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Eine bruchmechanische Definition des technischen Anrisses

von Blücher, Fabian Bernd Gebhard (2022)
Eine bruchmechanische Definition des technischen Anrisses.
Technische Universität Darmstadt
doi: 10.26083/tuprints-00019890
Dissertation, Erstveröffentlichung, Verlagsversion

Kurzbeschreibung (Abstract)

Zur Abschätzung der Lebensdauer der Komponenten von Maschinen und Anlagen exisiteren zwei Auslegungsphilosphien, das Safe-Life-Prinzip und das Damage-Tolerant-Design. Das Safe-Life-Prinzip geht von einem defektfreien Bauteil aus, das bis zum technischen Anriss betrieben werden kann. Das Damage-Tolerant-Design geht davon aus, dass ab Beginn der Nutzungsdauer Defekte in einem Bauteil vorhanden sind, deren Wachstum zum Versagen führt. Bislang ist es nicht möglich, einen Zusammenhang zwischen beiden Philosophien herzustellen. Dies ist in der Vielzahl der unterschiedlichen Anrisskriterien in Safe-Life-Ansätzen begründet, die untereinander oftmals nicht vergleichbar sind. Zur Lösung dieses Problems wird in dieser Arbeit vorgeschlagen, den Spannungsintensitätsfaktor zur Definition eines technischen Anrisses zu verwenden. Der technische Anriss wird als das Erreichen eines bestimmten Spannungsintensitätsfaktors definiert.

Zur Ermittlung von Wöhlerlinien mit dem neuen Anrisskriterium wurden Rissinitiierungsversuche an glatten Rundproben aus der Nickelbasislegierung René 80 durchgeführt. Zur Messung der Risstiefe im Verlauf der Versuche wurde eine Wechselstrompotentialsonde verwendet. Zur Korrektur des Einflusses der Dehnung auf die Potenzialsonde wurde eine Methode entwickelt, der die Annahme zugrunde liegt, dass der jeweilige Einfluss von Dehnung und Risstiefe auf das Potentialsignal superponiert werden kann. Die Gültigkeit dieser Annahme wurde mit einer FE-Simulation überprüft, mit der die elektrische Impedanz der Probengeometrie in Abhängigkeit von Dehnung und Risstiefe berechnet wurde.

Anschließend wurden Parameter-Wöhlerlinien mit dem Parameter nach Smith, Watson und Topper sowohl mit konventionellen Anrisskriterien als auch mit dem neuen Anrisskriterium erstellt und ein Basquin-Ansatz zur Modellierung der Anrisslebensdauer an die Daten angepasst. Es konnte gezeigt werden, dass die Verwendung des bruchmechanischen Anrisskriteriums zu einer deutlichen Verbesserung der Qualität der Fits führt.

Das neue Anrisskriterium ermöglicht es, das Risswachstum im Anschluss an das Erreichen des Anrisses mit bruchmechanischen Modellen zu berechnen. Dazu wird das Oxidation-Creep-Fatigue-Modell verwendet. Dies wurde für die Rissinitiierungsversuche durchgeführt und anhand weiterer Untersuchungen an Flachproben mit einer Bohrung validiert. So konnte gezeigt werden, dass eine Verknüpfung des Safe-Life-Ansatzes und des Damage-Tolerant-Design durch die Wahl eines geeigneten Anrisskriteriums möglich sind.

Typ des Eintrags: Dissertation
Erschienen: 2022
Autor(en): von Blücher, Fabian Bernd Gebhard
Art des Eintrags: Erstveröffentlichung
Titel: Eine bruchmechanische Definition des technischen Anrisses
Sprache: Deutsch
Referenten: Oechsner, Prof. Dr. Matthias ; Melz, Prof. Dr. Tobias
Publikationsjahr: 2022
Ort: Darmstadt
Kollation: xxv, 166 Seiten
Datum der mündlichen Prüfung: 10 November 2021
DOI: 10.26083/tuprints-00019890
URL / URN: https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/19890
Kurzbeschreibung (Abstract):

Zur Abschätzung der Lebensdauer der Komponenten von Maschinen und Anlagen exisiteren zwei Auslegungsphilosphien, das Safe-Life-Prinzip und das Damage-Tolerant-Design. Das Safe-Life-Prinzip geht von einem defektfreien Bauteil aus, das bis zum technischen Anriss betrieben werden kann. Das Damage-Tolerant-Design geht davon aus, dass ab Beginn der Nutzungsdauer Defekte in einem Bauteil vorhanden sind, deren Wachstum zum Versagen führt. Bislang ist es nicht möglich, einen Zusammenhang zwischen beiden Philosophien herzustellen. Dies ist in der Vielzahl der unterschiedlichen Anrisskriterien in Safe-Life-Ansätzen begründet, die untereinander oftmals nicht vergleichbar sind. Zur Lösung dieses Problems wird in dieser Arbeit vorgeschlagen, den Spannungsintensitätsfaktor zur Definition eines technischen Anrisses zu verwenden. Der technische Anriss wird als das Erreichen eines bestimmten Spannungsintensitätsfaktors definiert.

