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Modulare Systemarchitektur für einen robusten vollautomatisierten Bahnbetrieb

Üyümez, Bilal (2024)
Modulare Systemarchitektur für einen robusten vollautomatisierten Bahnbetrieb.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00026671
Dissertation, Erstveröffentlichung, Verlagsversion

Kurzbeschreibung (Abstract)

Die Verkehrsnachfrage auf der Schiene ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Um mehr Betrieb aufgrund der steigenden Verkehrsnachfrage ohne Neu- und Ausbau von Verkehrsinfrastruktur realisieren zu können, bietet die zunehmende Digitalisierung des Verkehrs die Chance, die Kapazität durch eine automatisierte Betriebsführung auf der heute bereits hoch ausgelasteten Verkehrsinfrastruktur markant zu steigern. Durch die zunehmende Automatisierung der Betriebsführung (bis hin zum vollautomatisierten Betrieb) wird auch angestrebt, die Folgen des demografischen Wandels und der sich verändernden Arbeitswelt in der Bahnbranche auszugleichen. Ein vollautomatisierter Bahnbetrieb ist nur dann wirklich effektiv, wenn die Nutzer den darin agierenden technischen Systemen vertrauen können. Dieses Vertrauen kann jedoch abnehmen, wenn die technischen Systeme im vollautomatisierten Betrieb häufig Störungen – mit z.T. sicherheitskritischen Auswirkungen – aufweisen und für den Umgang damit keine angemessenen Lösungen vorhanden sind. Für Störungssituationen mit z.T. sicherheitskritischen Auswirkungen gibt es heute bereits betrieblich-technische Rückfallebenen, mit denen der Betrieb unter der Verantwortung des involvierten Betriebspersonals (Triebfahrzeugführer und Fahrdienstleiter) fortgeführt werden kann. Aufgrund der Tatsache, dass die gegenwärtigen betrieblich-technischen Rückfallebenen historisch gewachsen und in natürlich-sprachlichen Regelwerken festgehalten sind sowie eine intensive zwischenmenschliche Interaktion zwischen einem Fahrdienstleiter und einem Triebfahrzeugführer erfordern, sind sie für den vollautomatisierten Bahnbetrieb nicht geeignet. Für den vollautomatisierten Bahnbetrieb sind daher betrieblich-technische Rückfallebenen erforderlich, die notwendigerweise weitgehend automatisiert und auch unabhängig von den natürlich-sprachlichen Regelwerken sowie mit geringer menschlicher Intervention – z. B. auch bei Störung der Kommunikation – ablaufen müssen.

Im Rahmen dieser Doktorarbeit wurde ein Ansatz für eine weitgehend automatisierte Reaktion auf Störungssituationen im vollautomatisierten Bahnbetrieb entwickelt. Aufgrund der fehlenden Betriebserfahrung mit dem vollautomatisierten Bahnbetrieb bei Vollbahnen wurden relevante Störungssituationen (z.B. Ausfall der Kommunikation oder Störung der Sensoren zur Hinderniserkennung) anhand der systemtheoretischen Prozessanalyse (engl. System Theoretic Process Analysis, STPA) systematisch hergeleitet. Die automatisierte Reaktion auf die relevanten Störungssituationen stützt sich methodisch auf die dynamische Adaption der Systemarchitektur zur Laufzeit. Bei einer dynamischen Adaption zur Laufzeit können sich die technischen Systeme in der Systemarchitektur in Abhängigkeit der vorliegenden Störung und des damit verletzten Schutzziels derart anpassen, sodass eine Betriebsführung weiterhin gewährleistet wird. Die technischen Systeme können dabei entweder das eigene Verhalten oder ihre Beziehung zu den benachbarten technischen Systemen anpassen. Die automatisierte Reaktion auf Störungssituationen auf Basis der dynamischen Adaption stellt mit ihren regelbasierten und generischen Abläufen einen allgemeingültigen Ansatz dar und zahlt damit in das Ziel der betrieblichen Interoperabilität ein. Durch die automatisierte Reaktion auf Störungssituationen sind zudem signifikante Zeiteinsparungen erzielbar, die zur Erreichung der Kapazitäts- und Pünktlichkeitsziele beitragen können.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2024
Autor(en): Üyümez, Bilal
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Modulare Systemarchitektur für einen robusten vollautomatisierten Bahnbetrieb
Sprache: Deutsch
Referenten: Oetting, Prof. Dr. Andreas ; Pachl, Prof. Dr. Jörn
Publikationsjahr: 20 März 2024
Ort: Darmstadt
Reihe: Schriftenreihe des Instituts für Verkehr, Fachgebiet Bahnsysteme und Bahntechnik
Band einer Reihe: B 16
Kollation: xi, 222 Seiten
Datum der mündlichen Prüfung: 15 Dezember 2023
DOI: 10.26083/tuprints-00026671
URL / URN: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/26671
Kurzbeschreibung (Abstract):

