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Phylogenie, Funktion und Struktur radikalischer Menachinon-Methyltransferasen

Wilkens, Dennis (2024)
Phylogenie, Funktion und Struktur radikalischer Menachinon-Methyltransferasen.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00026963
Dissertation, Erstveröffentlichung, Verlagsversion

Kurzbeschreibung (Abstract)

Menachinon (MK) ist das am häufigsten vorkommende mikrobielle Chinon. Insbesondere in der anaeroben Atmung übernehmen MK und seine methylierten Derivate, Methylmenachinon (MMK) und Dimethylmenachinon (DMMK), die Rolle von membrangebundenen Redoxmediatoren. Die zusätzlichen Methylgruppen in MMK und DMMK führen zu einer Erniedrigung des Redoxpotenzials, was den Mikroorganismen ermöglicht, auf Elektronenakzeptoren mit negativem Redoxpotenzial zurückzugreifen. Die Methylierung von MK zu MMK bzw. DMMK wird durch die Menachinon-Methyltransferasen MenK/MqnK und MenK2 katalysiert, die sich in die Klasse C der radikalischen SAM Methyltransferasen (RSMT) einordnen. Bislang wurden methylierte MK-Derivate durch biochemische Analysen lediglich in vereinzelten Mikroorganismen nachgewiesen. Daher blieb die phylogenetische Verbreitung dieser methylierten MK-Derivate unklar. Mithilfe von Cluster- und phylogenetischen Analysen wurden in dieser Arbeit insgesamt 828 MenK/MqnK/MenK2 Proteinsequenzen identifiziert. Die überwiegende Anzahl dieser Sequenzen stammt von Mikroorganismen, bei denen bisher noch keine biochemische Untersuchung zur Fähigkeit der Produktion methylierter Menachinone durchgeführt wurde. Zusätzlich dazu wurden durch diese Analysen charakteristische Signaturmotive aufgedeckt. Diese Motive ermöglichen eine präzise Unterscheidung der Enzyme innerhalb der MqnK/MenK/MenK2-Familie von anderen radikalen SAM-Enzymen. Ein spezifisches Motiv davon ermöglicht zudem eine klare Differenzierung zwischen der MenK- und der MenK2-Subfamilie. Um diese Erkenntnisse zu verifizieren, wurden repräsentative, mutmaßliche menK- und menK2-Gene aus Collinsella tanakaei (CtMenK und CtMenK2) und Ferrimonas marina separat in Escherichia coli (Wildtyp oder ubiE- oder ubiCA-Deletionsmutante) exprimiert. Dabei wurde festgestellt, dass die entsprechenden Zellen methylierte Derivate von endogenem MK und Demethylmenachinon (DMK) produzieren. Die mittels biochemischer Aufreinigung gewonnenen CtMenK- und CtMenK2-Proteine wurden durch Größenausschluss-Chromatographie und Nativ-Gelelektrophorese analysiert und zeigten eine Neigung zur Oligomerisierung. Durch Denaturierungs- und Stabilitätsexperimente konnte jedoch nachgewiesen werden, dass es sich höchstwahrscheinlich um monomere Proteine handelt. Die Enzymaktivität des gereinigten CtMenK wurde durch die Anwendung eines Enzymassays bestätigt. Aufgrund einer geringen Grundaktivität wurde überprüft, ob die entstehenden Reaktionsprodukte eine inhibitorische Wirkung auf die enzymatische Reaktion haben. In entsprechenden Inhibitionstests wurde gezeigt, dass CtMenK lediglich in geringem Maße durch die entstehenden Reaktionsprodukte S-Adenosylhomocystein und Methylthioadenosin gehemmt wird, während 5´-Desoxyadenosin keine signifikante Hemmung aufwies. Die Strukturvorhersagen der MenK/MqnK/MenK2-Familie mittels AlphaFold offenbarten neue Erkenntnisse über den strukturellen Aufbau, insbesondere die Identifizierung des aktiven Zentrums und des Substratkanals. Diese Erkenntnisse haben zur Identifikation neuer Aminosäuren geführt, die möglicherweise eine entscheidende Rolle in der enzymatischen Reaktion spielen könnten. Es wird vermutet, dass ein Argininrest im aktiven Zentrum als Base fungiert und für die Deprotonierung des C-8-Atoms des MKs nach dem radikalen Angriff des Methylenradikals verantwortlich ist. Das protonierte Wasserstoffion würde in einem nachfolgenden Schritt wieder auf das resonanzstabilisierte Anion des MKs übertragen, um 8-MMK zu bilden. In dieser Arbeit wurde erstmals gezeigt, dass es möglich ist, den Methylierungsstatus des Chinon/Chinol-Pools mikrobieller Spezies oder Gemeinschaften anhand ihrer (Meta-)Genome vorherzusagen. Dieser Beitrag wird sich als bedeutsam für das künftige Design mikrobieller Chinon/Chinol-Pools im Rahmen synthetisch-biologischer Ansätze erweisen.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2024
Autor(en): Wilkens, Dennis
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Phylogenie, Funktion und Struktur radikalischer Menachinon-Methyltransferasen
Sprache: Deutsch
Referenten: Simon, Prof. Dr. Jörg ; Kletzin, PD Dr. Arnulf
Publikationsjahr: 23 April 2024
Ort: Darmstadt
Kollation: IV, 166 Seiten
Datum der mündlichen Prüfung: 22 März 2024
DOI: 10.26083/tuprints-00026963
URL / URN: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/26963
Kurzbeschreibung (Abstract):