Zur Ermittlung von Wöhlerlinien mit dem neuen Anrisskriterium wurden Rissinitiierungsversuche an glatten Rundproben aus der Nickelbasislegierung René 80 durchgeführt. Zur Messung der Risstiefe im Verlauf der Versuche wurde eine Wechselstrompotentialsonde verwendet. Zur Korrektur des Einflusses der Dehnung auf die Potenzialsonde wurde eine Methode entwickelt, der die Annahme zugrunde liegt, dass der jeweilige Einfluss von Dehnung und Risstiefe auf das Potentialsignal superponiert werden kann. Die Gültigkeit dieser Annahme wurde mit einer FE-Simulation überprüft, mit der die elektrische Impedanz der Probengeometrie in Abhängigkeit von Dehnung und Risstiefe berechnet wurde.

Anschließend wurden Parameter-Wöhlerlinien mit dem Parameter nach Smith, Watson und Topper sowohl mit konventionellen Anrisskriterien als auch mit dem neuen Anrisskriterium erstellt und ein Basquin-Ansatz zur Modellierung der Anrisslebensdauer an die Daten angepasst. Es konnte gezeigt werden, dass die Verwendung des bruchmechanischen Anrisskriteriums zu einer deutlichen Verbesserung der Qualität der Fits führt.

Das neue Anrisskriterium ermöglicht es, das Risswachstum im Anschluss an das Erreichen des Anrisses mit bruchmechanischen Modellen zu berechnen. Dazu wird das Oxidation-Creep-Fatigue-Modell verwendet. Dies wurde für die Rissinitiierungsversuche durchgeführt und anhand weiterer Untersuchungen an Flachproben mit einer Bohrung validiert. So konnte gezeigt werden, dass eine Verknüpfung des Safe-Life-Ansatzes und des Damage-Tolerant-Design durch die Wahl eines geeigneten Anrisskriteriums möglich sind.

Alternatives oder übersetztes Abstract:
Alternatives AbstractSprache

There are two philosophies for the estimation of life of components of machines and facilities, Safe-Life-Approach and Damage-Tolerant-Design. In Safe-Life-Approaches the estimation starts with a defect-free component that can be utilized until the initiation of a technical crack. In Damage-Tolerant-Design, intial flaws already exist and grow during life until reaching a critical size. Until now, it is not possible to create a connection between those two philosophies. The main reason for this is the high number of different definitons of a technical crack in Safe-Life-Approaches that often cannot be compared among each other. To solve this problem, it is suggested in this thesis to utilize reaching a certain stress intensity factor as definition of a technical crack.

Crack initiation experiments on unnotched cylindrical specimens made of the nickel-base-alloy René 80 have been conducted to gain fatigue-life-curves. For measuring crack depth an Alternating Current Potential Drop system has been utilized. To regard the strain's influence on the signal of the Potential Drop system, a method has been developed that is based on the assumption of superposition of the influences of strain and crack depth on the Potential Drop. The validity of this assumption could been shown with an FE-Analysis of the specimen's electrical impedance.

Fatigue-Life curves with the parameter of Smith, Watson and Topper have been created with conventional failure criteria as well as with the new failure criterion. A Basquin-Approach was utilized to model fatigue life out of the data. It could be shown, that the fracture-mechanic-based failure criterion leads to a much better quality of the model fit.

The new failure criterion allows to use crack growth models after calculating the life to reach the technical crack. Therefore the Oxidation-Creep-Fatigue-Model ist utilized. Crack growth is calculated for the cylindrical specimens as well as for validation experiments on flat specimens with a cross bore. In this way it could be shown that a connection of a Safe-Life-Approach with Damage-Tolerant-Design is possible.

Englisch
Status: Verlagsversion
URN: urn:nbn:de:tuda-tuprints-198901
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 620 Ingenieurwissenschaften und Maschinenbau
Fachbereich(e)/-gebiet(e): 16 Fachbereich Maschinenbau
16 Fachbereich Maschinenbau > Fachgebiet und Institut für Werkstoffkunde - Zentrum für Konstruktionswerkstoffe - Staatliche Materialprüfungsanstalt Darmstadt (IfW-MPA)
Hinterlegungsdatum: 10 Jan 2022 13:08
Letzte Änderung: 11 Jan 2022 06:45
PPN:
Referenten: Oechsner, Prof. Dr. Matthias ; Melz, Prof. Dr. Tobias
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: 10 November 2021
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