Die Verkehrsnachfrage auf der Schiene ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Um mehr Betrieb aufgrund der steigenden Verkehrsnachfrage ohne Neu- und Ausbau von Verkehrsinfrastruktur realisieren zu können, bietet die zunehmende Digitalisierung des Verkehrs die Chance, die Kapazität durch eine automatisierte Betriebsführung auf der heute bereits hoch ausgelasteten Verkehrsinfrastruktur markant zu steigern. Durch die zunehmende Automatisierung der Betriebsführung (bis hin zum vollautomatisierten Betrieb) wird auch angestrebt, die Folgen des demografischen Wandels und der sich verändernden Arbeitswelt in der Bahnbranche auszugleichen. Ein vollautomatisierter Bahnbetrieb ist nur dann wirklich effektiv, wenn die Nutzer den darin agierenden technischen Systemen vertrauen können. Dieses Vertrauen kann jedoch abnehmen, wenn die technischen Systeme im vollautomatisierten Betrieb häufig Störungen – mit z.T. sicherheitskritischen Auswirkungen – aufweisen und für den Umgang damit keine angemessenen Lösungen vorhanden sind. Für Störungssituationen mit z.T. sicherheitskritischen Auswirkungen gibt es heute bereits betrieblich-technische Rückfallebenen, mit denen der Betrieb unter der Verantwortung des involvierten Betriebspersonals (Triebfahrzeugführer und Fahrdienstleiter) fortgeführt werden kann. Aufgrund der Tatsache, dass die gegenwärtigen betrieblich-technischen Rückfallebenen historisch gewachsen und in natürlich-sprachlichen Regelwerken festgehalten sind sowie eine intensive zwischenmenschliche Interaktion zwischen einem Fahrdienstleiter und einem Triebfahrzeugführer erfordern, sind sie für den vollautomatisierten Bahnbetrieb nicht geeignet. Für den vollautomatisierten Bahnbetrieb sind daher betrieblich-technische Rückfallebenen erforderlich, die notwendigerweise weitgehend automatisiert und auch unabhängig von den natürlich-sprachlichen Regelwerken sowie mit geringer menschlicher Intervention – z. B. auch bei Störung der Kommunikation – ablaufen müssen.

Im Rahmen dieser Doktorarbeit wurde ein Ansatz für eine weitgehend automatisierte Reaktion auf Störungssituationen im vollautomatisierten Bahnbetrieb entwickelt. Aufgrund der fehlenden Betriebserfahrung mit dem vollautomatisierten Bahnbetrieb bei Vollbahnen wurden relevante Störungssituationen (z.B. Ausfall der Kommunikation oder Störung der Sensoren zur Hinderniserkennung) anhand der systemtheoretischen Prozessanalyse (engl. System Theoretic Process Analysis, STPA) systematisch hergeleitet. Die automatisierte Reaktion auf die relevanten Störungssituationen stützt sich methodisch auf die dynamische Adaption der Systemarchitektur zur Laufzeit. Bei einer dynamischen Adaption zur Laufzeit können sich die technischen Systeme in der Systemarchitektur in Abhängigkeit der vorliegenden Störung und des damit verletzten Schutzziels derart anpassen, sodass eine Betriebsführung weiterhin gewährleistet wird. Die technischen Systeme können dabei entweder das eigene Verhalten oder ihre Beziehung zu den benachbarten technischen Systemen anpassen. Die automatisierte Reaktion auf Störungssituationen auf Basis der dynamischen Adaption stellt mit ihren regelbasierten und generischen Abläufen einen allgemeingültigen Ansatz dar und zahlt damit in das Ziel der betrieblichen Interoperabilität ein. Durch die automatisierte Reaktion auf Störungssituationen sind zudem signifikante Zeiteinsparungen erzielbar, die zur Erreichung der Kapazitäts- und Pünktlichkeitsziele beitragen können.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

Demand for rail transport has grown steadily over the past decades. To further increase the quality of mainline operations and the capacity of the already highly utilized transport infrastructure in the face of growing demand, efforts are being made to automate the operation of train services. The increasing automation of rail operations (up to and including fully automated operations) is also intended to mitigate the consequences of demographic change and the changing work environment in the rail industry. Fully automated rail operations are effective if users have confidence on automated technical systems. However, this confidence can diminish if the technical systems frequently fail during operation – sometimes with safety-critical effects – and no appropriate solutions are available for dealing with them. For disruptive situations with potentially safety-critical effects, there are already operational and technical fallback solutions that enable operations to continue under the responsibility of the staff involved (train drivers and train controllers). Due to the fact that the current operational-technical fallback solutions have evolved historically and are defined in natural language regulations, they are not suitable for fully automated rail operations. They also require intensive interpersonal interaction between a train controller and a train driver, who will no longer take on an active role in fully automated rail operations. Fully automated rail operations also require operational and technical fallback solutions, which must necessarily be extensively automated and also operate independently of the natural language rules and with reduced human intervention.

Within the scope of this doctoral thesis, an approach for an extensively automated response to disruptive situations in fully automated rail operations was developed. Due to the lack of experience with fully automated mainline rail operations, relevant disruptive situations (e.g. communication failure or disruption of obstacle detection sensors) were systematically derived using system theoretical process analysis (STPA). The automated response to disruptive situations is methodically based on the dynamic adaptation of the system architecture at runtime. In the case of dynamic adaptation at runtime, the technical systems in the system architecture can adapt themselves depending on the existing disruption and the violated protection objective in such a way that the operation is still ensured. The technical systems can either adapt their own behavior or their relationship to the adjacent technical systems. With its rule-based and generic processes, the automated response to disruptive situations based on dynamic adaptation represents a generally valid approach and thus contributes to the goal of operational interoperability. Furthermore, significant time savings can be achieved, which may contribute to the achievement of capacity and punctuality objectives.

Englisch
Status: Verlagsversion
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-266719
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 000 Allgemeines, Informatik, Informationswissenschaft > 004 Informatik
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 600 Technik
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 620 Ingenieurwissenschaften und Maschinenbau
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 621.3 Elektrotechnik, Elektronik
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 624 Ingenieurbau und Umwelttechnik
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften > Verbund Institute für Verkehr
13 Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften > Verbund Institute für Verkehr > Institut für Bahnsysteme und Bahntechnik
Hinterlegungsdatum: 20 Mär 2024 14:28
Letzte Änderung: 22 Mär 2024 07:28
PPN:
Referenten: Oetting, Prof. Dr. Andreas ; Pachl, Prof. Dr. Jörn
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 15 Dezember 2023
Export:
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