Schmidt, Florian (2019)
Die Wahrnehmung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers – Eine empirische Analyse für den deutschen Prüfungsmarkt.
Technische Universität Darmstadt
Dissertation, Erstveröffentlichung
Kurzbeschreibung (Abstract)
Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers sowie der Qualität der Jahresabschlussprüfung und geht mittels empirischer Untersuchungen der Fragestellung nach, welche Auswirkungen zahlreiche Maßnahmen bzw. Faktoren auf die wahrgenommene Prüfungsqualität und die wahrgenommene Unabhängigkeit des Abschlussprüfers haben. Die Relevanz bzw. Motivation der im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten empirischen Studien ergibt sich aus der im Nachgang zu weltweiten Finanzkrisen verabschiedeten Reform des Marktes für Abschlussprüfung auf europäischer Ebene. Vor diesem Hintergrund verfolgt die nachstehende Arbeit vier Ziele, indem sie sich erstens mit den Wahrnehmungen des Fremd- und Eigenimages der Wirtschaftsprüfer beschäftigt und in diesem Zuge überprüft, ob es Diskrepanzen in den Erwartungshaltungen bezüglich der Jahresabschlussprüfung gibt, zweitens eine Untersuchung über (potenzielle) Regulierungsmaßnahmen und ihren stärkenden Effekte auf die wahrgenommene Unabhängigkeit des Abschlussprüfers durchführt, drittens der Frage nachgeht, welche Auswirkungen die externe Pflichtrotation, die mehrjährige Bestellung des Abschlussprüfers und Joint Audits auf die wahrgenommene Prüfungsqualität sowie Unabhängigkeit haben, und viertens den Effekt der Höhe der publizierten Beratungshonorare des Abschlussprüfers auf die Kapitalkosten eines Unternehmens untersucht. Die Befunde der Studie zum Fremd- und Eigenimage der Wirtschaftsprüfer deuten darauf hin, dass die Öffentlichkeit zumeist keine überzogene Erwartungshaltung an die Aufgaben der Wirtschaftsprüfer hat. Insgesamt wird die Qualität der erbrachten Leistung des Wirtschaftsprüfers als gut bewertet. Allerdings bestehen bei den externen Adressaten Zweifel hinsichtlich der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der Wirtschaftsprüfer, wobei die Wirtschaftsprüfer ebenfalls mit dem erreichten Grad der Unabhängigkeit ihrer Kollegen unzufrieden sind. Bezüglich der Frage nach (potenziellen) Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeitswahrnehmungen zeigen die Ergebnisse der empirischen Studie, dass die Auftragserteilung an den Abschlussprüfer durch den Aufsichtsrat, die Auskunftspflicht des Abschlussprüfers über die Ergebnisse der Jahresabschlussprüfung in der Hauptversammlung und das Verbot der parallelen Prüfung und Beratung durch denselben Abschlussprüfer als die bedeutendsten Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers wahrgenommen werden. Die dritte Studie, welche den Einfluss der externen Pflichtrotation, der mehrjährigen Bestellung und von Joint Audits auf die Wahrnehmungen der Unabhängigkeit und Prüfungsqualität untersucht, zeigt einen negativen Haupteffekt für Joint Audits auf die wahrgenommene Abschlussprüferunabhängigkeit. Ferner führt ein längerer Rotationszyklus zu einer verringerten Wahrnehmung der Prüfungsqualität. Eine Analyse von Interaktionseffekten ergibt darüber hinaus negative Interaktionen zwischen der externen Pflichtrotation und Joint Audits auf die Unabhängigkeitswahrnehmungen sowie zwischen der externen Pflichtrotation nach 24 Jahren und einer mehrjährigen Bestellung auf die Wahrnehmung der Prüfungsqualität. Schließlich lässt sich im Rahmen der durchgeführten Kapitalmarktstudie erkennen, dass Fremd- und Eigenkapitalkosten mit zunehmenden Honoraren für Nichtprüfungsleistungen steigen, was impliziert, dass die Kapitalgeber einen negativen Effekt der Verbindung von Prüfung und Beratung auf die Prüfungsqualität unterstellen. Dieser Zusammenhang wird durch die Honorare für andere Bestätigungsleistungen und die Honorare für sonstige Nichtprüfungsleistungen getrieben, wohingegen Steuerberatungshonorare keine Auswirkungen haben. Zusammenfassend zeigen die Erkenntnisse der empirischen Studien, dass offenbar nicht alle Maßnahmen der neuen EU-Reform ihre beabsichtigte Wirkung – die Stärkung der Wahrnehmung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers – entfalten, und zum anderen, dass alternative Maßnahmen zur Sicherung der Unabhängigkeit entwickelt und implementiert werden müssen.