Menachinon (MK) ist das am häufigsten vorkommende mikrobielle Chinon. Insbesondere in der anaeroben Atmung übernehmen MK und seine methylierten Derivate, Methylmenachinon (MMK) und Dimethylmenachinon (DMMK), die Rolle von membrangebundenen Redoxmediatoren. Die zusätzlichen Methylgruppen in MMK und DMMK führen zu einer Erniedrigung des Redoxpotenzials, was den Mikroorganismen ermöglicht, auf Elektronenakzeptoren mit negativem Redoxpotenzial zurückzugreifen. Die Methylierung von MK zu MMK bzw. DMMK wird durch die Menachinon-Methyltransferasen MenK/MqnK und MenK2 katalysiert, die sich in die Klasse C der radikalischen SAM Methyltransferasen (RSMT) einordnen. Bislang wurden methylierte MK-Derivate durch biochemische Analysen lediglich in vereinzelten Mikroorganismen nachgewiesen. Daher blieb die phylogenetische Verbreitung dieser methylierten MK-Derivate unklar. Mithilfe von Cluster- und phylogenetischen Analysen wurden in dieser Arbeit insgesamt 828 MenK/MqnK/MenK2 Proteinsequenzen identifiziert. Die überwiegende Anzahl dieser Sequenzen stammt von Mikroorganismen, bei denen bisher noch keine biochemische Untersuchung zur Fähigkeit der Produktion methylierter Menachinone durchgeführt wurde. Zusätzlich dazu wurden durch diese Analysen charakteristische Signaturmotive aufgedeckt. Diese Motive ermöglichen eine präzise Unterscheidung der Enzyme innerhalb der MqnK/MenK/MenK2-Familie von anderen radikalen SAM-Enzymen. Ein spezifisches Motiv davon ermöglicht zudem eine klare Differenzierung zwischen der MenK- und der MenK2-Subfamilie. Um diese Erkenntnisse zu verifizieren, wurden repräsentative, mutmaßliche menK- und menK2-Gene aus Collinsella tanakaei (CtMenK und CtMenK2) und Ferrimonas marina separat in Escherichia coli (Wildtyp oder ubiE- oder ubiCA-Deletionsmutante) exprimiert. Dabei wurde festgestellt, dass die entsprechenden Zellen methylierte Derivate von endogenem MK und Demethylmenachinon (DMK) produzieren. Die mittels biochemischer Aufreinigung gewonnenen CtMenK- und CtMenK2-Proteine wurden durch Größenausschluss-Chromatographie und Nativ-Gelelektrophorese analysiert und zeigten eine Neigung zur Oligomerisierung. Durch Denaturierungs- und Stabilitätsexperimente konnte jedoch nachgewiesen werden, dass es sich höchstwahrscheinlich um monomere Proteine handelt. Die Enzymaktivität des gereinigten CtMenK wurde durch die Anwendung eines Enzymassays bestätigt. Aufgrund einer geringen Grundaktivität wurde überprüft, ob die entstehenden Reaktionsprodukte eine inhibitorische Wirkung auf die enzymatische Reaktion haben. In entsprechenden Inhibitionstests wurde gezeigt, dass CtMenK lediglich in geringem Maße durch die entstehenden Reaktionsprodukte S-Adenosylhomocystein und Methylthioadenosin gehemmt wird, während 5´-Desoxyadenosin keine signifikante Hemmung aufwies. Die Strukturvorhersagen der MenK/MqnK/MenK2-Familie mittels AlphaFold offenbarten neue Erkenntnisse über den strukturellen Aufbau, insbesondere die Identifizierung des aktiven Zentrums und des Substratkanals. Diese Erkenntnisse haben zur Identifikation neuer Aminosäuren geführt, die möglicherweise eine entscheidende Rolle in der enzymatischen Reaktion spielen könnten. Es wird vermutet, dass ein Argininrest im aktiven Zentrum als Base fungiert und für die Deprotonierung des C-8-Atoms des MKs nach dem radikalen Angriff des Methylenradikals verantwortlich ist. Das protonierte Wasserstoffion würde in einem nachfolgenden Schritt wieder auf das resonanzstabilisierte Anion des MKs übertragen, um 8-MMK zu bilden. In dieser Arbeit wurde erstmals gezeigt, dass es möglich ist, den Methylierungsstatus des Chinon/Chinol-Pools mikrobieller Spezies oder Gemeinschaften anhand ihrer (Meta-)Genome vorherzusagen. Dieser Beitrag wird sich als bedeutsam für das künftige Design mikrobieller Chinon/Chinol-Pools im Rahmen synthetisch-biologischer Ansätze erweisen.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

