen des Ziels im Verhältnis zum Käufer; ein im Vergleich zum Käufer großes Ziel; ein hoher Wachstumstrend beim Käufervermögen; die Zielmärkte Nordamerika und Europa; eine geringe Eigenkapitalintensität des Ziels. Die Relevanz von Synergien, Größeneffekten, Marktmacht und der reifen, sicheren Märkte wird somit betont. Auffällig ist auch, welche Einflussfaktoren nicht signifikant sind: die Produktportfoliostrategie, i.e. Spezialisierung versus Diversifikation; die COVID-19-Krise; die Zielmärkte Asien/BRIC und Ozeanien; die Wahl eines nationalen Deals; der absolute Deal-Wert; die für die Transaktionspartner individuellen Variablen zur Profitabilität, Kosteneffizienz, F&E-Intensität, Liquidität und zum Preis-Buch-Verhältnis; der Wachstumstrend des Ziels; die Eigenkapitalintensität des Käufers. Die zwei finalen Modelle im Gesamteffekt erreichen sehr hohe Erklärungskräfte mit adjustierten R² von bis zu 22 %, was sich mit der Branchenreife und Segmentunabhängigkeit der empirischen Analyse erklären lässt. Basierend auf der Dissertation gilt aufgrund der leicht positiven kombinierten Kapitalmarktreaktionen infolge der M&A-Ankündigungen das Paradigma von insgesamt neutralen Effekten für die Chemieindustrie nicht. Durch die Bemessung von Treibern können Chemie-M&A-Strategien bewertet werden. Die zunehmende M&A-Tätigkeit im letzten Jahrzehnt und die globalen Herausforderungen demonstrieren die zukünftige Relevanz von externem Wachstum. Kosteneffizienz, Größe, Region und Wachstum werden dabei erfolgskritische Treiber sein. |
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Alternatives oder übersetztes Abstract: |
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Status: | Verlagsversion | ||||
URN: | urn:nbn:de:tuda-tuprints-274502 | ||||
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): | 300 Sozialwissenschaften > 330 Wirtschaft | ||||
Fachbereich(e)/-gebiet(e): | 01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften 01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften > Betriebswirtschaftliche Fachgebiete 01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften > Betriebswirtschaftliche Fachgebiete > Fachgebiet Unternehmensfinanzierung |
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Hinterlegungsdatum: | 03 Jun 2024 11:22 | ||||
Letzte Änderung: | 05 Jun 2024 12:26 | ||||
PPN: | |||||
Referenten: | Schiereck, Prof. Dr. Dirk ; Elbert, Prof. Dr. Ralf | ||||
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: | 22 Mai 2024 | ||||
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