Typ des Eintrags: | Dissertation | ||||
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Erschienen: | 2019 | ||||
Autor(en): | Schmidt, Florian | ||||
Art des Eintrags: | Erstveröffentlichung | ||||
Titel: | Die Wahrnehmung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers – Eine empirische Analyse für den deutschen Prüfungsmarkt | ||||
Sprache: | Deutsch | ||||
Referenten: | Reiner, Prof. Dr. Quick ; Peter, Prof. Dr. Buxmann | ||||
Publikationsjahr: | 2019 | ||||
Ort: | Darmstadt | ||||
Datum der mündlichen Prüfung: | 7 November 2018 | ||||
URL / URN: | https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/9141 | ||||
Kurzbeschreibung (Abstract): | Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers sowie der Qualität der Jahresabschlussprüfung und geht mittels empirischer Untersuchungen der Fragestellung nach, welche Auswirkungen zahlreiche Maßnahmen bzw. Faktoren auf die wahrgenommene Prüfungsqualität und die wahrgenommene Unabhängigkeit des Abschlussprüfers haben. Die Relevanz bzw. Motivation der im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten empirischen Studien ergibt sich aus der im Nachgang zu weltweiten Finanzkrisen verabschiedeten Reform des Marktes für Abschlussprüfung auf europäischer Ebene. Vor diesem Hintergrund verfolgt die nachstehende Arbeit vier Ziele, indem sie sich erstens mit den Wahrnehmungen des Fremd- und Eigenimages der Wirtschaftsprüfer beschäftigt und in diesem Zuge überprüft, ob es Diskrepanzen in den Erwartungshaltungen bezüglich der Jahresabschlussprüfung gibt, zweitens eine Untersuchung über (potenzielle) Regulierungsmaßnahmen und ihren stärkenden Effekte auf die wahrgenommene Unabhängigkeit des Abschlussprüfers durchführt, drittens der Frage nachgeht, welche Auswirkungen die externe Pflichtrotation, die mehrjährige Bestellung des Abschlussprüfers und Joint Audits auf die wahrgenommene Prüfungsqualität sowie Unabhängigkeit haben, und viertens den Effekt der Höhe der publizierten Beratungshonorare des Abschlussprüfers auf die Kapitalkosten eines Unternehmens untersucht. Die Befunde der Studie zum Fremd- und Eigenimage der Wirtschaftsprüfer deuten darauf hin, dass die Öffentlichkeit zumeist keine überzogene Erwartungshaltung an die Aufgaben der Wirtschaftsprüfer hat. Insgesamt wird die Qualität der erbrachten Leistung des Wirtschaftsprüfers als gut bewertet. Allerdings bestehen bei den externen Adressaten Zweifel hinsichtlich der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der Wirtschaftsprüfer, wobei die Wirtschaftsprüfer ebenfalls mit dem erreichten Grad der Unabhängigkeit ihrer Kollegen unzufrieden sind. Bezüglich der Frage nach (potenziellen) Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeitswahrnehmungen zeigen die Ergebnisse der empirischen Studie, dass die Auftragserteilung an den Abschlussprüfer durch den Aufsichtsrat, die Auskunftspflicht des Abschlussprüfers über die Ergebnisse der Jahresabschlussprüfung in der Hauptversammlung und das Verbot der parallelen Prüfung und Beratung durch denselben Abschlussprüfer als die bedeutendsten Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers wahrgenommen werden. Die dritte Studie, welche den Einfluss der externen Pflichtrotation, der mehrjährigen Bestellung und von Joint Audits auf die Wahrnehmungen der Unabhängigkeit und Prüfungsqualität untersucht, zeigt einen negativen Haupteffekt für Joint Audits auf die wahrgenommene Abschlussprüferunabhängigkeit. Ferner führt ein längerer Rotationszyklus zu einer verringerten Wahrnehmung der Prüfungsqualität. Eine Analyse von Interaktionseffekten ergibt darüber hinaus negative Interaktionen zwischen der externen Pflichtrotation und Joint Audits auf die Unabhängigkeitswahrnehmungen sowie zwischen der externen Pflichtrotation nach 24 Jahren und einer mehrjährigen Bestellung auf die Wahrnehmung der Prüfungsqualität. Schließlich lässt sich im Rahmen der durchgeführten Kapitalmarktstudie erkennen, dass Fremd- und Eigenkapitalkosten mit zunehmenden Honoraren für Nichtprüfungsleistungen steigen, was impliziert, dass die Kapitalgeber einen negativen Effekt der Verbindung von Prüfung und Beratung auf die Prüfungsqualität unterstellen. Dieser Zusammenhang wird durch die Honorare für andere Bestätigungsleistungen und die Honorare für sonstige Nichtprüfungsleistungen getrieben, wohingegen Steuerberatungshonorare keine Auswirkungen haben. Zusammenfassend zeigen die Erkenntnisse der empirischen Studien, dass offenbar nicht alle Maßnahmen der neuen EU-Reform ihre beabsichtigte Wirkung – die Stärkung der Wahrnehmung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers – entfalten, und zum anderen, dass alternative Maßnahmen zur Sicherung der Unabhängigkeit entwickelt und implementiert werden müssen. |
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Alternatives oder übersetztes Abstract: |
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URN: | urn:nbn:de:tuda-tuprints-91415 | ||||
Sachgruppe der Dewey Dezimalklassifikatin (DDC): | 300 Sozialwissenschaften > 330 Wirtschaft | ||||
Fachbereich(e)/-gebiet(e): | 01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften 01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften > Betriebswirtschaftliche Fachgebiete 01 Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften > Betriebswirtschaftliche Fachgebiete > Fachgebiet Rechnungswesen, Controlling und Wirtschaftsprüfung |
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Hinterlegungsdatum: | 20 Okt 2019 19:55 | ||||
Letzte Änderung: | 17 Dez 2020 13:35 | ||||
PPN: | |||||
Referenten: | Reiner, Prof. Dr. Quick ; Peter, Prof. Dr. Buxmann | ||||
Datum der mündlichen Prüfung / Verteidigung / mdl. Prüfung: | 7 November 2018 | ||||
Export: | |||||
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