Menaquinone (MK) is the most abundant microbial quinone. Particularly in anaerobic respiration, MK and its methylated derivatives, methylmenaquinone (MMK) and dimethylmenaquinone (DMMK), act as membrane-bound redox mediators. The additional methyl groups in MMK and DMMK reduce the redox potential, allowing microorganisms to utilise electron acceptors with a negative redox potential. The methylation of MK to MMK or DMMK is catalysed by menaquinone methyltransferases, MenK/MqnK and MenK2, which belong to class C of radical SAM methyltransferases (RSMTs). While the biochemical analysis of methylated MK derivatives has been limited to certain microorganisms, the phylogenetic distribution of these methylated MK derivatives has remained unclear. In this study, a total of 828 MenK/MqnK/MenK2 protein sequences were identified by cluster and phylogenetic analyses. The majority of these sequences are from organisms that have not been biochemically screened for the ability to produce methylated menaquinones. In addition, these analyses have revealed characteristic signature motifs that allow precise differentiation of enzymes within the MqnK/MenK/MenK2 family from other radical SAM enzymes. A specific motif allows a clear distinction between the MenK and MenK2 subfamilies. To validate these findings, representative putative menK and menK2 genes from Collinsella tanakaei (CtMenK and CtMenK2) and Ferrimonas marina were separately expressed in Escherichia coli. It was observed that the corresponding cells produced methylated derivatives of endogenous MK and demethylmenaquinone. The purified CtMenK and CtMenK2 proteins obtained by biochemical purification were analysed by size exclusion chromatography and native gel electrophoresis and showed a tendency towards oligomerisation. However, denaturation and stability experiments indicated that the proteins were likely to be monomeric. The enzyme activity of purified CtMenK was confirmed by an enzyme assay. Due to the low baseline activity, the reaction products were tested for inhibitory activity. In inhibition assays, CtMenK was minimally inhibited by the resulting reaction products S-adenosylhomocysteine and methylthioadenosine, while 5'-deoxyadenosine showed no significant inhibition. AlphaFold-based structure predictions of the MenK/MqnK/MenK2 family provided new insights into the structural components, in particular the identification of the active centre and the substrate channel. These results led to the identification of new amino acids that may play a critical role in the enzymatic reaction. It is hypothesised that an arginine residue in the active centre acts as a base, responsible for the deprotonation of the C-8 atom of MK after the radical attack of the methylene radical. The protonated hydrogen ion would then transfer back to the resonance-stabilised anion of MK in a subsequent step to form 8-MMK. This study demonstrates for the first time the possibility of predicting the methylation status of the quinone/quinol pool of microbial species or communities based on their (meta)genomes. This contribution will be important for future design considerations of microbial quinone/quinol pools in synthetic biology approaches.

Englisch
Status: Verlagsversion
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-269635
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 570 Biowissenschaften, Biologie
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 10 Fachbereich Biologie
10 Fachbereich Biologie > Microbial Energy Conversion and Biotechnology
Hinterlegungsdatum: 23 Apr 2024 12:09
Letzte Änderung: 24 Apr 2024 10:00
PPN:
Referenten: Simon, Prof. Dr. Jörg ; Kletzin, PD Dr. Arnulf
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 22 März 2024
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